Marx über soziale Schieflage: "Es gibt auch in Bayern Armut"

Der Kardinal Reinhard Marx sieht „ein Gefühl der Ungerechtigkeit, eine wahnsinnig große Verschiebung der Gewinne auf der einen Seite und der Folgen, die Generationen abtragen müssen“.
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Reinhard Marx: "Die Krise ist noch nicht zu Ende."
dpa Reinhard Marx: "Die Krise ist noch nicht zu Ende."

MÜNCHEN - Der Kardinal Reinhard Marx sieht „ein Gefühl der Ungerechtigkeit, eine wahnsinnig große Verschiebung der Gewinne auf der einen Seite und der Folgen, die Generationen abtragen müssen“.

Die große, die gewachsene Zuversicht der Bayern in die Zukunft – sie wird von Kardinal Reinhard Marx nicht in allen Bereichen geteilt. Der Münchner Erzbischof sagte gestern im Münchner Presseclub: „Die Krise ist noch nicht zu Ende.“ Marx sieht „ein Gefühl der Ungerechtigkeit, eine wahnsinnig große Verschiebung der Gewinne auf der einen Seite und der Folgen, die Generationen abtragen müssen“.

Ganz kurz ging Marx auch auf die Lage im Freistaat ein. „Bayern – na ja. Bayern ist in einer guten Situation durch die wirtschaftlichen Daten.“ Allerdings werde auch hier die Gesellschaft heterogener. Und: „Es gibt auch in Bayern Armut, vor allem die Altersarmut macht mich besorgt für die Zukunft.“

„Es war kein einfaches Jahr für die katholische Kirche“, bilanzierte der Kardinal in Sachen Missbrauchsskandale. „Wie konnte das sein, dass wir diese blinden Flecken hatten, dass die Opferperspektive nicht vorhanden war?“ Mit diesen Fragen werde man sich nach der Fertigstellung des Missbrauchsberichts (AZ berichtete) in den nächsten Jahren beschäftigen müssen.

Deutlich sei durch den Bericht aber auch geworden, dass es zur Politik der völligen Offenheit keine Alternative gegeben habe. Und dass ein Generalverdacht nicht angebracht sei: „Es sind zu viele, jeder Fall ist zu viel“, so der Erzbischof. „Aber die überwältigende Mehrheit der Priester tut ihren Dienst mit Engagement.“

Die Kirche habe an Glaubwürdigkeit eingebüßt, „alle in der Kirche werden mitverhaftet – ob sie Täter waren oder nicht“. Insgesamt schätzt Marx 2010 als „schwieriges Jahr“ ein, als „die schwersten Monate meines Lebens“.

Allzu große Hoffnungen auf positive Auswirkungen durch den Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. im kommenden Jahr für die katholische Kirche dämpfte der Kardinal gestern. Die Visite in Berlin, Erfurt und Freiburg werde Positives bewirken. „Aber sie löst nicht einfach die Probleme“, so Marx.

Der Kardinal hofft aber, dass der Papst in Berlin „eine große Rede halten wird“, im Bundestag oder anderswo. Darin könne es etwa um die Themen „Glaube und Vernunft“ oder „Wahrheitsanspruch und Freiheit“ gehen. „Man wird ihm zuhören“, sagte er zu den Erwartungen der Bischöfe an den Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes in Deutschland.

Marx berichtete, dass er den Papst schon vor längerer Zeit auch nach Bayern eingeladen habe – allerdings ohne Erfolg: Beim Besuch im September ist keine Zeit für einen Abstecher in die Heimat Ratzingers.

Rudolph Huber

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