Lokal im Münchner Ratskeller muss schließen: Nach 30 Jahren endet eine Ära

München - "Seit 1993 betreibe ich die fränkisch-badische Weinwirtschaft im Ratskeller", erzählt Peter Wieser, der auch Wirt im Ratskeller ist. "Ich habe sie auf gute Füße gestellt und das hat 28 Jahre gut gehalten." Aber im neuen Jahr ist Schluss. Vorwiegend ältere Leute haben sich in der Wirtschaft niedergelassen, einen Viertel Schoppen Wein für 4.40 Euro bestellt und in geselliger Runde die zünftige Musik genossen.
Dann kam Corona, die Gäste blieben weg und mehr als 50 Prozent sind seitdem nicht mehr zurückgekommen, so Wieser. Viele seien in Pflege und gingen nicht mehr aus. Jüngere Menschen hätten kein Interesse an der Weinwirtschaft. Die würden sich lieber rüber in den Ratskeller setzen.
Weinwirtschaft in München: Nur die Hälfte von 380 Plätzen besetzt
Da der wiederum großartig läuft, hat sich Wieser das Ganze jetzt anderthalb Jahre angeschaut. "Ich habe mehrere Zehntausend Euro im Monat in die Weinwirtschaft dazugeschossen", erzählt der Wirt der AZ.
"Vor Corona haben sich die Leute dort gestritten, weil kein Platz frei war", erzählt Wieser, "und jetzt gehen sie nicht mehr außer Haus." Wenn von 380 Plätzen nur die Hälfte besetzt sei, lohne sich das nicht.
"Meine Gäste sind ganz entsetzt. Ich habe ihnen als Ersatz auch Tische im Ratskeller versprochen", sagt Wieser. Aber da fehle ihnen die Musik, sagen sie. In der Weinwirtschaft hat nämlich jeden Abend ein Musiker gespielt. Alleine das habe ein paar Tausend Euro pro Monat gekostet, so der Wirt.
Ein Gast schreibt sogar dem Oberbürgermeister wegen der Schließung
"Es tut mir wahnsinnig leid, ich habe mich wirklich bemüht, aber ich kann nichts machen", bedauert Wieser.
Ein Gast hat sich sogar mit einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gewandt. "Die Stadt hat damit nichts zu tun. Das ist meine Entscheidung", betont Wieser gegenüber der AZ. Das Kommunalreferat sei lediglich der Vermieter, von dem er die Räume angemietet habe.
Wieser bleibt Mieter: Die Fläche will er für Bankette nutzen
Ein anderes Konzept sei schwierig, weil die Weinwirtschaft an der Rückseite des Rathauses eine sehr traditionelle Gaststätte sei. Zwei Sommer lang hat Wieser sie sogar zugesperrt. "Das konnte ich ausgleichen durch Reisegruppen aus China".
Wieser bleibt weiterhin der Mieter der Fläche. Nun plant er, sie für Bankette zu nutzen. Die Stammgäste der Weinwirtschaft lädt er ein, in den Ratskeller, das dortige Bistro oder das Pub zu kommen. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, mal etwas Neues auszuprobieren.