Markus Söder stänkert gegen München
München - Dass Markus Söder immer mal wieder und offenbar durchaus gern aneckt in München, rechnen manche Altbayern ja seiner Herkunft zu. Der CSU-Finanzminister ist Franke (und, nebenbei, nicht Anhänger des FC Bayern, sondern Club-Fan).
Zuletzt hat Söder viele Münchner aufgeregt, weil er sich vehement für den Bau der dritten Startbahn am Münchner Flughafen einsetzt. Dabei haben die Münchner das Vorhaben in einem Bürgerbegehren mehrheitlich abgelehnt. Aber Söder, selbsterklärter Kronprinz (und Möchtesehr-sehr-gern-Nachfolger von Ministerpräsident Seehofer) lässt nicht locker.
Der Münchner SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn verbreitete gestern einen Vorgang vom Montagabend: Da habe sich Söder auf dem Heimatempfang im mittelfränkischen Neustadt an der Aisch „heftige Ausfälle gegen München“ geleistet, schreibt von Brunn: „Nach Angaben von Veranstaltungsteilnehmern sagte er in der Neustadt-Halle wörtlich: ,Ihr bekommt mehr, weil München nichts mehr bekommt!’.“
So etwas kommt freilich an in der fränkischen Provinz. In München naturgemäß weniger.
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Florian von Brunn giftet: „Diese Äußerungen gegen München sind unglaublich. Söder will Ministerpräsident für ganz Bayern werden, aber zieht in Franken gegen München zu Felde. Damit disqualifiziert er sich selbst!“
Von Brunn weiter: „Ich bin gespannt, was Söders Kabinettskollege und Vorsitzender der Münchner CSU, Ludwig Spaenle, dazu sagt. Ich erwarte eine sofortige Distanzierung von Spaenle und eine Entschuldigung von Söder.“ Die blieb am Mittwoch aus.
Der AZ sagte Söder nur knapp (und unter Auslassung des „von“ im Namen): „Brunn irrt.“ Er habe in Neustadt lediglich über die sogenannten Schlüsselzuweisungen gesprochen.
Söder verwies vielmehr darauf, dass der Freistaat vier Milliarden Euro für Maßnahmen in München ausgebe: Allein der Konzertsaal koste mehr, als der Freistaat für die besonders strukturschwache Kommunen ausgebe; das seien im Vorjahr 100 Millionen Euro für 27 Landkreise und 143 Städte und Gemeinden gewesen.
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Im Rathaus kam Söders Kein-Geld-für-München-Dogma gestern trotzdem schlecht an. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) winkte auf AZ-Anfrage allerdings nur kurz ab. Er will sich zu den Tiraden nicht äußern. Dass in der Staatskanzlei eine spezielle „Lex München“ existiert, darüber gibt es schließlich immer mal wieder Gerüchte. Doch solche Spekulationen sind dem OB zu blöd.
Florian Roth hält die Äußerungen für einen neuerlichen Versuch, die Stadt klein zu halten. Nichts Neues für den Grünen-Chef im Rathaus. Bei der Ausstattung der Schulen zum Beispiel strecke die Stadt jedes Jahr 250 Millionen Euro vor. Da versuche die Staatsregierung auch immer mit allen Tricks und Ausreden, sich vor einer Rückzahlung zu drücken. „Wohin das führt, sieht man ja jetzt“, sagt Roth mit Blick auf das aktuelle Loch im Stadtsäckel. Ob Söder da Mitgefühl mit München spürt, ist freilich nicht überliefert.