Masken-Report: So halten sich die Münchner an die FFP2-Regel

München - Und weg sind sie, die bunten Smiley-Masken, die feschen Seidentüchlein und Karomuster und Pünkterl vor dem Gesicht. Ganz brav und pünktlich zum Start der FFP2-Pflicht an diesem Montagvormittag trägt München Einheitsweiß vor der Nase.
In aller Herrgottsfrüh sei ihr das schon aufgefallen, in der S-Bahn, auf dem Weg in die Arbeit, sagt Christa Steber (58), während sie Papiertüte um Papiertüte mit Brezn und Semmeln füllt beim Wimmer-Bäcker im Untergeschoss der Münchner Freiheit, "da war überhaupt keiner ohne die neue Maske unterwegs".
FFP2-Pflicht: Bei Verstoß drohen 250 Euro Strafe
Der eine einzige Herr in schnöder krankenhausblauer Bedeckung, der grade seine Frühstücksmohnschnecke eingepackt hat? "Dem lassmas heut noch durchgehen", sagt sie, legt den Kopf schräg und schiebt augenzwinkernd nach: "Kost' ja noch kein Bußgeld die Woche. Aber nächste Woche dürft ich dem nix mehr verkaufen."

Nun, ein paar Tage Karenzzeit gibt es noch, bis Bußgelder in Höhe von 250 Euro fällig werden für Münchner, die sich nicht an die neue FFP2-Maskenpflicht im ÖPNV, beim Arzt und beim Einkaufen halten. Bis sich alle umgewöhnt haben an die schon wieder neue Regel, und bis jeder mit den hochwertigeren, nicht waschbaren - und ganz schön teuren - Einmal-Bedeckungen ausgestattet ist.
Zwischen 3,50 und vier Euro kosten die in der Apotheke pro Stück, im Internet gibt es sie deutlich billiger. Schon vergangene Woche seien viele Münchner ab 60 mit einem "Berechtigungsschein" der Krankenkasse dagewesen, um ihren Sechserpack für zwei Euro abzuholen, ist in der Ursula-Apotheke zu hören. Der Ansturm auf die Masken sei da – aber reichlich Nachschub auch.

Wenn der Start-Tag als Maßstab gelten kann, dürften die Ordnungshüter nicht allzu viele Schwierigkeiten haben, die neue Pflicht durchzusetzen. Am Busbahnhof oben, unter den geschwungenen Dächern der Münchner Freiheit, ist ein Dutzend Wartender ordnungsgemäß weiß maskiert. Nur ein Mann steht da in Normalotuch vor Mund und Nase. Der Busfahrer lässt ihn rein, murmelt dem Fahrgast aber zu: "Neue Maske kaufen, bitte..."

ÖPNV: Fast alle tragen eine FFP2-Maske
Auch unten in der U-Bahn Richtung Marienplatz zeigt ein Blick: Von gefühlt 100 Leuten tragen bestenfalls drei nicht die vorgeschriebene Gesichtsbedeckung. "Ach Gott, heute schon", sagt erschrocken eine Dame, erklärt aber auch, ein neues FFP2-Exemplar längst daheim liegen zu haben.
Viel Grant ist ebenfalls nicht zu hören beim ersten Blick in die Stadt. "Ist doch überhaupt kein Problem", sagt etwa Rentnerin Therese Dußmann (73), "ich kann super atmen in dem Ding. Ich zieh das an, wenn ich aus dem Haus geh, und danach wieder aus." Zwei Studentinnen an der Uni tragen ebenfalls weiß, "passt schon", sagt die eine. Und die andere: "Wenn's hilft, machen wir das halt."

Was modisches Styling betrifft, ist das neue Pflichtteil freilich kein Gewinn – was ins Auge fällt, wenn jemand so tadellos im italienischen Pelz gekleidet zum Konditor geht wie der Schwabinger Martin S. Dass die Brille über dem Maskenbügel an der Nase anläuft, nervt nicht? "Ach wo", sagt er ungerührt. "Wir machen sowieso viel zu viel Gejammer-Bohei um jede neue Regel. Man kann sich auch mal die Haare lang wachsen lassen und nicht ausgehen und nicht reisen. Könnte doch alles viel schlimmer sein, oder?"

"Wie sollen Arme und Obdachlose das bezahlen?
Sicher, wenn man finanziell keine Sorgen und ein angenehmes Zuhause hat, ist vieles an Einschränkungen leichter zu ertragen. Jemand wie Walter Furtner (46), der auf den Bus wartet, hat einen anderen Blick aufs Ganze. Er habe in der Krise seinen Kellnerjob verloren, erzählt er – und lebe gerade von Hartz IV. Zehn Euro an "Mehrbedarf" sei auf seinem Zettel gestanden für diesen Monat.
"Wie viele Einmalmasken soll ich davon kaufen?", sagt er, "und wie sollen Arme und Obdachlose das eigentlich bezahlen, die müssen sich doch auch schützen." Die FFP2-Pflicht kritisieren mag aber auch er nicht. Alles, was helfen könne, damit Corona verschwindet, sei gut.

Und Zeit wär's langsam, dass der ganze Wahnsinn ein Ende habe. Und die Stadt wieder zum Lachen komme. Dann nämlich braucht es auch keine Smiley-Masken mehr.