Madonnen und Ritter - Die Sammlung Göring

In seinem Prunksitz Carinhall hortete Göring seine Kunstsammlung. Teile davon befinden sich heute im Bayerischen Nationalmuseum. Und das hat sich seine Bestände auf der Suche nach Nazi-Raubkunst genauer angeschaut. Dabei zeigen sich auch Görings spezielle Vorlieben.
München – Das Bayerische Nationalmuseum in München arbeitet sein Nazi-Erbe auf. Die Kunsthistorikerin Ilse von zur Mühlen hat 72 Skulpturen aus der Sammlung von Hermann Göring auf der Suche nach möglicher Raubkunst unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: 15 dieser Skulpturen werden als "bedenklich" oder "vermutlich belastet" eingestuft, wie das Museum mitteilte. Alle Skulpturen wurden in die Online-Datenbank Lostart eingestellt, um mögliche rechtmäßige Vorbesitzer ausfindig zu machen. Einige der Skulpturen sind derzeit im Münchner Museum ausgestellt.
Im Nationalmuseum befinden sich heute mehr als 400 Objekte, die Göring einst in seinem Besitz hatte, darunter die 72 Skulpturen, wie das Museum am Mittwoch mitteilte. Sie standen einst in Görings Prunksitz Carinhall nördlich von Berlin. "Er hatte viele Madonnen und noch mehr Ritterheilige", sagte Museumsreferent Matthias Weniger.
Göring (1893-1946) hatte als Mitglied der Nazi-Elite eine riesige Kunstsammlung angehäuft - oft durch Erpressung oder Raub. Nach dem Ende des Zweiten Krieges fand ein großer Teil den Weg zurück zu den rechtmäßigen Besitzern. Es blieb ein Restbestand, deren Verwaltung der Bundesrepublik und dem Freistaat Bayern übertreten wurde.
Die Objekte, die nach Bayern gingen, wurden unter verschiedenen Museen aufgeteilt. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen veröffentlichten bereits im Jahr 2004 einen Katalog mit 125 Werken aus der ehemaligen Sammlung Göring. Nach Angaben des Nationalmuseums befinden sich Objekte aus der Sammlung Göring unter anderem auch im Jagdmuseum in München und im Museum Fünf Kontinente.