Luxuskarossen im Wert einer knappen Million ergaunert

Bestellt, abgeholt und nicht bezahlt: Branko T. soll Fahrzeuge für eine knappe Million ergaunert haben. Die Edel-Karossen gingen nach Osteuropa – doch gestern platzte der Prozess erst einmal
MÜNCHEN Nach außen trat Branko T. (40) als wohlhabender Geschäftsmann auf. Aber laut Anklage ist er ein Betrüger: Bei BMW und dem damaligen Daimler-Chrysler-Konzern soll er sich Autos über Darlehensverträge erschwindelt und nach Bosnien-Herzegowina verschoben haben. Außerdem soll er mit einem fingierten Diebstahl die Versicherungen betrogen haben. Gesamtschaden: 928856 Euro.
Schwarze Daunenjacke, rotes Hemd. Der Angeklagte lächelte, als er gestern aus der Haft in anderer Sache in den Münchner Landgerichtssaal geführt wurde. Als Beruf gab er „Maschinentechniker“ und „Journalist“ an. Fraglich, ob das stimmt. In Freiheit lebte er unter verschiedenen Alias-Namen. Seine zweite Einnahmequelle war das Koksgeschäft. Dafür wurde er in Landshut bereits zu vier Jahren Haft verurteilt.
Der Fall zeigt, wie leichtfertig Banken Kredite vergeben: Fünf Mal war Branko T. in München bei derselben Bank, um sich zwischen 2002 und 2003 einen BMW 530d für 70270 Euro, einen BMW X5 3.0d für rund 54380Euro, einen BMW 530dA für 40000 Euro, einen BMW X5 3.0d für 61264,90 Euro und einen weiteren X5 3.0d für 67530 Euro zu kaufen. Und in neun Fällen waren es Autos von Mercedes der Oberklasse.
Bei dem Versicherungsbetrug handelt es sich um einen Daimler ChryslerSL55AMG. Ein 500-PS-Geschoss. Wert: 135000 Euro. Der Deal habe am 4.Dezember 2003 beim Ski-Opening im österreichischen Obertauern stattgefunden. Für 4000 Euro habe Branko T. vor dem Hotel „Frau Holle“ die Autoschlüssel bekommen. Danach soll der Wagen Richtung Osteuropa gegangen sein.
Als gegen Branko T. ermittelt wurde, setzte er sich nach Portugal ab. Aufgrund eines internationalen Haftbefehls wurde der Angeklagte am 14.Juni 2008 festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.
Der Prozess gegen Branko T. platzte gestern. Sein Strafverteidiger Nikolaus Köhler fand einen Rechtsfehler: „Es kann nur die Tat verhandelt werden, wegen der mein Mandant ausgeliefert wurde. Ausgeliefert wurde mein Mandant aber wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und nicht wegen Betruges.“ Verzögerungstatik?
Wenn Branko T. seine Haft in Landshut abgesessen hat, wird er nach Kroatien abgeschoben, weil ihn dort ein weiteres Strafverfahren erwartet. Ob er wegen Autobetrugs freiwillig nach München zurückkommt, ist eher fraglich. th