Lotto-Mitarbeiter müssen umziehen

Finanzminister Söder will 50 Angestellte in eine neue Zweigstelle nach Franken schicken – damit Platz geschaffen wird für die Akademie von Ex-Bundespräsident Herzog.
München - Die hochkarätigen Herren haben hohe Ansprüche: Bayerns ehemalige Staatskanzlei, in der Franz Josef Strauß regierte, ist ihnen zu popelig. Ein repräsentativer Sitz am Karolinenplatz soll es schon sein für die Mitglieder der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) um Ex-Bundespräsident Roman Herzog und den BMW-Aufsichtsratschef Joachim Milberg – und der auch noch gratis.
Dafür will Finanzminister Markus Söder jetzt das Hauptgebäude der Lotterieverwaltung räumen lassen– und 50 der 325 Mitarbeiter in seine Heimatstadt Nürnberg zwangsumsiedeln.
"Das ist eine reine Verschwendung von Steuergeldern"
Auf Anfrage der AZ wiegelt Söder ab. Entschieden sei noch nichts. Aber: „Wir überlegen natürlich, im nordbayerischen Raum einen Akzent zu setzten.“ Auch wenn der wirtschaftlich wenig Sinn macht. „Das ist eine reine Verschwendung von Steuergeldern“, sagt Personalratschef Yusuf Güngörmüs der AZ, wenn 50 Mitarbeiter künftig in einer 150 Kilometer entfernten Zweigstelle arbeiten sollen. Nach internen Rechnungen wird der Umzug rund fünf Millionen Euro kosten.
Um vollendete Tatsachen zu schaffen, hat Söder Regierungschef Horst Seehofer diese Woche den Vollzug gemeldet. Die Proteste der Mitarbeiter lassen ihn kalt. Schließlich muss der Finanzminister das heikle Problem mit der einflussreichen Akademie schnell lösen. Deren Räume in der Residenz sind ihr zu klein.
So beschloss das Kabinett im vergangenen Sommer zuerst, das Amerika-Haus, Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft, zu schließen und die Acatech dort einziehen zu lassen. Das sorgte für einen Proteststurm, den Seehofer nicht erwartet hatte.
Die Lösung lag auf der anderen Straßenseite. Dort residiert die Staatliche Lotterieverwaltung mit ihren 325 Mitarbeitern im ehemaligen Palais Toerring-Seefeld und einem Bürogebäude dahinter.
Die gewinnbringende Behörde, die letztes Jahr 400 Millionen Euro in die Staatskasse sprudeln ließ, sollte komplett in die Provinz verschoben werden, in eine der leer stehenden Kasernen auf dem Land. Als Bauernopfer sozusagen.
Die Mitarbeiter liefen Sturm und gingen mit ihrem Protest auf die Straße. Am Ende erschien der Staatsregierung ihr Plan dann doch zu piefig: Auch die anderen Bundesländer haben die Glücksspiel-Zentralen in der Landeshauptstadt. Sollten dann ausgerechnet in Bayern die Lotto-Millionäre ihren Gewinn in der Pampa abholen?
Seehofer & Co. dachten wieder um – und fanden schließlich die ehemalige Preußische Gesandschaft in der Prinzregenten Straße 7. Sie diente den bayerischen Ministerpräsidenten als Staatskanzlei, bis Edmund Stoiber 1993 in die neue Regierungszentrale am Hofgarten übersiedelte. Luxuriös wurden die historischen Räume renoviert. Den Geschmack der hochkarätigen Vertreter der Akademie, von der der Freistaat keine Miete verlangt, traf man nicht.
„Die werden von Seehofer gepudert“, heißt’s im Finanzministerium. Die Herren sollen gedroht haben, ihren Sitz mit den 70 Mitarbeitern nach Berlin zu verlegen. Ausgerechnet in die Stadt von Klaus Wowereit (SPD), dem Seehofer in Sachen Finanzausgleich den Kampf angesagt hat. Aus allen Rohren muss Söder gegen den schießen.
Sein neuer Schlachtplan: Die Lotterieverwaltung räumt nur das ehemalige Palais, bleibt aber im Bürohaus dahinter. Dafür müssen 50 Mitarbeiter ausziehen. Für sie wird extra in Nürnberg eine Zweigstelle errichtet. Im Finanzministerium heißt es dazu: „Das ist doch eh schon ein Kompromiss.“ Wenn auch ein fauler.