Massenpanik: So sicher ist München

Von Olympiastadion bis Oktoberfest: Wie die Stadt einen reibungslosen Ablauf von großen Events garantieren will.
MÜNCHEN Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) fordert jetzt eine Überprüfung der Sicherheitskonzepte auf Massenveranstaltungen. Gesetzlich ist genau geregelt, wie viele Ausgänge, Platz für Fluchtwege und Sicherheitspersonal bei einer Veranstaltung sein müssen. Ein Konzertveranstalter, der z.B. die Olympiahalle bucht, bekommt vom KVR Auflagen, deren Einhaltung vor dem Konzert bei einer Begehung durch das KVR geprüft wird.
Beispiel Olympiastadion: Beim Madonna-Konzert im vergangenen Jahr durften maximal 60000 Personen rein, 20000 davon in die Arena. Aus der Arena gibt es drei Ausgänge, zwei sind 20 Meter breit, einer 2,50 Meter. Das Marathontor bleibt für Einsatzkräfte reserviert. Es müssen 100 Sanitäter da sein, 20 Feuerwehrler und rund 400 Ordner.
Zunächst werden nicht alle Karten verkauft. „Es gibt technische Sperrungen, das heißt es wird großzügig Platz gelassen für Licht und andere Bühnentechnik. Erst wenn dann ganz genau feststeht, wie Bühne und Produktion aussehen, werden die restlichen freigewordenen Karten verkauft“, erklärt Michael van Almsick, Sprecher des Konzertveranstalters Global concerts. In der Arena selbst gibt es Wellenbrecher: Die Sicherheitsschneisen verhindern, dass 20000 Arena-Besucher alle von hinten auf die vorderen Reihen drücken. „Außerdem können von dort aus die Sicherheitsleute Fans, die die Kräfte verlassen, schneller rausziehen“, sagt van Almsick.
Beispiel Olympiahalle: Je nach Bestuhlung dürfen maximal 16100 Personen rein. Es gibt´ für sie sechs große Ausgänge, es müssen 1000 Sicherheitskräfte da sein, rund 50 Sanitäter und 8 Feuerwehrler.
Beispiel Sommernachtstraum: Bei dem Open-Air-Event im Olympiapark sind auf dem ganzen Gelände 57000 Besucher zugelassen. In den Zäunen, die das Aral abriegeln, gibt es vorgesehene Notöffnungen, bei Panik könnten die Zäune zusätzlich umgekippt werden.
Beispiel Oktoberfest: Münchens größtes Fest, die Wiesn, hat den Nachteil, dass es keine limitierte Kartenvergabe gibt, man weiß also nie genau, wie viele Besucher kommen. „Andererseits hat das Oktoberfest den Vorteil, dass das Areal komplett offen ist“, sagt Wolfgang Schäuble, Oberbranddirektor der Stadt.
Die Wiesn-Zelte fassen zwischen 4000 und 10000 Personen. Pro 200 Personen sieht das Gesetz 1,2 Meter Notausgang vor. Im Hackerzelt müssen zum Beispiel täglich 100 Sicherheitskräfte parat sein. Seit letztem Jahr müssen die Wirte schon vor Öffnung der Zelte um 9 Uhr Sicherheitskräfte abstellen, weil die Besucher so früh anstehen.
Die MVG setzt zur Wiesnzeit 200 zusätzliche Mitarbeiter ein, über 100 für Sicherheitsaufgaben. Außerdem sind 300 bis 400 Polizisten im Einsatz.
München hatte sich 2007 für die Loveparade beworben, den Zuschlag aber nicht bekommen. KVR-Chef Blume-Beyerle: „Wir hätten das mit den Erfahrungen, die wir haben, schon so abgewickelt, dass wir das auch vertreten können.“Tina Angerer