Lokführerstreik Tag 2: Hälfte der S-Bahnen fährt

Der Bahnstreik geht weiter! Rund die Hälfte der S-Bahnen soll verkehren, Auch in Bayern müssen sich die Reisenden wieder auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen.
von  dpa

München - Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihren Streik am Mittwoch fortgesetzt. Auch in Bayern müssen sich die Reisenden wieder auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Bahn hat einen Ersatzfahrplan eingerichtet, wonach etwa jeder zweite Regionalzug und jeder dritte Fernzug fährt. Auch rund die Hälfte der S-Bahnen soll verkehren. Die Ersatzfahrpläne seien gut angelaufen und zuverlässig, teilte ein Bahnsprecher am Morgen mit.

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Der Ausstand der Lokführer soll noch bis Sonntag dauern. Die Bahn empfiehlt Reisenden, sich vor der Fahrt im Internet unter bahn.de/liveauskunft und telefonisch unter 08000 99 66 33 zu informieren, da es zu kurzfristigen Änderungen kommen kann.

So fährt die S-Bahn in München:

Trotz des GDL-Streiks kann die Bahn in Bayern insgesamt rund 50 Prozent der Nahverkehrszüge fahren. Auch bei der S-Bahn München verkehrt rund die Hälfte der Züge. Im Fernverkehr fahren bundesweit ein Drittel der Züge. Die Ersatzfahrpläne stehen auf der Seite bahn.de/aktuell zum Abruf bereit. Zusätzlich werden die Pläne in die elektronische Fahrplanauskunft eingearbeitet und sind in den kommenden Tagen jeweils am Vortag ab 14 Uhr einsehbar. Die Bahn empfiehlt allen Reisenden, sich vor Fahrtantritt unter www.bahn.de zu informieren.

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„Wir bedauern ausdrücklich die Einschränkungen für unsere Fahrgäste. Gleichzeitig möchten wir alle Reisende ermuntern, die tatsächlich verkehrenden Züge während der Streiktage zu nutzen und damit zuverlässig ihr Ziel zu erreichen“, so ein Sprecher der Bahn.

Bei der S-Bahn München gibt es mindestens einen 60-Minuten-Takt auf allen Linien. Auf der Stammstrecke von Pasing bis Ostbahnhof verkehren sechs bis neun S-Bahnen je Stunde. Auf den Linien S2, S3 und S4 kann die S-Bahn folgendes Fahrtangebot anbieten:

S2 Dachau – Markt Schwaben: 20/40-Minuten-Takt in der Zeit von 6.30 – 20 Uhr

S3 von Ostbahnhof bis Olching: 20-Minuten-Takt in der Zeit von 6.50 Uhr – 11.00 Uhr und 15.50 – 19.30 Uhr

S4 Grafing Bahnhof – Geltendorf: 20/40-Minuten-Takt in der Zeit von 7 –20 Uhr

Die Linie S1 wird nicht in Neufahrn geteilt, sondern fährt bis Freising, von dort fahren Busse zum Flughafen. Die S8 Pasing – Flughafen verkehrt im 20-Minutentakt.

Auf den Strecken der Südostbayernbahn können voraussichtlich rund 80 Prozent der Züge gefahren werden.

Eurocity-Züge in Richtung Italien, Railjet-Züge nach Österreich sowie der TGV nach Paris verkehren ohne Beeinträchtigung. Auf einigen Nebenlinien mit geringem Reisendenaufkommen richtet die Bahn einen Schienenersatzverkehr eingerichtet, u.a. auf den Strecken Mindelheim

Bahnchef Rüdiger Grube: "Neuer Vorschlag zur Befriedung der Lage"

Die Geduld von Millionen Bahnkunden wird weiter auf die Probe gestellt: Die Lokführergewerkschaft GDL setzt ihren Rekord-Streik bei der Deutschen Bahn AG auch an diesem Mittwoch in unveränderter Härte fort. Nach Ankündigung der Gewerkschaft sollen über den gesamten Tag erneut rund 3000 Lokführer dem Streikaufruf folgen und ihre Züge stehen lassen. Daran ändert auch die Ankündigung von Bahnchef Rüdiger Grube nichts, der in Berlin einen "neuen Vorschlag zur Befriedung der Lage" machen will.

"Wir versuchen, die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber dem RTL-"Nachtjournal". "Wir reden über das Wie, die Inhalte dieser Tarifverträge. Über Zeit- und Geldregelungen."

Von dem bis Sonntag angekündigten Streik sind Personen- wie Güterzüge betroffen. Die Passagiere müssen sich wie am Vortag darauf einrichten, dass mindestens zwei von drei Fernzügen ausfallen und die S-Bahnen in den Ballungsräumen nur stark ausgedünnt verkehren. Der Güterverkehr wird bereits seit Montag bestreikt, so dass mögliche Produktionsausfälle wegen fehlenden Nachschubs näher rücken. Fernreisende und Pendler müssen seit Dienstag mit den Folgen der mittlerweile achten Streikwelle im aktuellen Tarifkonflikt zurechtkommen.

GDL-Chef Claus Weselsky will am Mittag am Kölner Hauptbahnhof zu Streikenden sprechen, sein Stellvertreter Norbert Quitter schon am Vormittag in Frankfurt. Besonders interessant wird dabei die Reaktion der GDL auf den angekündigten Vorstoß der Bahn sein. "Der Tarifkonflikt darf nicht auf dem Rücken unserer Kunden und Mitarbeiter ausgetragen werden", hat Bahnchef Grube erklärt. Die Bahn will im Fernverkehr auch am Mittwoch und Donnerstag etwa ein Drittel des sonst üblichen Verkehrs auf die Schiene bringen.

Ihre Belastung hat die Bahn auf 10 Millionen Euro pro Streiktag beziffert, die mittelbaren Schäden für die Wirtschaft sind darin nicht enthalten. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag befürchtet Produktionsausfälle. "Wenn der Streik wie angekündigt sechs Tage dauert, kommen Lieferketten ins Stocken, Lager laufen leer, die Produktion stottert", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Nordwest-Zeitung" (Mittwoch).

Der Konflikt ist auch deshalb so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) teils für die selben Beschäftigtengruppen Tarifverträge abschließen wollen. Die Bahn will für die Mitglieder beider Gewerkschaften ähnliche Abschlüsse erzielen.

Bahn-Personalvorstand Weber wandte sich gegen Vorschläge einer Zwangs-Schlichtung, die seiner Ansicht nach auch rechtlich nicht durchsetzbar sein könnte. "Von daher bevorzugen wir ganz klar Verhandlungslösungen, die streben wir an, die müssen wir zustande bringen", sagte Weber dem "Nachtjournal". Dafür stehe auch die GDL in der Verantwortung.

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