Lufthansa-Streik am Mittwoch – auch in München

München - Verdi ruft die rund 20.000 Beschäftigten des Lufthansa-Bodenpersonals zu einem eintägigen Warnstreik auf. Am Mittwoch (27. Juli) werde es zu Flugausfällen und größeren Verzögerungen kommen, kündigte die Gewerkschaft am Montag an.
Die Warnstreiks an den Lufthansa-Standorten beginnen am Mittwochmorgen (ab 3.45 Uhr) und dauern bis Donnerstagmorgen (6 Uhr) an. Am Münchner Flughafen findet zudem eine Kundgebung (Start um 11 Uhr) statt. Wie viele Flüge gestrichen werden, konnte Lufthansa gestern zunächst nicht sagen. Wie immer in Streiklagen wird ein Sonderflugplan ausgearbeitet.
Die Gewerkschaft rechnet mit verstärkten Flugausfällen und Verspätungen. Zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker oder die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen schieben. Ohne diese Dienstleistungen können die Jets ebenso wenig abheben wie ohne Piloten oder Kabinenpersonal. Da die Dienste auch anderen Fluggesellschaften außerhalb des Konzerns angeboten werden, sind auch dort Ausfälle möglich, hieß es bei Verdi.
Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement bei Flughäfen und Airlines verantwortlich.
Die Lufthansa liegt damit mit zweien ihrer drei Gewerkschaften über Kreuz. Bei der „Vereinigung Cockpit“ (VC) läuft bereits die Urabstimmung über unbefristete Piloten-Streiks bei den Airlines Lufthansa und Lufthansa Cargo, die am 31. Juli ausgezählt wird.
Bei der als sicher eingeschätzten Zustimmung der Stammpiloten wäre die VC ab August voll streikfähig.
Auch die Flugbegleiter-Organisation Ufo berichtet von einer aufgeheizten Stimmung unter ihren Mitgliedern, weil Lufthansa den Bogen überspannt habe. Mit dem jüngst abgeschlossenen „Tarifvertrag Sommer“ hat die Ufo-Tarifkommission aber einen Streikverzicht bis Ende Oktober akzeptiert. Die Kabinengewerkschaft will die grundlegenden Themen im Herbst angehen.
Die permanente Überlastung, die hohe Inflation und ein dreijähriger Lohnverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen, erklärte hingegen Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle. „Sie brauchen dringend mehr Geld und sie brauchen Entlastung – für sich selber und für die Passagiere“, sagte die Verdi-Vize-Vorsitzende.
Sie bat die Fluggäste um Verständnis. Man habe frühzeitig über den Warnstreik informiert, damit sich die Passagiere darauf einstellen und möglicherweise umorientieren könnten. Die Lufthansa bezeichnete den geplanten Ausstand als „unzumutbar“ für Kundschaft und Mitarbeitende. Eine Arbeitsniederlegung von dieser Dauer über alle Standorte hinweg könne kaum noch als Warnstreik bezeichnet werden, erklärte Personalvorstand Michael Niggemann laut einer Mitteilung.
"Nach über zwei Jahren Pandemie und einem chaotischen Wiederanlauf des Luftverkehrs werden die Münchener Beschäftigten mit Ihrem Warnstreik deutlich machen, dass der Erfolg der Lufthansa maßgeblich von der Belegschaft abhängt", erklärte Dennis Dacke von Verdi. "Lufthansa will für Ihre Kunden eine Premium-Airline sein, bei den Gehältern aber ein Billigflieger werden. Das ist ungerecht. Das lassen sich die Beschäftigten nicht gefallen", sagte Dacke weiter.