Mann wegen Geiselnahme an der TU München vor Gericht

München - Sahar D. (24, Namen geändert) studiert an der TU München. Als sie am 22. Juli des vergangenen Jahres gegen 13 Uhr aus einem Kurs kommt, um Mittagspause zu machen, wird sie urplötzlich von einem Mann von hinten am Handgelenk gepackt. Sie zeigt auf den Mann auf der Anklagebank: Ben F. (34) war’s, ihr (inzwischen) Ex-Ehemann.
Der Mann streckte ihr damals eine Plastiktüte mit einer schwarzen Flüssigkeit entgegen und erklärte, dass es Säure sei und die würde er ihr ins Gesicht schütten, wenn sie ihm nicht folgen würde. Es war zwar nur Cola, aber Sahar D. glaubte ihm.
Und ließ sich zu einer Fensterbank im Unigebäude wegführen.
Geiselnahme in Uni-Toilette
Der 34-jährige Iraner wollte sie überzeugen, bei ihm zu bleiben und redete auf sie ein. Die junge Frau war nach diversen Gewalttätigkeiten aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und hatte die Scheidung eingereicht. Ben F. wollte das nicht akzeptieren. "Er hat mir Versprechen gemacht", berichtet sie am Montag im Zeugenstand. "Er sagte, dass er mich nie wieder schlagen wolle und sich einen Job sucht." Aber er sagte auch, dass sie sein Leben ruiniert habe: "Das musst du mit deinem Leben bezahlen."
Drei Stunden dauerten die Qualen. Unter anderem rief Ben F. bei der Mutter des Opfers und ihrer Schwester, dann auch bei seiner eigenen Mutter an. Allen drei Frauen erklärte er, dass er Sahar D. gefunden habe und diese nun umbringen werde. Die Studentin versuchte, ihn zu beruhigen.
Mit dem Messer am Hals in der Toilette
Bis sie ihm schließlich erklärte, dass sie zur Toilette müsse. Er ging mit ihr, folgte ihr sogar in die Damentoilette im ersten Stock des Gebäudes. Dort drängte Ben F. seine Frau in eine der Kabinen, schlug auf sie ein, nahm sie in den Würgegriff und zog ein Messer. "Er hat versucht, mir das Messer vors Gesicht zu halten", erinnert sich die 24-Jährige an diese Momente der Angst.
Ein Zeuge bemerkte den Tumult auf dem Damenklo und griff beherzt ein, zog Täter und Opfer aus der Kabine. Ben F. konnte mit Hilfe weiterer Zeugen überwältigt werden.
Der Angeklagte will zur Sache nichts sagen, erklärt Verteidiger Hans Schröder nachdem Staatsanwalt Laurent Lafleur die Anklage wegen Geiselnahme und Körperverletzungstaten verlesen hat. Der Prozess wird fortgesetzt.
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