Manuel Pretzl: So tickt der neue Chef der CSU im Rathaus

München - Es ist natürlich etwas ungewöhnlich, ein Porträt mit dieser Frage zu beginnen: Fleischpflanzerl oder doch lieber Linguine mit Garnelen? Manuel Pretzl ist sich da nicht so ganz schlüssig. In seinem Fall lässt sich mit diesem Zaudern aber so einiges erklären.
Pretzl ist seit Anfang des Jahres neuer Chef der CSU im Rathaus. Als Nachfolger von Hans Podiuk steht er nun einer der beiden stärksten Stadtratsfraktionen vor. Wenn es um die Zukunft der Stadt geht – um neue U-Bahnen, längere Schankzeiten oder die Sicherheit auf der Wiesn – wird der 41-Jährige in den nächsten Jahren also immer ein gewichtiges Wörtchen mitreden dürfen. So jemanden kann man schon mal näher vorstellen.
Pretzl legt eine Parteikarriere im Schnelldurchgang hin
So sitzt man also hier im Herzog in der Maxburgstraße und sieht Pretzl beim Grübeln zu. Lieber die Fleischpflanzerl? Oder doch lieber die Linguine mit Garnelen?
Irgendwie symptomatisch, dass sich Pretzl nicht so recht entscheiden kann. Dem gebürtigen Harlachinger wird nachgesagt, sehr vielseitig zu sein. In der CSU traut man ihm deshalb auch zu, die mitunter recht störrische Stadtratsfraktion wieder auf einen gemeinsamen Kurs einschwören zu können.
Es heißt, er könne mit dem konservativen Flügel genauso gut wie mit dem progressiven, mit der Fleischpflanzerl-Fraktion genauso wie mit der Garnelen-CSU.
Ein Wunder wäre das nicht. Pretzl ist schließlich ein klassisches Parteigewächs. Mit 14 trat er der Jungen Union bei. Auch als Schüler war er bereits politisch sehr interessiert. Das Elternhaus war zwar eher liberal geprägt. Auf einer Klassensprecherkonferenz überzeugte ihn ein Mitschüler dann aber von den Vorzügen der Jungen Union (JU).
In den Folgejahren legte Pretzl eine Parteikarriere im Schnelldurchgang hin. Mit 16 Chef des JU-Ortsverbands Obergiesing-Fasangarten, dem damals größten in Bayern. Mit 20 Abgeordneter im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching. Mit 22 Vorsitzender des lokalen Ortsverbands, als jüngster Verbandschef in ganz Bayern.
Seit 2002 sitzt Pretzl nun im Stadtrat. Anfangs sei er noch ein recht wilder JUler gewesen, heißt es aus den gegnerischen Reihen. Einer, der gerne mal eine Rote-Socken-Kampagne fährt. Das habe sich dann aber ziemlich schnell abgeschliffen. Inzwischen schätzen ihn auch die Kollegen aus den anderen Fraktionen als einen, der in die Debatten zwar auch mal Polemik und Schärfe reinbringen kann, der aber insgesamt "ein Sparringspartner ist, mit dem man gut auskommen kann".
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In seiner Freizeit steigt er gerne auf den Hochsitz
"Dass man mich als fair bewertet, das freut mich", sagt Pretzl beim Mittagessen. Als passionierter Fischer und Jäger ist ihm schließlich überaus bewusst, dass man sich an bestimmte Verhaltensregeln halten muss, sonst schneidet man sich irgendwann womöglich ins eigene Fleisch.
Ein bis zwei Mal im Monat geht Pretzl auf die Pirsch. Zwischen Freising und Moosburg teilt er sich gemeinsam mit Freunden eine Jagdpacht. Auch jetzt in der eisig kalten Jahreszeit setzt er sich dort mitunter auf den Hochsitz. Mehr als ein Wildschwein laufe einem da derzeit aber nicht vor die Flinte, sagt er.
Pretzl ist eigentlich Direktor des Jagd- und Fischereimuseums in der Fußgängerzone. Wer jetzt aber glaubt, zu Hause sei er eingerichtet wie in einer Jagdhütte, der täuscht sich. Der neue CSU-Chef hat zwei kleine Kinder, Luitpold (4) und Josepha (1). Die haben in der gemeinsamen Wohnung in Harlaching viel mehr das Sagen. Nur seine Frau Iris hat mal zwei Geweihe in eine Vase gestellt, als Deko-Material.
Am Ende entscheidet sich Pretzl übrigens für die Fleischpflanzerl zu Mittag. Weil das Restaurant gerade keinen da hat, ausnahmsweise sogar ohne scharfen Senf. Aber so flexibel ist Pretzl schon. Muss er als neuer CSU-Chef ja auch sein.