Massen-Gentest: "Hoffentlich fassen sie das Schwein"

26 Jahre nach dem Verbrechen: Jagd auf den Mörder der kleinen Michaela - Die AZ hat den ersten Massen-Gentest in München beobachtet.
von  Nina Job
Michaela Eisch wurde 1985 ermordet - die Polizei sucht ihren Mörder nun per Gentest.
Michaela Eisch wurde 1985 ermordet - die Polizei sucht ihren Mörder nun per Gentest. © Polizei/dpa

26 Jahre nach dem Verbrechen: Jagd auf den Mörder der kleinen Michaela - Die AZ hat den ersten Massen-Gentest in München beobachtet.

Ramersdorf - Der Erste wartet schon kurz vor 10 Uhr an der Polizeiturnhalle in der Bad-Schachener-Straße 4 – drei Stunden, bevor der Massengentest offiziell startet. Auch Lackierer Helmut Gerbach (51) ist zu früh dran. Unruhig sitzt er mit der dreiseitigen Einladung der Polizei in der Hand auf seinem Motorrad. „Ein bisschen nervös bin ich schon, obwohl ich mir keiner Schuld bewusst bin“, sagt der BMW-Mitarbeiter.

Es ist eine ungewohnte Situation für ihn – aber auch für die Münchner Polizei ist es die erste „DNA-Reihenuntersuchung“. 1750 Männer, die vor 26 Jahren in der Maikäfersiedlung (Ramersdorf) lebten oder einen Bezug dorthin hatten, sind aufgefordert, an diesem Wochenende freiwillig eine Speichelprobe abzugeben.

Die Mordkommission hofft damit, den Mord an der damals achtjährigen Michaela Eisch aufzuklären. Die Schülerin war am 17.Mai 1985 an der Braunauer Eisenbahnbrücke vergewaltigt und erdrosselt worden. „Wir gehen davon aus, dass sie ihren Mörder kannte. Zeuginnen sahen sie zusammen mit einem Mann, der Umgang schien vertraut zu sein“, sagt Mordkommissions-Chef Markus Kraus.

„Auch glauben wir, dass Michaela sich nicht von einem Fremden hätte davon abbringen lassen, zu ihrer Mutter zu fahren.“ Die Achtjährige wollte am Tag ihres Todes zum ersten Mal allein vom Innsbrucker Ring mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof fahren, um ihre Mama von der Arbeit abzuholen.

Für viele Männer, die sich auf den Weg in die Polizeiturnhalle machen, ist das „Ehrensache“. Wie für Klaus Bräu (69). Er erscheint mit Hosenträgern über dem Hemd. Um den Hals trägt er zwei Ketten: An der einen hängt ein Kreuz, an der anderen eine Münze mit dem Abbild des Jesuiten-Paters Ruppert Mayer.

Klaus Bräu wohnt bis heute in der Siedlung. Er kann sich noch gut an Michaela erinnern. „Sie war so a liabs Madl. Jeder hat sie gern mögen. Hoffentlich wird das Schwein, das ihr das angetan hat, jetzt endlich gefasst!“ Auch Markus Kraus hofft auf einen Treffer. „Im Idealfall kommt auch der Täter zu unserer Reihenuntersuchung. Oder es kommen alle – bis auf einen.“ Dann hätten sie ihn!

 

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