Machen Sie's auch mit der SPD, Herr Schmid?

Der CSU-Spitzenkandidat Josef Schmid erklärt im AZ-Gespräch, warum er in Sachen Große Koalition eher skeptisch ist.
AZ: Was überwiegt bei Ihnen: Die Enttäuschung, dass Dieter Reiter bei der OB-Wahl vorne liegt – oder die Freude über das gute Stadtratswahl-Ergebnis der CSU?
JOSEF SCHMID: Bei mir gibt es nur Freude. Das Ergebnis hat meinen Erwartungen entsprochen. Ich habe immer gesagt: Egal, wer zwei oder drei Prozentpunkte vorne liegt. Entscheidend ist, dass wir im Stadtrat gut abschneiden und in die Stichwahl gekommen sind. Wir haben unsere beiden Wahlziele erreicht – im Gegensatz zum SPD-Kandidaten, der als Ziel ausgegeben hatte, im ersten Wahlgang zu gewinnen. Und im Gegensatz zur grünen Kandidatin, die in die Stichwahl wollte.
Dass die Grünen-Wähler Sie am 30. März ins Amt hieven, ist aber eher unwahrscheinlich. Das wissen Sie im Grunde doch auch, oder?
Das sehe ich anders! Ich glaube überhaupt nicht, dass die Bürger, die im ersten Wahlgang Sabine Nallinger gewählt haben, jetzt irgendwelchen Vorgaben der grünen Funktionäre folgen. Ich bin sehr guter Dinge, dass wir sie mit unseren Themen ansprechen.
Sie glauben tatsächlich, dass die Schnittmenge zwischen Grünen- und CSU-Wählern groß genug ist, um Sie zum OB zu machen?
Genau! Das glaube ich auch deswegen, weil ich selbst viele grüne Wähler kenne. Das sind Menschen, denen Parteibuchbesetzungen völlig zuwider sind. Die sind auch nicht angetan von starren Koalitionen. Die wollen mehr Bürgerbeteiligung. Und da sind wir als CSU der Vorreiter in den letzten Jahren.
Wenn Sie die Stichwahl doch verlieren, wollen Sie es dann ein drittes Mal als OB-Kandidat probieren?
Ich werde jetzt erstmal alles dafür tun, diese Stichwahl zu gewinnen und Oberbürgermeister zu werden. Trotzdem wissen Sie doch sicher, wie’s für Sie persönlich weitergeht. Irgendwelche Personal-Spekulationen mag ich jetzt gar nicht machen – auch was mich angeht. Ich finde es erschütternd, dass sich die Gedanken bei Rot-Grün seit Sonntag wieder ausschließlich darum drehen, wer welche Posten bekommt und mit wem man koalieren kann.
Ach kommen Sie schon, freilich haben auch Sie schon Zukunftspläne.
Ich habe eine recht komfortable Ausgangslage. Ich kann mich jederzeit wieder in meine Anwaltskanzlei setzen, deshalb brauche ich keine detaillierten Planungen. Fakt ist: Ich habe jetzt seit acht Jahren den Terminkalender eines OBs. Das kann man schon durchhalten, wenn die Familie so mitmacht wie die meinige. Aber ohne OB zu sein, jetzt nochmal sechs Jahre dranzuhängen als ständiger Kandidat – das ist schon eine gewaltige Anstrengung.
Würde es Sie ärgern, wenn die CSU trotz ihrer Zuwächse bei der Stadtratswahl nicht mitregieren kann?
Das würde mich vor allem ärgern, weil es heißen würde, dass Rot-Grün weitermacht wie bisher: eine starre Koalition bilden und Vorschläge von uns abschmettern, nur weil sie von uns sind. Das hat die Stadt nicht verdient!
Rot-Grün bangt noch um die Mehrheit. Wenn’s nicht reicht: Wären Sie bereit für eine Große Koalition?
Ich bin für eine themenbezogene Zusammenarbeit. Wenn sich die Möglichkeit dazu mit der SPD ergibt, sage ich nicht nein. Allerdings kann ich bei der SPD nicht erkennen, dass da ein neues Denken wäre. Ich sehe nur, dass der SPD-OB-Kandidat immer mehr meine Positionen übernommen hat – da war schon viel Nachgeplappere.
Also: Ja oder Nein zur Groko?
Wenn die SPD zeigt, dass sie am Aufbruch interessiert ist, würde ich einen Vertrag über eine sachliche Zusammenarbeit unterschreiben. Aber ich glaube nicht daran und sehe mehr Potenzial für eine Zusammenarbeit bei den Grünen.
Würden Sie im Falle einer Groko den 2. Bürgermeister machen?
(Lacht) Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.
Haben Sie schon mit Frau Nallinger gesprochen, ob Sie es sich mit Schwarz-Grün nicht nochmal überlegen mag? Dafür könnte es im Stadtrat eventuell reichen.
Nein, habe ich nicht. Ich habe nur erstaunt zur Kenntnis genommen, dass es gleich Aussagen von Rot und Grün gab, dass man die Koalition fortsetzen wolle. Mich irritiert, wie man an einem Wahlabend, noch bevor es ein fixes Ergebnis gibt, so reagieren kann! Das ist unangebracht.