Kommentar

Ahnungslos und abwartend bei der Zweiten Stammstrecke: So kennt man Söder gar nicht

Wie der bayerische Ministerpräsident mit dem Großprojekt umgegangen ist, das wundert die Politik-Redakteurin. So kennt man ihn nicht.
von  Heidi Geyer
Markus Söder bei seiner Aussage im Untersuchungsausschuss.
Markus Söder bei seiner Aussage im Untersuchungsausschuss. © Sven Hoppe/dpa

Die Zweite Stammstrecke – so richtig gekümmert hat es Söder nicht, das größte Infrastrukturprojekt Bayerns. Bei seinem Vorgänger Horst Seehofer scheint das noch anders gewesen zu sein, zumindest hatte dieser das explizit betont bei seiner freiwilligen Aussage im Untersuchungsausschuss.

Söders weiß zwar, dass da was nicht gut geht mit dem Gleisprojekt. Nur reagiert er ganz anders als Seehofer. Als die Bahn mit Zahlen mauert, nimmt er das einfach hin. Und wartet. Und wartet. Über ein Jahr. So kennt man ihn sonst gar nicht, diesen Mann, der doch eigentlich für seinen kurzen Geduldsfaden bekannt ist und als dynamisch und entscheidungsfreudig gilt, oder zumindest gelten will.

Söders Führungsstil wirft die ein oder andere Frage auf

Auch als Verkehrsministerin Schreyer Alarm schlägt, tut er nix. Ihr zu helfen mit einem Spitzengespräch, das ist halt nicht so sein Führungsstil. Weil er ja nicht in den Fachressorts reingschafteln will. Nun ja, von vielen aus der Politik hört man ganz was anderes, wenn sie Söders Führungsstil beschreiben sollen. Laissez-Faire hört man da jedenfalls nie.

Sein Partei-Spezl Andi Scheuer – auf den hat er "eher geringen Einfluss". Ungewöhnlich für einen Parteichef, der auch bei der Besetzung von Bundesministerposten ein Wörtchen mitzureden hat.

Auch Söder weist im U-Ausschuss erstaunliche Erinnerungslücken auf

Mitarbeiter der Staatskanzlei vermischen Sachpolitik mit Wahltaktik und dokumentieren das auch noch in den Akten. Das Wort "dilatorisch" kennt jetzt wohl fast jeder Münchner. Der brüskierte Chef weiß nicht, was seine Mitarbeiter so schreiben.

An so viele ganz zentrale Dinge kann sich Markus Söder nicht erinnern. Es ist schon erstaunlich, wie machtlos ein Ministerpräsident sein kann. Wer so wenig Einfluss hat, bei dem ist es vielleicht ganz gut, dass er nicht im Kanzleramt sitzt.

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