Mamas Freund vergeht sich an zwei Mädchen

Missbrauchsprozess: Der Angeklagte räumt (fast) alle Vorwürfe ein. Doch sein Geständnis hat Lücken.
von  John Schneider
Hat sich an zwei Mädchen vergriffen: Bernd F. (47).
Hat sich an zwei Mädchen vergriffen: Bernd F. (47). © jot

München Bernd F. (47, Name geändert) redete viel zu Prozessbeginn. Über seinen Lebenslauf und wie es in den Jahren 2001 bis 2008 zu den sexuellen Übergriffe auf die beiden Töchtern seiner Ex-Lebensgefährtin kam. Aber ein Geständnis war das in den Augen der Vorsitzenden Richterin Regina Holstein nicht. Sie unterbrach am Mittag sichtlich genervt den Prozess mit den Worten: „Beraten sie mit Ihrem Anwalt wohin die Reise gehen soll.“

In einer Erklärung hatte der Koch zwar die Vorwürfe des Missbrauchs über seinen Anwalt eingeräumt. Aber dieses Geständnis sofort eingeschränkt: Er sei nicht in die Kinder eingedrungen. Er bereue, was er getan habe und wüsste, „dass er viel kaputt gemacht hat“.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aber vor, dass er sich nicht nur von den beiden Mädchen am Penis anfassen und von der älteren Schwester befriedigen ließ, sondern dass er auch versucht haben soll, mit den Mädchen zu schlafen.

Die Geschichte des Missbrauchs begann im Jahre 2001. Beim Turntraining lernte der wegen Besitzes von Kinderpornografie vorbestrafte Mann eines der Mädchen kennen, die nach seiner Aussage bald darauf ein Treffen mit ihm und ihrer Mutter organisierte. Als er Ende des Jahres arbeitslos wurde, zog er als Papaersatz zu der Frau und ihren beiden vier und acht Jahre alten Töchter.

Mit der Älteren sei er schon bald intim geworden. Das habe mit Streicheln begonnen und wurde dann mehr. Er habe sie dann regelmäßig mindestens einmal die Woche missbraucht. Und das über zwei Jahre, gestand der Koch.

Die Mutter habe von der Kinderporno-Verurteilung (zwei Jahre auf Bewährung, 4000 Mark) erfahren und ihn daraufhin gefragt, ob er ihren Töchtern etwas antun würde. Was er damals verneint habe, erklärte der Angeklagte.

An sein Versprechen hat er sich nicht gehalten. Sogar nach der Trennung von der Frau haben ihn diese und ihre Kinder in seiner neuen Wohnung am Ammersee besucht. In dieser Zeit habe er sich dann auch an der jüngeren Schwester vergriffen. Die Kleine war damals erst sieben oder acht Jahre alt.

Zu seinem Lebenslauf erklärte Bernd F. unter anderem, dass er bei einer Pflegefamilie aufwuchs, sich dort aber vernachlässigt fühlte. Mit 13 Jahren ging er freiwillig ins Heim: „Ich wollte bei dieser Familie nicht mehr bleiben.“

Der Prozess dauert an.    

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