"Letzte Meile" als Problem: Wie Bergsteiger und Touristen in München einfacher zum Berg kommen sollen

Der Alpenverein und die bayerischen Tourismus Hot-Spots wollen mit Leihrädern und Rikschas das Problem der "letzten Meile" lösen: Bei einem Pilotwochenende sollen Alternativen zum Auto vorangebracht werden.
von  Sophie Anfang
Die Bahn bringt einen in Oberbayern an viele Ziele - doch oft nicht bis zum Startpunkt einer Wanderung. Deswegen ist Bike and Hike, wie hier im Garmischer Raum, die Lösung.
Die Bahn bringt einen in Oberbayern an viele Ziele - doch oft nicht bis zum Startpunkt einer Wanderung. Deswegen ist Bike and Hike, wie hier im Garmischer Raum, die Lösung. © imago

München - Mit Bus und Bahn von München in die Berge zu fahren, ist nicht immer ein Vergnügen - selbst wenn alles pünktlich fährt. Denn die Fahrpläne sind manchmal schon arg dünn und die Haltestelle liegt nicht dort, wo man am schönsten auf den Gipfel kommt.

Die Ringlinie, die zum Achensee führt, ist 2023 neu eingeführt worden.
Die Ringlinie, die zum Achensee führt, ist 2023 neu eingeführt worden. © Simon Bauer / Alpenverein

Andererseits: Stau, überfüllte Parkplätze, Ärger in den Tourismusregionen wegen wild geparkter Autos - so kann der Bergsport nicht weitergehen. Da sind sich der Alpenverein München und Oberland und die Landkreise mit schönem Bergpanorama einig. Deswegen will man nun neue Wege gehen. Sicher ist: Ohne einen dichten Takt bei Bus und Bahn, komfortablen Reisemöglichkeiten wird es nicht gehen. Und vor allem das Problem der sogenannten "letzten Meile" muss gelöst werden. "Der ÖPNV geht nicht immer dahin, wo der Bergsteigende hin will", sagt der Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen Josef Niedermaier.

Wenn es bis zum Einstiegspunkt der Wanderung weitere 30 Minuten Hatscher an der Landstraße sind, nimmt der Münchner doch lieber das Auto. Deswegen will der Alpenverein zusammen mit verschiedenen Landkreisen, neben Tölz auch Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Rosenheim und Traunstein verschiedene Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. "Das kann ein Radverleih am Bahnhof, das Aufstellen von Schließfächern an Tourenausgangspunkten oder ein Mitfahrerbankerl genauso sein, wie der Ausbau von On-Demand-Verkehren, also beispielsweise Ruftaxis", sagt DAV-Oberland-Chef Matthias Ballweg. Rund um den Chiemsee fährt beispielsweise das Ruftaxi Rosi schon sehr erfolgreich.

Die Bahn bringt einen in Oberbayern an viele Ziele - doch oft nicht bis zum Startpunkt einer Wanderung.
Die Bahn bringt einen in Oberbayern an viele Ziele - doch oft nicht bis zum Startpunkt einer Wanderung. © imago

Die letzte Meile überwinden: Innovative Wege für Bergsportler von München aus

Der Alpenverein Oberland tauscht sich auch international mit Tourismusregionen aus, so eine Sprecherin des Alpenvereins Oberland zur AZ. Zum Beispiel mit dem Tourismusverein Pragser Tal, wo viele Gäste ihre Dolomiten-Touren starten. Dort gibt es den "Südtirol Transfer", der Touristen für wenig Geld in Sammeltaxis von den Bahnhöfen im Tal abholt und bis zur ihren Unterkünften bringt. Das soll einen Anreiz schaffen, nicht mit dem eigenen Auto anzureisen.

Ein derart ausgeklügeltes System ist in Bayern noch fern. Aber: An einem Wochenende im Juni will man einige Mobilitätsmöglichkeiten schon einmal ausprobieren. Die Landkreise und der Alpenverein München und Oberland haben sich auf ein Pilotwochenende geeinigt. An dem Probewochenende im Sommer sollen dann E-Shuttle, Bikes oder Rikschas und Roller getestet werden, die Wanderer von den Bahnhöfen zum Ausgangspunkt ihrer Wanderung bringen.

Wie der Alpenverein Oberland auf AZ-Anfrage mitteilt, sollen sich Wanderer diese Hilfsmittel für die "letzte Meile" kostenfrei ausleihen können. Etwaige Leihgebühren würde man übernehmen. Welche Regionen und Naturschutzgebiete mitmachen werden, könne man noch nicht sagen, so die Sprecherin zur AZ. Das Aktionswochenende befinde sich noch in der Planung.

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