M-Net steckt tief in der Krise
München - Aufgerissene Straßen, auf denen nichts gebaut wird, genervte Bürger, die sich in den Rathäusern beschweren – und ganz viel Wut auf ein Münchner Unternehmen, bei dem die Stadtwerke (SWM) Hauptanteilseigner sind: Im Landkreis Cham schwelt seit Monaten der Streit um das geplante Glasfasernetz. Mittendrin: das Kommunikationsunternehmen M-Net, das nun offenbar in einer tiefen Krise steckt. Sogar von einer möglichen Insolvenz raunt es auf den Münchner Rathaus-Fluren.
Dort muss am Dienstag im Wirtschaftsausschuss SWM-Boss Florian Bieberbach in der Sache Rede und Antwort stehen. Es gibt sehr viele Fragen, wie es so weit kommen konnte. Und: Es geht möglicherweise für die Stadtwerke um sehr, sehr viel Geld, um M-Net zu retten. Wie die Sitzung am Dienstag ausgegangen ist, erfahren Sie hier.
M-Net hat sich verzockt
Aber von Anfang an: 2017 hatte M-Net den Zuschlag für den Glasfaserausbau im Landkreis Cham erhalten. Und sich mit seiner Kalkulation offenbar erheblich verzockt. Im Rathaus ist die Rede davon, dass sich M-Net auf die mündlichen Aussagen eines Bauunternehmers verlassen habe. Das Unternehmen teilt auf AZ-Nachfrage mit, das sei nicht richtig. Man habe an der Ausschreibung "auf Basis des Angebots eines lokalen Dienstleisters" teilgenommen, der "ursprünglich als Infrastruktrurpartner für das Projekt vorgesehen" gewesen sei.
Später auf jeden Fall, Verträge waren bereits unterschrieben, stellte man offenbar fest, dass der Ausbau nicht zum kalkulierten Preis zu machen war. Mehrere Rathaus-Insider berichten von einer Differenz von rund 100 Millionen Euro. M-Net dementiert diese Zahl nicht. Passiert ist in Cham seitdem jedenfalls wenig. Fassungslos standen die Chamer vor aufgerissenen Straßen, an denen nicht weiter gebaut wurde, immer genervter äußerten sich die lokalen Politiker.
Wurde die Größe des Projekts unterschätzt?
Im November schließlich berichtete die "Chamer Zeitung", Landrat Franz Löffler habe erklärt, wenn M-Net nicht bis zum Januar ein Konzept "samt fixem Zeitplan" vorlege, werde der Auftrag neu ausgeschrieben. In Cham betont man: Die gestiegenen Baukosten müsse M-Net tragen, schließlich sei das Münchner Unternehmen verantwortlich für die Verzögerungen und man habe einen gültigen Vertrag. Löffler sagte im November, M-Net habe möglicherweise "die Größe des Projekts unterschätzt". Auch eine Kommentatorin der "Chamer Zeitung" schrieb: "Nun wird den Stadtwerken in München plötzlich schmerzlich bewusst, dass es schon etwas anderes ist, Einöden hinter Siedling mit Glasfaser zu versorgen als Straßenzüge in Sendling."
Die Konsequenzen dieser Fehleinschätzung bringen das Unternehmen offenbar in existenzielle Nöte. "Von 100 Millionen müssten die Stadtwerke als Hauptanteilseigner mit Sicherheit mehr als die Hälfte übernehmen, um M-Net zu retten", sagte ein Insider gestern der AZ. Davor rechnet er aber noch mit jahrelangen Gerichtsprozessen.
M-Net muss bis Ende Januar handeln
M-Net erklärte gestern, man habe 2018 "intensiv an der Umsetzung des Breitband-Ausbaus für den Landkreis Cham gearbeitet". Unter anderem wurden laut M-Net "Gespräche mit alternativen Anbietern geführt", man habe "alle Optionen in Betracht gezogen, um eine technisch und wirtschaftlich tragfähige Lösung für den Bereitband-Ausbau im Landkreis Cham zu finden". Inzwischen habe man auch eine Ausschreibung gestartet, um einen "geeigneten Infrastrukturpartner zu finden", sei weiter in Gesprächen mit dem Landkreis.
Das bestätigt auch das Landratsamt. Bis Ende Januar müsse M-Net handeln, hieß es. "Bisher liegen weder Konzept noch Zeitplan vor." Klingt nicht, als würde man in Cham noch glauben, dass M-Net eine Lösung findet. Für das Problem, das längst auch ein münchnerisches geworden ist. Immerhin: Während die SWM möglicherweise einspringen müssen, sind für Münchner Privatkunden keine Auswirkungen zu befürchten. Das zumindest betonte M-Net.
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