Maikundgebung: "Altersarmut ist nicht hinnehmbar!"

Bei der Maikundgebung der Gewerkschaften wird OB Dieter Reiter deutlich. Bundesweit demonstrieren 340.000 Menschen.
von  AZ
Viel los am Marienplatz: Die traditionelle Maikundgebung der Gewerkschaften zieht wieder Tausende an. Kleines Bild: Gewerkschaft und Politik Seit an Seit: Jürgen Kerner (IG Metall), OB Dieter Reiter, Bürgermeisterin Christine Strobl und der Münchner Verdi-Chef Heinrich Birner auf der Bühne am Marienplatz.
Viel los am Marienplatz: Die traditionelle Maikundgebung der Gewerkschaften zieht wieder Tausende an. Kleines Bild: Gewerkschaft und Politik Seit an Seit: Jürgen Kerner (IG Metall), OB Dieter Reiter, Bürgermeisterin Christine Strobl und der Münchner Verdi-Chef Heinrich Birner auf der Bühne am Marienplatz. © Daniel von Loeper

München - Es ist eine lange Tradition, dass die Münchner SPD-Oberbürgermeister am 1. Mai auf dem Marienplatz vor den Demonstranten sprechen. Im Jahr 2014 tat OB Dieter Reiter das als allererste Amtshandlung an seinem allerersten Tag als Oberbürgermeister. Natürlich war er auch 2018 wieder dabei. "Dass jemand, der sein ganzes Leben hart gearbeitet hat, im Alter arm ist, ist nicht hinnehmbar!", rief Reiter den Demonstranten zu.

Die waren zuvor schon zu Tausenden vom Gewerkschaftshaus quer durch die Innenstadt marschiert. Am Marienplatz kritisierten die Redner die zunehmende Ungleichheit – wie Münchens DGB-Chefin Simone Burger, die in ihrer Rede in Anspielung auf das alte Seehofer-Zitat spottete: "Wenn Bayern die Vorstufe zum Paradies ist, dann handelt es sich um eine exklusive Vorstufe zum Paradies!".

In München war auch Wohnen ein großes Thema

Fatih Demitras betonte für die DGB-Jugend, wie groß das Problem der steigenden Mieten in der Stadt ist. "Ist München nur noch eine Stadt für die Oberschicht? Bezahlbarer Wohnraum ist vor allem für Azubis wichtig!" Die Gewerkschaften haben angesichts der anstehenden Umbrüche in der Arbeitswelt zum "Tag der Arbeit" mehr Rechte und eine stärkere Mitbestimmung für Arbeitnehmer angemahnt. Dazu gehörten neben flächendeckenden Tarifverträgen auch starke Betriebs- und Personalräte, betonten führende Gewerkschaftsvertreter und Politiker auf zahlreichen Mai-Kundgebungen.

Nur so lasse sich beispielsweise die Digitalisierung meistern, die in den kommenden Jahren in Büros und Fabrikhallen den Berufsalltag von Millionen Beschäftigen verändern werde. Nach Angaben des DGB nahmen bundesweit rund 340.000 Menschen an knapp 500 Veranstaltungen der Gewerkschaften teil.

Die Politik ist in der Pflicht

Bei der Gewerkschaftsforderung nach Tarifverträgen für möglichst alle Arbeitnehmer sieht der Vorsitzende des DGB, Reiner Hoffmann, vor allem die neue Bundesregierung in der Pflicht. Bei der DGB-Hauptkundgebung in Nürnberg sagte Hoffmann, nur mit Tarifverträgen lasse sich verhindern, dass einzelne nicht-tarifgebundene Unternehmen "mit Dumpinglöhnen Schmutzkonkurrenz betreiben". Den Absichtserklärungen in der Koalitionsvereinbarung müssten nun Taten folgen, sagte er vor rund 6.500 Zuhörern.

Verdi-Chef Frank Bsirske forderte die Politik auf, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. "Wir brauchen mehr staatliche Investitionen in die Daseinsvorsorge, in bezahlbaren Wohnraum, in Bildung und Erziehung, in die Alterssicherung. Da muss die Koalition jetzt zügig umsetzen, was sie sich vorgenommen hat", sagte er in Braunschweig. Dabei dürfe die Politik nicht stehen bleiben, sondern müsse weit darüber hinaus gehen, wenn sie die Teilhabe aller Bürger stärken wolle. "Investitionen in die gesellschaftliche Infrastruktur sind auch Gerechtigkeitspolitik", sagte Frank Bsirske.

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