Lerchenberg: Leviten eines Ex-Mönchs
München - Nicht vieles zwingt Kabarettist Michael Lerchenberg in die Knie. Sein eigenes Buch aber schon. Zumindest fürs Foto. Gestern stellte der ehemalige Bruder Barnabas des Nockherbergs eine Art Biografie vor. Mit dem Münchner Journalisten Wolfgang Görl plaudert er in „Donner und Blitz auf dem Nockherberg“ über 26 Jahren Starkbieranstich aus, spricht über seine 23 Jahre als Stoiber-Double und seine Rede von 2010, nach der er zurücktrat. Darin hatte Lerchenberg Guido Westerwelle mit einem KZ-Wärter verglichen. Die AZ hat Lerchenberg vorab gebeten, über ein paar Stichworte zu plaudern.
DIE ENTSTEHUNG DES BUCHES: „Es ist Geschichte, aber auch meine Geschichte. Ich hoffe inständig, dass das Buch nicht als Abrechnung gesehen wird. Die Idee für das Buch kam mir schon vor im Jahr vor meinen Rücktritt. Jetzt wurde daraus die Idee, einen Schlussstrich zu ziehen. Wäre es eine Abrechnung, würde das die Jahre vor 2010 diskreditieren.“
DER KZ–VERGLEICH: „Natürlich haben wir über die Stelle diskutiert. Ich wollte nie, niemals, einen Vergleich mit Auschwitz ziehen. Der Vorwurf hat mich hart getroffen. Im Nachhinein muss ich sagen, mein Co-Autor Christian Springer und ich haben einen Fehler gemacht. Aber man muss auch sagen: Viele Politiker haben diesen begangen, Kohl hat Gorbatschow mit Goebbels verglichen. Die Rede würde ich heute nicht noch einmal so halten.“
DER ABEND DER REDE: „Es war ein schwieriges Publikum. Christian Springer kam nach der Rede zu mir und sagte: ,Große Rede, die Stimmung im Saal ist eisig.’ Es war, als ob das Publikum mich als lästig empfindet. Die Aussage der Brauerei war aber auch: starkes Bier, starke Sprüche. Es war nicht so, dass die Brauerei nicht gewusst hatte, was wir machen.“
DER RÜCKTRITT: „Keiner stellt sich so seinen Abschied so vor. Sicher sind wir aufs Hochseil gegangen. Aber das wir derart abstürzen, damit hatte ich nicht gerechnet. Man hat mich nicht zum Rücktritt gedrängt. Es war ein Entschluss, den ich mit meiner Familie diskutiert habe. Man muss auch fähig sein, einen Schlussstrich zu ziehen.“
ANERKENNUNG UND FANS: „Die öffentliche Akzeptanz ist groß. Letztens hatte ich eine geplatzte Ader im Auge und ganz erschrocken kam ein älteres Ehepaar und sagte zu mir: ,Was haben Sie denn jetzt wieder gesagt, dass Ihnen das passiert ist.’ Man erkennt mich und ich leide nicht an Minderwertigkeitskomplexen.“
NACHFOLGERIN LUISE KINSEHER: „Sie wird das wunderbar machen. Sie braucht einfach gute Nerven, die wünsche ich ihr. Ich habe eine Einladung bekommen und freue mich, am 23. März einfach nur hinzugehen und ein Starkbier zu trinken. Ich werde heuer der entspannteste Gast sein. Nächstes Jahr werde ich zeitgleich zum Nockherberg in Kaiserslautern inszenieren.“
EDMUND STOIBER: „Er war so viele Jahre mein Alter Ego oder ich seines, dass ich sagen muss: Ohne Edmund Stoiber hätte es mich auf dem Nockherberg nie gegeben. Stoiber hatte immer starke Nehmerqualitäten, obwohl er einiges einstecken musste.“