Männerhändler vor Gericht

MÜNCHEN - Der Zuhälterring holte junge Brasilianer als Touristen getarnt nach München. Für 150 Euro pro Stunde mussten diese mit Freiern ins Bett gehen. Jetzt stehen die Rotlichtbosse und ihre Komplizen vor Gericht.
„Bei uns gibt es die leckersten Jungs und Männer. Diskretion ist selbstverständlich!“ Daneben ein Foto mit jungen und halbnackten Männern. So warb ein Zuhälterring im Internet um männliche Freier. Jetzt müssen sich die beiden Rotlichtbosse Michael K. (37) und Willan D. (29) sowie fünf Komplizen wegen bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern und Zuhälterei vor dem Landgericht München I verantworten.
Die männlichen Prostituierte waren junge Männer aus Brasilien. Getarnt als Urlauber kamen 17 Brasilianer seit 2006 in regelmäßigen Abständen illegal mit dem Flieger nach Deutschland. Sie schafften unter Arbeitsnamen wie „Angelo“, „Thiago“, „Toni“ oder „Pablo“ im Frankfurter Escort-Center „Playground“ und in Münchner Bordellwohnungen an – die lagen mitten im Sperrbezirk.
Die Arbeitszeiten waren vorgeschrieben: Im „Playground“ mussten sie täglich von 14 bis 24 Uhr anschaffen, in München je nach Vereinbarung mit den Freiern. Für die Prostitutionsausübung waren 120 bis 150 Euro pro Stunde festgesetzt – 50 Prozent des Liebeslohns kassierten Michael K. und der Brasilianer Willan D. Der kam im Februar 2007 als Tourist nach Deutschland, jobbte zuerst als Callboy für Männer in München und Frankfurt. Ein Jahr später wurde er die rechte Hand von Michael K. Er dolmetschte die Männer aus seiner Heimat und gestaltete die Internetauftritte. Auf einer Art Steckbrief waren Gewicht, Körpergröße und sexuelle Vorlieben von „Pablo“ und Co. beschrieben. Willan D. legte auch Termine fest und handelte den Liebeslohn mit den Freiern aus.
Die fünf Komplizen, die nicht mehr in U-Haft sitzen, organisierten die Flüge, betreuten das Internetportal oder stellten ihre Wohnungen gegen Miete als Bordell zur Verfügung. Allein der Bordellchef Michael K. verdiente bis zur Festnahme im März 2009 über 500000 Euro. Bei ihm wurden auch 9 Gramm Koks von der Polizei sichergestellt.
Bei einem vollen Geständnis wurden den fünf Komplizen Bewährungsstrafen vom Gericht zugesagt. Michael K. muss mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Willan D. wird nach seiner Gefängnisstrafe in seine Heimat abgeschoben. Der Prozess dauert an.
Torsten Huber