Lehrer am Gymnasium - und das ganz ohne Lehramts-Studium

Michael Baumann hat kein Lehramts-Studium abgeschlossen und unterrichtet an einem Mädchen-Gymnasium. Und er ist nicht der einzige. Der 26-Jährige gehört zu einer Gruppe von Studenten, die als Lehrer-Aushilfskräfte arbeiten
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Gregor Feindt Illustration

MÜNCHEN - Michael Baumann hat kein Lehramts-Studium abgeschlossen und unterrichtet an einem Mädchen-Gymnasium. Und er ist nicht der einzige. Der 26-Jährige gehört zu einer Gruppe von Studenten, die als Lehrer-Aushilfskräfte arbeiten

Das Lampenfieber vor der ersten Stunde war riesengroß: Mit geröteten Wangen und verschwitzten Händen trat Michael Baumann vor die Klasse. „Die Schüler haben das zum Glück nicht gemerkt“, sagt der 26-Jährige. Mittlerweile fühlt er sich sicher, wenn er am städtischen Bertolt-Brecht-Gymnasium in Pasing unterrichtet – und das, obwohl er kein echter Lehrer ist. Sondern „nur“ Student.

Michael Baumann gehört zu einer kleinen Gruppe von Studenten, die als Aushilfskräfte an Gymnasien arbeiten – und zwar ohne abgeschlossenes Lehramts-Studium. Wie viele solcher Frühstarter es in Bayern derzeit gibt, lässt sich nicht ermitteln. Denn die Schulen können in Eigenregie entscheiden, wie sie einen Engpass überbrücken. Klar ist aber: Die unterrichtenden Studenten sind eine absolute Ausnahme-Erscheinung.

Deswegen fühlte Direktor Helmut Satzl sich auch ein bisserl wie ein Pionier, als er Michael Baumann und noch zwei andere Lehramts-Studenten an seine Schule holte. Über die Stadt hatte er keine Aushilfskräfte bekommen. Deshalb brauchte er einen Plan B – und mit dem ist er inzwischen voll zufrieden: „Alle drei haben eine pädagogische Naturbegabung.“ Außerdem haben die Studenten noch einen kleinen Vorteil: Das Gymnasium ist eine reine Mädchenschule. „Und da sind junge Männer natürlich ganz gerne gesehen“, erklärt Satzl mit einem Augenzwinkern.

Acht Stunden pro Woche unterrichtet Michael Baumann Deutsch, Geschichte und Sozialkunde. Gestern mussten seine Schützlinge eine Schulaufgabe schreiben. Wie entwirft man so eine Prüfung? Wie funktioniert die Benotung beim Ausfragen? All das war für den Noch-nicht-Lehrer im 7. Semester eine riesige Herausforderung. „Solche Fragen kommen erst im Referendariat nach dem Staatsexamen dran“, erklärt er. Deshalb ließ Baumann sich von Kollegen an der Schule erst einmal einen Crash-Kurs verpassen.

Und auch daheim hat er alle Unterstützung: seine Eltern sind ebenfalls Lehrer, der Vater sogar am selben Gymnasium. Baumann erinnert sich, dass er gleich nach dem Abi dachte: „Ich kann mir alles vorstellen. Nur nicht, dass ich einmal Lehrer werde.“ Jetzt ist er doch einer geworden – viel schneller, als er gedacht hätte.

Julia Lenders

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