Machtkampf in der SPD: Kaplan fordert Reissl heraus

SPD-Fraktionschef Alexander Reissl bekommt einen Gegenkandidaten. Bei der anstehenden Vorstandswahl soll ihn sein Stellvertreter Hans Dieter Kaplan herausfordern. Grund hierfür ist der umstrittene Führungsstil Reissls.
von  Florian Zick
Alexander Reissl ist seit 2008 der starke Mann hinter Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Alexander Reissl ist seit 2008 der starke Mann hinter Oberbürgermeister Dieter Reiter. © Daniel von Loeper

München - Hans Dieter Kaplan ist eigentlich ein eher ruhiger Typ. Gebürtiger Schwabe, Magister der Philosophie, Gymnasiallehrer. Als größte Eskapade könnte man vielleicht bezeichnen, dass er gelegentliche gerne Rockmusik hört, die Stones und solche Sachen. Als Freund der lauten Töne ist er ansonsten bislang aber nicht aufgefallen.

Umso überraschender ist, was gestern bekannt wurde: Kaplan wird kommenden Montag bei den turnusgemäßen Vorstandswahlen der Rathaus-SPD den etablierte Fraktionschef Alexander Reissl herausfordern. Woher die plötzlichen Machtambitionen kommen? Dazu äußert sich Kaplan nicht.

 

Maulkorb für Kaplan

 

Auch in der, wenn es um Internas geht, sonst recht plauderfreudigen SPD hat man sich einen Maulkorb verpasst. Offiziell will niemand zu der Sache Stellung nehmen. Was man aber erfährt: Richtige Chancen traut Kaplan eigentlich niemand zu.

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Offenbar geht es bei der Gegenbewerbung darum, Reissl einen kleinen Schuss vor den Bug zu verpassen. Der amtierende Fraktionsvorsitzende wird von manch einem seiner Parteikollegen für seinen autoritären Führungsstil kritisiert. Auch, dass sich der SPD-Chef so gut mit einem CSU-Gegenpart Hans Podiuk versteht, missfällt vielen Genossen. Reissl würde Dinge lieber mit Podiuk als mit seiner Partei bequatschen, heißt es.

 

Mitläufer statt Alphatier

 

Dass ausgerechnet Kaplan nun seinen Hut in den Ring wirft, wäre also kein Zufall. Der 60-Jährige ist zwar kein Alphatier. Parteikollegen beschreiben ihn eher als Mitläufer, denn als lautstarken Führer. Er wäre damit aber quasi der genaue Gegenentwurf zum doch meist recht entschlossenen Alexander Reissl.

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Gut möglich also, dass Kaplan zur Kandidatur gedrängt worden ist. Dann stünde er als der Großmütige da, der sich zum Wohl der Parteistimmung verheizen lässt. SPD-intern kursiert allerdings auch eine andere Version, eine, die weniger hehre Motive unterstellt.

 

Machterhalt als Motiv?

 

Dieser Version zufolge ist Kaplans Vorpreschen als verzweifelter Versuch des Machterhalts zu werten. Kaplan ist bislang stellvertretender Fraktionschef. Für diesen Posten gibt es aber offenbar mehrere Bewerber, darunter mit Verena Dietl und Bettina Messinger auch zwei Frauen. Und angeblich ist die SPD gewillt, weiblicher zu werden. Kaplan müsste dann um seinen Posten fürchten.

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Kaplan hofft angeblich also, im Falle eines Scheiterns zumindest mit einem Stellvertreterposten abgefunden zu werden. Ob sich die Sache so verhält oder doch ganz anders: Genau wird man das erst kommenden Montag erfahren. Bis dahin hat sich die SPD Stillschweigen verordnet.

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