Loomit und Ludwig Beck: Silvias Olympia-Dirndl mit Graffiti

München - Es ist und bleibt eine der schönsten Liebesgeschichten, die in München ihren Anfang nahm. Sie wurde schon dutzendfach erzählt: Silvia Sommerlath, junge Hostess und Dolmetscherin während der Olympischen Spiele 1972, trifft während der Wettkämpfe ihren Märchenprinzen. Einen echten Prinzen aus Schweden. Heute ist er König und sie Königin von Schweden.
Das originale Olympia-Dirndl im Schaufenster
Und weil sich heuer Olympia eben zum 50. Mal jährt, wollte das Kaufhaus Ludwig Beck an diese Liebesgeschichte und natürlich an Olympia erinnern, indem es das originale Olympia-Dirndl von Silvia Sommerlath im Schaufenster ausstellt. Aber nicht einfach so. Den Kontext, den olympischen Hintergrund, gestaltete kein geringerer als der weltbekannte Graffiti-Künstler Loomit. Bürgerlicher Name: Mathias Köhler, Jahrgang 1968.
"Ich hatte natürlich einen Original-Waldi im Kinderzimmer", sagt Loomit bei der Vorstellung des Schaufensters am Mittwochvormittag. Vor allem erinnere er sich an Mark Spitz, der alles überragte. "Bei dem wurde jeder hysterisch", sagt er. Ikonenhaft habe er immer noch das Bild vor Augen, wie Spitz mit allen sieben Goldmedaillen am Hals, lächelnd lässig, mit den Händen an der Hüfte in die Kamera blickt.
Huldigung im Schaufenster
Dementsprechend huldigt Loomit dieser Leistung im Schaufenster besonders. In der sogenannten Nautilus-Schnecke hat er olympische Sportarten wie Laufen, Radfahren, Gewichtheben, Basketball, Judo und Stabhochsprung angedeutet, mit den Strichmännchen, die heute noch in Sportsendungen verwendet werden. Nur beim Schwimmen, da ist das Symbolbild: Mark Spitz. Sofort zu erkennen am unverwechselbaren Schnauzer, den der überragende Sportler damals trug.

Was wäre gesprühte Kunst, wenn kein Namens-Tag dabei steht, die Unterschrift des Künstlers also. Und den Loomit-Tag hat Köhler linksseitig angebracht, in seiner bekannten Dimensionalschrift, mit den Originalfarben von Olympia. Für all das hat sich Köhler auch die Farbcodes extra herausgesucht.
Das Olympiagelände: Ein Gesamtkunstwerk
Loomit ist ohnehin fasziniert vom Olympia-Vermächtnis, von der Strahlkraft. "Wenn internationale Künstler auf dem Olympiagelände sind, packen sie gleich die Drohne aus und machen Luftaufnahmen von diesem Gesamtkunstwerk", sagt er. Loomit kann mit dem Lob für das künstlerische Olympia-Konzept rund um Otl Aicher und seine Mitstreiter gar nicht aufhören. "Sie nutzten schon Regenbogenfarben", sagt Köhler.
Und das nach den farblich recht tristen 1960ern. Enorm mutig sei das alles gewesen. Er stellt eine rhetorische Frage: "Kann sich denn irgendwer an das künstlerische Gesamtkonzept der Olympischen Spiele 1976 in Montreal erinnern? Eben!"
Nachhaltigkeit ist dem Künstler wichtig
Wie immer war Loomit auch die Nachhaltigkeit bei seinem Werk im Beck-Schaufenster sehr wichtig. "Das sind ausrangierte Baustellenschilder aus Alu, Plastik und Verbundstoff", sagt er. Sie seien zudem leicht zu transportieren. Woher man so etwas bekomme? Er habe da so seine Kontakte, ganz in der Nähe seines Ateliers im Werksviertel.
Ab sofort ist also das Schaufenster mit der Loomit-Kunst und dem Silvia-Dirndl am Marienplatz zu bestaunen. Loomit, der kein Smartphone besitzt, empfiehlt Selfies: "Dafür gibt es kaum bessere Hintergründe als Graffiti."