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Umstrittener LMU-Professor lehrt wieder

Ein LMU-Professor sorgte mit der Mitherausgeberschaft einer Wochenzeitung, die der "Querdenken"-Bewegung nahestehen soll, für Trubel. Jetzt hält Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen wieder Vorlesungen.
von  AZ/dpa
Das Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität in der Maxvorstadt. (Archivbild)
Das Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität in der Maxvorstadt. (Archivbild) © imago/Michael Eichhammer

München - Die Mitherausgeberschaft des bayerischen Kommunikationswissenschaftlers Michael Meyen bei der Wochenzeitung "Demokratischer Widerstand" sorgte für Wirbel. Der LMU-Professor beendete sein Engagement bei der extremistischen Zeitung, verlässt die politischen Kreise jedoch nicht.

Meyen ist kein Herausgeber der Querdenker-Zeitung mehr

Nach den Entwicklungen der letzten Wochen kam nun die große Überraschung: In der neusten Ausgabe der Querdenker-Zeitung wird Meyen nicht mehr als Herausgeber aufgeführt. 

Den Grund dafür verrät der umstrittene Dozent in einem anderem Magazin, das laut "t-online" ebenfalls mit verschwörungstheoretischen Artikeln auffällt. In einem angeblichen Gespräch mit LMU-Präsidenten Bernd Huber vom 6. April 2023, soll dieser Meyen darauf hingewiesen haben, dass er als Mitherausgeber auch die rechtliche Verantwortung für die Zeitung trägt. "Spätestens damit war für mich klar, dass ich meinen Namen nicht dafür hergeben kann", wird Meyen laut t-online zitiert.

Umstrittener Professor ist zurück im Hörsaal

Laut der "Süddeutschen Zeitung" kehrt Meyen auch wieder in die Münchner Hörsäle zurück. Den Studenten gegenüber soll er angeblich gesagt haben, dass er es "toll" gefunden habe , dass ein Verein über drei Jahre eine gedruckte Zeitung aufbaue – in Zeiten, in denen Regionalblätter ihre Druckauflagen reduzieren. Bei diesem Vorhaben wollte der Kommunikationswissenschaftler angeblich helfen. Weil vieles in der Zeitung "schlecht, im Ton zu aggressiv oder problematisch" gewesen sei.

Wie "t-online" berichtet, hält sich Meyen nach wie vor in der Querdenker-Szene auf, schreibt fragwürdige Artikel und führt Interviews mit umstrittenen Persönlichkeiten. Zu seinen Gesprächspartnern gehören offenbar auch Martin Müller-Mertens, ehemaliger Chefredakteur vom rechtsextremistischen "Compact TV", sowie Ernst Wolff, der erfolglos für die Partei "Die Basis" für den aktuellen Bundestag kandidierte. 

Alleine steht Meyen auf dem akademischen Parkett aber nicht da. Stefan Homburg, ehemaliger Direktor des Instituts für öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover, gab dem Münchner Professor Rückendeckung. Homburg werden ebenfalls Verbindungen zur Querdenker-Szene nachgesagt. 

Markus Blume: "Kein Platz für extremistisches Gedankengut"

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) äußerte sich nach dem Bekanntwerden der Herausgeberschaft mahnend zu dem an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München lehrenden Wissenschaftler: "Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung." An bayerischen Hochschulen sei kein Platz für extremistisches Gedankengut, hieß es in einer Stellungnahme des Ministers in München. 

LMU-Institut veröffentlicht Stellungnahme zu Meyens Herausgeberschaft

Auch die LMU beschäftigte die außeruniversitäre Tätigkeit Meyens. "Als zuständige Dienstbehörde hat die LMU zu prüfen, ob bei einem Beamten dienstliches Fehlverhalten vorliegt", teilte eine Sprecherin der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München im März mit. Was die sonstige rechtliche, insbesondere auch strafrechtliche Relevanz betrifft, liege die Zuständigkeit nicht bei der LMU. "Im vorliegenden Fall hat die LMU sich daher an das zuständige Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz gewandt", so die Sprecherin.

Auch das Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU veröffentlichte eine Stellungnahme. "Mit Erstaunen und Sorge" habe man zur Kenntnis genommen, dass Meyen ins Herausgebergremium der Wochenzeitung aufgerückt ist. Das Institut distanziere sich von den Positionen des Magazins sowie dessen Herausgebern und Autoren ausdrücklich, heißt es im Statement weiter. "Weder das Institut insgesamt noch die anderen dort tätigen Professorinnen und Professoren vertreten diese Positionen. Die persönlichen politischen und publizistischen Aktivitäten von Prof. Dr. Meyen bedürfen keiner Zustimmung des Instituts und sind auch nicht mit diesem abgestimmt."

Ob Meyen trotz anhaltender Verbindungen in die Querdenker-Szene an der Universität bleiben kann, bleibt abzuwarten.

"Demokratischer Widerstand" steht der "Querdenken"-Bewegung nahe

Die im März 2020 gegründete Zeitung "Demokratischer Widerstand" mit Sitz in Berlin thematisierte unter anderem stark die Corona-Maßnahmen und spricht von einer "Corona-Lüge". Dem Institut Meyens zufolge stehe die Zeitung der "Querdenken"-Bewegung und der sogenannten "Neuen Rechte" nahe. "Mitherausgeber und verschiedene Autorinnen und Autoren haben dort in der Vergangenheit möglicherweise extremistische und verschwörungsideologische Positionen artikuliert sowie nachweisbar Fehlinformationen verbreitet."

In einem YouTube-Video der Zeitung vom 19. März wurde Meyens neue Mitherausgeberschaft bekannt gegeben. Mehrere Medien berichteten darüber. Meyen soll der Zeitung zufolge auch jede Woche eine Medienkolumne veröffentlichen. In dem YouTube-Video nennt er als Vorteil einer gedruckten Zeitung, dass sie Anonymität wahre und sich anders als Online-Medien nicht überwachen ließe.

Meyen ist seit 2002 Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der LMU. Zu seinen Schwerpunkten gehört Journalismus und Medienorganisation. Laut LMU haben der Hochschulpräsident wie auch Mitglieder der Sozialwissenschaftlichen Fakultät bereits in der Vergangenheit Gespräche mit Meyen zu dessen Aktivitäten geführt.

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