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Licht und Schatten: So schlug sich Grün-Rot bislang bei der Kulturpolitik

Neben großen Projekten wie dem Gasteig, die gescheitert sind, kann die grün-rote Koalition in der Kulturpolitik durchaus auch Erfolge verbuchen.
von  Christina Hertel
Das Areal rund um die Jutier- (l.) und Tonnenhalle soll umgestaltet werden und zwar so, dass der Industriecharme der Hallen (links die Tonnenhalle) erhalten bleibt.
Das Areal rund um die Jutier- (l.) und Tonnenhalle soll umgestaltet werden und zwar so, dass der Industriecharme der Hallen (links die Tonnenhalle) erhalten bleibt. © Bez und Kock Architekten

München - Wenn die Kassen leerer werden, wird oft bei der Kultur als erstes der Rotstift angesetzt. Das ist in München nach Corona nicht passiert. Im Gegenteil: Der Kulturhaushalt wurde von 260 Millionen Euro in 2021 auf nun 272,9 Millionen Euro erhöht. Was haben sich Grüne und SPD mit all dem Geld in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen?

"Wir wollen folgende kulturelle Bauprojekte angehen: Gasteig"

Ohje, das hat bisher nicht geklappt und wird wohl noch ein langer Weg. Vor einem Jahr machte sich die Stadt auf die Suche nach einem Investor, der den Gasteig für maximal 450 Millionen Euro sanieren sollte. Allerdings fand sich niemand. Bis Herbst will die Verwaltung prüfen, ob es sich lohnt die Suche fortzusetzen oder ob die Stadt doch selbst baut. Klar ist schon jetzt: Es wird alles viel teurer.

"Wir wollen folgende kulturelle Bauprojekte angehen: Jutier- und Tonnenhalle"

Für fast 100 Millionen Euro will die Stadt die Jutier- und Tonnenhalle im Kreativquartier zu einem Performanceort von Theatermachern, Tänzern und anderen Künstlern machen. Bis 2026 soll alles fertig sein.

"Wir wollen angehen: Dezentrale Kulturbauten vor Ort (z.B. Stadtteilkulturzentren)"

Hier tut sich einiges: Noch bis Ende 2024 dient der "Kopfbau", die ehemalige Kassenhalle der Flughafentribüne in Riem als Kulturstätte. In dieser "Experimentierphase" will die Stadt herausfinden, wie eine langfristige Nutzung aussehen könnte.

Nächstes Jahr wird außerdem das Kulturzentrum Freiham mit Stadtbibliothek, Familienberatungszentrum, Bildungslokal und Gesundheitsbildungszentrum fertig. 2025 folgt ein Kulturbürgersaal in Bogenhausen mit Alten- und Service-Zentrum, Nachbarschaftstreff und Familienzentrum. In Pasing wird 2026 ein neues Kulturzentrum fertig und 2027 eines in Berg am Laim.

Im gleichen Jahr könnte auch ein Kulturzentrum in Laim mit Kita und Krippe eröffnen. Bis 2030 soll das Kulturhaus Hanns-Seidel-Platz mit Stadtbibliothek sowie Volkshochschule entstehen. Planungen gibt es außerdem für eine Bibliothek in Trudering, ein Kulturzentrum in Allach-Untermenzing und für einen Kultursaal am Moosacher St.-Martins-Platz. Der Stadtrat hat außerdem zugestimmt, das Kulturzentrum Neuaubing zu sanieren.

Der Industriecharme der Hallen (links die Tonnenhalle) soll erhalten bleiben.
Der Industriecharme der Hallen (links die Tonnenhalle) soll erhalten bleiben. © Baureferat

"Wir wollen: zusätzliche Stadtbüchereien und Volkshochschulstandorte"

In dieser Legislatur haben bereits ein paar neue Bibliotheken und Volkshochschulstandorte eröffnet: die Stadtbibliotheken Neuaubing, im Gasteig HP8 und im Motorama. Die Stadtbibliotheken Bogenhausen und Schwabing machten nach einer Sanierung wieder auf.

In den Jahren 2024 und 2025 kommen Bibliotheken in Freiham und Freimann dazu. Und auch die Volkshochschule eröffnet neue Standorte: Noch in diesem Jahr wird die Volkshochschule in Obersendling an der Aidenbachstraße fertig. 2024 folgt ein neuer Standort in Riem. 2026 soll das MVHS-Stadtbereichszentrum Ost nach der Generalsanierung eröffnen. 2027 soll das MVHS-Stadtteilzentrum Neufreimann fertig sein. Und 2029 soll die umfangreiche Sanierung des Stadtbereichszentrums der Volkshochschule am Harras beendet sein.

"Bei den Bibliotheken wird die Öffnung ausgebaut (Open Library, digitaler Ausbau)"

Auch dieses Versprechen wurde erfüllt: Im Interims-Gasteig HP8 und im Motorama hat die Stadt eine sogenannte "Open Library" eingeführt. Hier kann jeder - auch ohne Büchereiausweis - zum Lesen vorbeischauen, und zwar von 7 bis 22 bzw. 23 Uhr. Außerdem wurde an allen Standorten die Samstagsöffnung eingeführt. Kostenloses WLAN gibt es an allen Bibliotheksstandorten.

"Wir wollen: die "Modernisierung Stadtmuseum"

Die Generalsanierung des Stadtmuseums ist eine unendliche Geschichte. Schon 1999 wurde offiziell festgestellt, dass das Haus dringend überholt werden muss. Nun steht endlich fest: 2025 beginnen die Maßnahmen. Noch bis April 2024 hat das Stadtmuseum geöffnet, dann zieht es in ein Interimsquartier. Das sanierte Museum eröffnet wohl 2031.

"Wir wollen ein Forum Humor"

Gescheitert. Um den Humor mehr Menschen nahezubringen, hatte Gerhard Polt mit einem Verein ein Gebäude im Schlachthofviertel als Ausstellungsraum, Treffpunkt und Bühne herrichten wollen. Doch es fand sich kein Investor. Jetzt wird das Forum Humor in Bernried am Starnberger See errichtet.

"Wir wollen ein Pop-Kino fördern"

Was damit genau gemeint ist, weiß das Kulturreferat nicht. Es arbeitet aber gerade an einer Initiative zur Stärkung bestehender Programmkinos.

"Ein eigenes Team für Zwischennutzung wird im Kulturreferat angesiedelt"

2022 wurde ein städtischer Fonds für innovative kulturelle Zwischennutzungen mit 160.000 Euro und einer halben Stelle beschlossen.

"Für die oft vergessenen NS-Opfer der Sinti und Roma wird ein Kunstwerk errichtet"

Das wird eingelöst: Vergangene Woche hat der Stadtrat beschlossen, für ein Projekt der Künstlerin Ladislava Gaiová am Frauenplatz 180.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Es setzt sich aus Dreiecken zusammen, diese sollen eine Referenz an den "schwarzen Winkel" herstellen. Im NS-Regime dienten sie als Markierung für vermeintlich "Asoziale". Münchner Sintizze und Romnja sollen die Steine gemeinsam gestalten und verlegen. Die Arbeit beginnt Mitte 2023.

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