Leere Biergärten und Eisdielen: „Es ist eine Katastrophe“
MÜNCHEN - München leidet unter dem kältestenMai seit 19 Jahren. Das miese Wetter verdirbt den Gastronomen das Geschäft – und auch der Sommer soll kühl werden, sagen Meteorologen.
„Das Wetter interessiert sich nicht für unseren Umsatz“, seufzt Oggy Fischer vom Eiscafe Baci in der Leopoldstraße. „Normalerweise ist der Mai der beste Monat. Momentan kaufen die Leute aber eher unseren selbstgemachten Kuchen statt Eis.“
Dass der Frühling so lange auf sich warten lässt, haben die Mitarbeiter im Baci noch nie erlebt. „Wir hoffen, dass wenigstens die Sommermonate gut werden, damit wir wieder etwas ausgleichen können“, sagt Fischer. Doch auch die Langzeit-Prognosen sehen wenig freundlich aus
Längst macht sich der miese Mai auch in den Bilanzen der Wirte bemerkbar. Denn statt Hochbetrieb herrscht Tristesse in Biergärten und Eisdielen.
„Für unseren Gartenbetrieb ist das Wetter eine Katastrophe“, sagt Christian Vogler vomAugustiner-Keller. Mit einem Wonnemonat hat der Mai heuer nichts zu tun. Ein kalter Wind bläst durch die Straßen, Regen peitscht vom Himmel. Bei Temperaturen von durchschnittlichen zehn Grad setzt der Mai in diesem Jahr sogar einen Negativrekord. Zum letzten Mal war es 1991 so kühl. Dabei hatte man sich in den vergangenen Jahren an freundliches Wetter gewöhnt: 2008 lag in München die Durchschnittstemperatur noch bei wohligen 15,8 Grad mit reichlich Sonnenschein. Wie schon im Jahr zuvor.
„Dass der Mai mit 10 Grad Durchschnittstemperatur derart kalt wird, passiert statistisch gesehen nur alle 200 Jahre“, rechnet Meteorologe Karsten Brandt von donnerwetter. de vor. Der kommende Mittwoch könnte sogar einer der kälteste Maitage seit Jahrzehnten werden, Brandt prognostiziert Maximaltemperaturen von nur sieben Grad – und auch die Aussichten für die kommenden Wochen sehen bescheiden aus.
Am Pfingstwochenende soll es bis zu 20 Grad warm werden, mit hier und da ein wenig Sonnenschein – dann wird es wieder trüb. Karsten Brandt von donnerwetter.de erklärt: „Im Juni wird es schöner, doch im Juli wird es dann schon wieder kühl.“ Der Meteorologe fürchtet gar: „Gut möglich, dass 2010 nach dem kalten Winter als ein verkorkstes Wetterjahr in die Geschichte eingeht.“
Gibt’s jetzt also bald Glühwein und Lebkuchen im Biergarten statt einer kühlen Maß unter Kastanien? „So verzweifelt sind wir noch nicht“, sagt Augustiner-Wirt Vogler. „Ändern kann man’s eh nicht und zu tun gibt es immer was. Dann wird eben jetzt die Küche auf Vordermann gebracht. Und spätestens zur WM ist der Garten dann hoffentlich voll.“ Besserung ist ja immerhin fürs Pfingst-Wochenende angekündigt. Am besten schnell den Sonnenspeicher auffüllen, denn der muss eine ganze Weile reichen.
VaP, rke
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