Mann rettet mit Münchner Polizei Flüchtlinge aus Seenot

Während französische Spezialkräfte in Paris das Bataclan stürmen, läuft in München eine beispiellose Rettung für acht Männer, Frauen und Kinder an.
von  Nina Job
Wie diese Flüchtlinge versuchen acht Iraner und Afghanen in der Nacht zum Sonntag von der türkischen Küste zur Insel Kos zu gelangen. Doch ihr Schlauchboot hat ein Loch und versinkt.
Wie diese Flüchtlinge versuchen acht Iraner und Afghanen in der Nacht zum Sonntag von der türkischen Küste zur Insel Kos zu gelangen. Doch ihr Schlauchboot hat ein Loch und versinkt. © dpa

München/Wiesbaden/Kos - Eine Familie aus Afghanistan und zwei Iraner haben ihr Leben einem 53-jährigen Münchner zu verdanken – und der Einsatzzentrale der Münchner Polizei.

Während in der Nacht von Freitag auf Samstag in Paris der Terror herrschte, waren diese Menschen in einem kleinen Schlauchboot auf der Ägäis unterwegs. Die Männer, Frauen und Kinder versuchten vom türkischen Izmir zur griechischen Insel Kos zu kommen.

Mitten in der Nacht – etwa um die Zeit als in Paris Spezialkräfte das Bataclan stürmten – bemerkten die Erwachsenen, dass das Boot, in dem sie alle saßen, ein Loch hatte. Verzweifelt versuchten die Männer das eindringende Wasser abzuschöpfen. Doch das Boot verlor immer mehr Luft. Die Flüchtlinge waren in höchster Lebensgefahr.

 

Hilferuf nach München per Handy

In dieser Situation erinnerte sich einer der Männer an seinen Freund in Bayern: einen 53-jährigen Deutsch-Iraner, der bereits seit vielen Jahren in München lebt. Der Mann auf dem untergehenden Boot rief ihn mitten in der Nacht von seinem Handy aus an.

Der Freund wusste zunächst auch nicht, wie er den Schiffbrüchigen von München aus helfen sollte. Verzweifelt wählte er die 110. Um 1.50 Uhr ging der Hilferuf bei der Einsatzzentrale der Münchner Polizei ein. Damit begann eine beispiellose Rettungsaktion: Die Einsatzzentrale in München informierte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden und gab auch die Handyummer des Iraners, der vom Schlauchboot angerufen hatte, weiter. Das BKA wiederum verständigte die zuständigen Stellen in der Türkei und in Griechenland.

Am Sonntag, gegen 9 Uhr, erfuhr die Einsatzzentrale in München laut Polizeisprecher Werner Kraus vom glücklichen Ende der Rettungsaktion: Ein Fischerboot war den Schiffbrüchigen auf dem Meer zu Hilfe geeilt. Allerdings war es zu klein, um alle acht Flüchtlinge aufzunehmen.

Doch es hatte sich auch die Seenotrettung auf den Weg gemacht. Die genaue Position konnte über eine Handyortung ausgemacht werden. Polizeisprecher Kraus: "Als die Retter bei den Flüchtlingen eintrafen, war das Schlauchboot bereits untergegangen. Die Flüchtlinge im Wasser. Alle konnten gerettet werden."

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