"Lovelace": Diese Bank wird kurz zum Hotel

München - Über drei Etagen verteilt wird gebohrt, gehämmert und geschleppt – gerade die letzten Teile für Münchens längsten Bartresen mit gut 35 Metern. In einer der vielen Sofaecken wird über Plänen gebrütet, in der Küche fleißig probegekocht und am Rand des riesigen Atriums an einer bepflanzten Wand gewerkelt. Keine Frage: Münchens einziges Pop-up-Hotel-und-Kultur-Projekt, das Lovelace, bietet viel zum Schauen – schon vor der Eröffnung.
Diese hätte schon im Mai im Ex-Bank-Gebäude in der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 sein sollen, was aber an Baugenehmigungen gescheitert ist. Doch nun ist es soweit: "Am 9. September ist das Grand Opening", sagt Lovelace-Geschäftsführer Michi Kern.
Das Besondere an der Eröffnungsparty: Sie ist öffentlich, der Eintritt kostenlos. Hier gibt es keine exklusiven Einladungskarten, keine geladenen Stars und Sternchen, wie sonst in München üblich. Den großen Auftakt des Lovelace, das für zwei Jahre als Zwischennutzung auf 4.800 Quadratmetern stattfindet, kann jeder mitfeiern.
"Wir wünschen uns ein bunt gemischtes Publikum - wie auch sonst täglich von früh bis spät", sagt Michi Kern beim Rundgang durch das imposante Gebäude, das er mit seiner Frau Lissie und drei weiteren Partnern bis 2019 "bespielt", wie er es nennt: "Wir wollen überraschen, Situationen für Kommunikation und Interaktion bieten."
Dafür ist vor allem in den vielen ehemaligen Konferenzräumen gesorgt, die derzeit noch den letzten Schliff bekommen, um endgültig zu Cafés, Bars und Restaurants zu werden. Einige sind schon fertig – mit extra designter Tapete mit Pflanzenmotiven, viel Holz und edlen Naturstoffen: modern, aber gemütlich. Dort – wie auch im historischen Treppenhaus, im Atrium oder in dessen umlaufenden Gängen – wird es künftig ein vielfältiges Programm aus Kunst, Kultur, Musik, Mode und mehr geben. Das ein oder andere soll sogar schon in den nächsten zwei Wochen losgehen.
Die Betreiber versprechen zivile Preise
Die Preise für die Lovelace-Besucher werden "zivil" sein, versprechen die Macher: Viele Veranstaltungen soll’s für drei bis sechs Euro Eintritt geben, Softdrinks schon ab 2,50, ein Bier für 3,50 Euro, einen Veggie-Burger um die zehn und weitere Speisen aus der veganen Küche für 4,50 bis etwa 15 Euro.
Schultern werden Michi Kern und Co. ihr Projekt mit der stolzen Investitionssumme von über einer Million Euro erklärtermaßen hauptsächlich durch Partner, über Firmen-Events und ihr ins Haus integriertes stylisches Pop-up-Hotel mit 35 Zimmern (ab 160 Euro für die Nacht).
Zu den festen Veranstaltungen wird jeweils montags die Kino-Nacht zählen, allerdings ohne Blockbuster. Das Lovelace versteht sich schließlich als Ort für Freigeister, und "so kann es auch mal eine Lesung mit Sound und Visuals werden", so Kern. Dienstags gibt’s immer Live-Musik: "Independent, nicht Mainstream", lautet das Motto. Anderssein ist Programm.
"Wir möchten auch ein Ort für Gäste jeden Alters sein", sagt Kern, und so geht’s künftig täglich schon ab 7.30 Uhr los. Frühstück folgt Lunch. Nachmittags gibt es Kuchen, ab 17 Uhr die Veranstaltungen, außerdem drei Pop-up-Stores (wie bislang einen Barber-Shop). Wer dann immer noch nicht genug hat, der kann im Lovelace auch übernachten.
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