Linus, der Schneeengel: 13-Jähriger schaufelt Schnee für Nachbarn in München

Der 13-jährige Linus bietet auf einer Internetplattform für Nachbarschaftshilfe in München seine Dienste beim Schnee schaufeln an.
von  Lutz Bäucker
Der 13-jährige Linus schippt Autos und Wege für seine Nachbarn frei. Denn er findet: "Immer am PC hocken, immer mit den Kumpels Fußball spielen, das ist ja auch nicht immer prickelnd. Da helfe ich lieber mal."
Der 13-jährige Linus schippt Autos und Wege für seine Nachbarn frei. Denn er findet: "Immer am PC hocken, immer mit den Kumpels Fußball spielen, das ist ja auch nicht immer prickelnd. Da helfe ich lieber mal." © Lutz Bäucker

München - Linus aus Denning ist 13 Jahre alt und müsste in diesen Tagen eigentlich für die Schule lernen. Mathematische Funktionen, Wertemengen, Schnittpunkte. Solche Sachen. Doch eigentlich macht er lieber was anderes: Schnee schippen für die Nachbarn, eingeschneite Autos ausgraben, die weiße Last von Büschen und Bäumen schütteln. Linus ist "Snow-Volunteer".

 

Die AZ trifft den Teenager gerade beim Schaufeln am Straßenrand. Er arbeitet sich mühsam aber gleichmäßig durch einen vom Schneepflug aufgeworfenen weißen Hügel zu einem völlig unterm Schnee verschwundenen Auto vor.

Am Samstag kämpft der Teenager aus München gegen den schweren Schnee

"Gott sei Dank ist der Schnee noch schön leicht", freut er sich, "denn Schnee schaufeln ist schon ein bisschen anstrengend." Doch er macht das gern: "Schnee beruhigt mich ungemein, die ganze Welt wird ruhiger und gedämpfter, einfach herrlich!"

Linus blinzelt in die Sonne über Denning. Am Samstag war das anders, da kam er mit dem Schaufeln kaum noch hinterher. Er macht das freiwillig, ohne "Auftrag" von den Eltern. Linus ist auf dem Nachbarschaftsportal "nebenan.de" unterwegs, wo man Hilfe anbieten kann. "Hallo, mein Name ist Linus. Da draußen sehr viel Schnee liegt, würde ich Ihnen gerne helfen", so sein Angebot am Samstag.

Nachbarschaftshilfe in München: Hierfür bekommt Linus manchmal Schokolade geschenkt

Sofort meldeten sich Leute. Eine Dame brauchte Unterstützung, um ihr Auto auszubuddeln, ein Herr versprach "Notwendige Räumgeräte werden gestellt", ein dritter stellte Fahrtkostenübernahme in Aussicht, wenn Linus zum Schaufeln antritt. "Das war lustig," sagt der Bub grinsend, "es ist doch kein Bus gefahren". Also machte er sich ans Werk, dicke Handschuhe, Mütze, Anorak, wasserdichte Schuhe ("Ganz wichtig! Ich versinke ja beim Schaufeln immer!") und natürlich mit Schaufel.

In der Nachbarschaft machte er drei betagten Damen den Weg in die Außenwelt frei, grub tiefe Schluchten durch weiße Massen, schüttelte Schnee von den Bäumen: "Viele waren akut bruchgefährdet", berichtet er mit Kennerblick. "Die Leute sind total glücklich, wenn ich ihnen helfe, manchmal kriege ich dann eine Schokolade oder ein kleines Trinkgeld!" Deshalb aber greift er nicht zur Schaufel: "Ich helfe einfach gern und ich liebe den Schnee und gesund ist es auch noch!" Skifahren macht ihm Spaß, "ich hab aber noch Luft nach oben!"

Der 13-Jährige hilft gerne: Auch Babysitten würde ihm Spaß machen

In der schneefreien Zeit hilft er beim Laub rechen oder Einkaufen - nachmittags nach den Hausaufgaben. Die haben Priorität, Schneechaos hin, Schaufelspaß her. Mathe ist nicht seins, lieber lernt er Sprachen. "Babysitting würde ich auch gern machen", erzählt Linus, "aber da hab ich gegen die Mädchen keine Chance, die werden immer zuerst genommen."

Seine Eltern sind begeistert über das Engagement ihres Sohnes und dass er das durchzieht. Kein Wunder, gilt soziales Helfen unter Jugendlichen nicht immer unbedingt als cool. Linus lässt das kalt: "Immer am PC hocken, immer mit den Kumpels Fußball spielen, das ist ja auch nicht immer prickelnd. Da helfe ich lieber mal." Nach dem dritten Einsatz am Samstag war Pause angesagt und Mathe-Hausaufgabe dran. Muss ja sein. Gott sei Dank hat es danach weiter geschneit. Linus konnte wieder raus und irgendwo den Weg frei machen.

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