Lesbenzentrum: Endlich in Münchens Mitte
München - Ein lesbisch-queeres Zentrum (LeZ) mitten im Szeneviertel: "Ein Traum", sei das lange gewesen, sagt Sabina Lorenz, eine der ersten designierten, hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, "ein jahrzehntelanger Wunsch".
Jetzt ist er Wirklichkeit geworden. Einiges ist noch zu tun bis zur Eröffnung im Oktober, der Eingang muss umgebaut werden und Möbel angeschafft, aber bei der symbolischen Schlüsselübergabe am Freitag sind die Räume dennoch bereits gestopft voll. Kein Wunder. "Den Plan, dieses Zentrum zu eröffnen, gibt es eigentlich schon seit den 90ern", sagt Lorenz. "Für die Community ist das ein historischer Moment."
Das LeZ soll eine Begegnungsstätte sein
Ab Oktober werden Lorenz und ihre Kolleginnen den laufenden Betrieb in dem Zentrum in der Müllerstraße 26 betreuen. Geplant sind unter anderem ein regelmäßiger Cafébetrieb, Stammtische, lesbische und queere Kunst und psychosoziale Beratung. Ähnlich wie das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum (Sub), das es schon lange gibt, soll auch das LeZ dabei in erster Linie eine Begegnungsstätte bieten.
"Seit Jahren gibt es in München keine Orte für lesbische Frauen zum Weggehen mehr", sagt Lorenz. Das soll sich jetzt ändern. "Die LGBTIQ*-Community in München ist ja sehr groß, bestimmt sechsstellig", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der gekommen ist, um symbolisch den Schlüssel für die neuen Räumlichkeiten zu übergeben. "Unser Ziel ist es jetzt, die lesbischen Frauen und Mädchen in die Mitte der Stadt zu bringen".
Das Lesebentelefon ist der Träger des Projekts
Träger des Projekts ist der Verein Lesbentelefon, der dafür einen jährlichen Zuschuss von knapp 480.000 Euro erhält. "Wir haben uns schnell institutionalisiert", sagt Diana Horn-Greif. Sie ist seit 25 Jahren beim Lesbentelefon aktiv, ursprünglich eine Beratungsstelle.
Damals, Anfang der 90er-Jahre, wurde der Verein noch von einer autonomen Frauengruppe betrieben, man kämpfte gegen Finanznöte und um die eigene Gemeinnützigkeit. Ein Oberbürgermeister bei den eigenen Feierlichkeiten wäre damals noch undenkbar erschienen.
Zentrum schafft Sichtbarkeit
Heute betreibt Lesbentelefon mehrere Räumlichkeiten in der Stadt: die Lesbenberatungsstelle LeTRa, die "Treffpunkt, Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien" – und jetzt das Lesbenzentrum. Ein paar Dinge sind jedoch so alternativ geblieben wie in den 90er-Jahren: "Aus der jahrelangen basisdemokratischen Arbeit haben wir uns die flachen Hierachien bewahrt", sagt Horn-Greif.
Das Wichtigste an dem neuen Zentrum? "Es schafft Sichtbarkeit." Gerade deswegen ist den Frauen die Lage so wichtig: mitten in der Stadt, nah am Gärtnerplatz steht sie gewissermaßen für die Mitte der Gesellschaft. Wichtig ist dabei allen Beteiligten, verschiedene Menschen anzusprechen. Bewusst heißt das LeZ "lesbisch-queeres Zentrum" – die vielen Strömungen der LGBTIQ*- Community sollen dabei mit angesprochen werden. Und bis zur Eröffnung soll auch noch ein Hebelift für Rollstuhlfahrerinnen installiert werden.
Voraussichtlich im Oktober 2020 wird das Lesbenzentrum dann endgültig seine Pforten öffnen. Mitten in München.
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