„Luise Kinseher trau ich’s zu“
Ex-Nockherbergautor Hannes Burger übers Derblecken 2011 – und über die beste Kombination für eine zünftige Fastenpredigt
MÜNCHEN Derblecken 2011: Selten war die Suche nach einem Fastenprediger für den Nockherberg schwieriger. Nach der Wiesn will Paulaner verkünden, wer nächstes Jahr auf die Kanzel steigt – heuer hat Michael Lerchenberg hingeworfen. Die Gerüchte reichen von Monika Gruber bis Helmut Schleich. Wie die Sache ausgehen könnte, darüber haben wir mit Hannes Burger gesprochen. Der 73-jährige Journalist und Autor hat von 1982 bis 2003 die Reden des Bruder Barnabas geschrieben.
AZ: Herr Burger, der Bruder Barnabas ist Ihre Erfindung, kann man ihn wieder abschaffen?
HANNES BURGER: 1992 haben wir Max Grießer in eine Kutte gesteckt, damit er sich vom Sedlmayr abhebt. Aber diese historische Figur gab es ja schon länger. Mein Onkel war Schmied bei Paulaner, er war dick und hatte eine Glatze mit Haarkranz. Er hat als Bräuhausfrater Barnabas in den 50er oder 60er Jahren einen Bierhumpen präsentiert. Die Kutte ist eher eine Rolle wie der Hamlet, da kann jeder Schauspieler reinschlüpfen.
Also muss der Fastenprediger gar kein Mönch sein?
Nein, einmal hat Gerhard Polt bei Triumphator einen Bierkutscher gemimt. Auf dem Nockherberg war es ursprünglich nur ein Festredner, etwa der Emil Vierlinger, der Ernst Maria Lang oder der Klaus Havenstein. Walter Sedlmayr ist im Trachtenanzug aufgetreten – als Sedlmayr. Der Barnabas hat sich danach schnell als bekannte Marke etabliert, deshalb hat Django Asül nicht funktioniert: Weil er nicht in die Kutte wollte.
Ist die Zeit reif für eine Frau?
Nach dem Tod von Hallhuber kam schon einmal die Diskussion auf, weil es zuerst auch keinen Nachfolger für ihn gab.
Wen hatte man im Auge?
Veronika von Quast und Christine Neubauer damals. Aber man kann ja nicht einfach eine Nonne da oben hinstellen. Als Figur würde eine Kellnerin oder Wirtin passen, die etwa aus der Rolle der Naiven heraus den Politikern unangenehme Fragen stellt. Die Christine Neubauer hatte mal eine einmalige Vorstellung im Löwenbräukeller, das war stark.
Nach dem Eklat um Lerchenberg hat kein Kabarettist mehr Lust aufs Derblecken...
In der Szene ist immer der Druck da, dass keiner ausbricht, das ist eine falsche Solidarität. Die Brauerei ist der Gastgeber, nicht ein Kabarettist.
Wer sollte es denn machen?
Ein Kabarettist allein kann das nicht, weil keiner die Politiker persönlich richtig kennt. Was der Lerchenberg gesagt hat, stand ja alles schon in der Zeitung. Interessant ist Internes, also nicht der Konflikt Seehofer gegen Rinderspacher, sondern Huber gegen Seehofer. Aber die Kabarettisten haben halt zu wenig Insiderwissen.
Was ist die Lösung?
Ein Journalist oder eine Journalistin, die sich im Landtag gut auskennt, tut sich mit einem Kabarettisten oder Schauspieler zusammen. Sie sollten beim Ton an Walter Sedlmayr denken, der immer gesagt hat: „Je gscherter mir san, desto vornehmer müssen wir's ihnen hinschmeicheln.“ Böse Sachen lassen sich auch gut in ein scheinheiliges Lob verpacken.
Welche Frau wird's machen?
Wenn sie eine nehmen sollten: Der Luise Kinseher trau ich's zu. Die Monika Gruber wäre auch ideal – aber in Kombination mit einem politischen Insider!
Interview: Katharina Rieger