Marode Großmarkthalle

Generalsanierung für 125 Millionen Euro ist dringend nötig – 2,5 Milliarden Euro werden dort im Jahr verdient und 800000 Tonnen umgesetzt
MÜNCHEN Der Bauch von München, der die ganze Region mit Köstlichkeiten aus aller Welt versorgt, ist in die Jahre gekommen. Doch bei der Großmarkthalle hilft keine Kosmetik mehr, eine Generalsanierung für die zum Teil fast 100 Jahre alten Gebäude ist überfällig. Das kostet nach ersten Schätzungen 125 Millionen Euro. München muss handeln, denn andere Großhandelsplätze wie Stuttgart sind scharf auf die Kunden des Münchner Marktes.
„Wir können da kein Pflaster draufkleben“, stellte Kommunalreferentin Gabriele Friderich fest, als sie mit dem Großmarktchef Rainer Hechinger den Zustand des Marktes diagnostizierte. Der Sanierungsbedarf ist unübersehbar.
Hechinger kalkuliert nüchtern und unaufgeregt: „Es wird nach ersten Schätzungen rund 125 Millionen Euro kosten.“ Der städtische Eigenbetrieb kann selbst nur etwa 35 Millionen Euro aufbringen. „Den Rest müsste die Stadt übernehmen“, so Gabriele Friderich. Das Sanierungsprojekt soll nach den ersten Entwürfen auf mindestens sechs Jahre gestreckt werden. Dafür wird ein strenges Strategiekonzept entwickelt. Schließlich darf der Betrieb nicht gestört werden.
Es geht nicht nur um die nassen Keller, die wie ein weit verzweigtes Labyrinth unter den Hallen liegen. Erst wurde überlegt, einen Teil davon zuzuschütten. Aber für die Marktleute sind sie unverzichtbar. Viele brauchen sie als kühle Zwischenlager. „Generell muss die Bausubstanz verbessert werden“ sagt Hechinger, „und bei einem Hallenteil muss einem möglichen Einsturz vorgebeugt werden“.
Für den benachbarten alten Viehhof, der auch zum Markthallen-Betrieb gehört, gibt es Anfragen, um Hallen aufzubauen. Und außerdem verlangt der Brandschutz ein neues Sicherheitskonzept.
400 Händler und rund 3000 Beschäftigte arbeiten auf dem Großmarkt
„Schließlich müssen wir auf dem Gelände eine neue Speditionslogistik entwickeln“, so Hechinger: „Die Anforderungen an moderne Großumschlagplätze im Lebensmittelbereich sind hier nicht mehr erfüllt.“ Andere Konkurrenzstädte seien da bereits besser aufgestellt.
„Für München ist der Großmarkt ein sehr wichtiger Wirtschaftsstandort“, sagt Gabriele Friderich: „So ist der Umbau gut investiertes Geld für die Zukunft.“ Im Jahr werden auf dem 438000 Hektar großen Gelände bis zu 800000 Tonnen Waren umgesetzt, die rund 2,5 Milliarden Euro wert sind. Es gibt 400 Händler und rund 3000 Beschäftigte. „Im Konzert der deutschen Großmärkte liegt München mit an der Spitze“, weiß Hechinger. Märkte wie Stuttgart warteten nur darauf, den Münchnern die Kundschaft aus Italien abzujagen.
Und warum baut die Stadt nicht neu auf der grünen Wiese? „Dieser Standort ist für alle Gold wert“, meint Gabriele Friderich: „Er bietet für alle kurze Wege.“ Vom Stadtrat hat sie sich bereits eine Marktnutzung am alten Platz bis zum Jahre 2040 genehmigen lassen. Daran sind auch die Mietverträge mit den Firmen orientiert. „Mit Blick auf spätere Generationen tut die Stadt gut daran, solche Flächen für eine spätere Stadtentwicklung zu reservieren.“ Außerdem solle man das „tolle Flair im Viertel“ nicht zerstören: „Das ist ein wunderbarer Lebensmittelpunkt geworden. Das ist viel wert. “
Willi Bock</>