Leberkas und ein Lächeln im Gesicht
Nur noch 23 Tage, dann heißt’s „Ozapft is“. Die Stadt hat jetzt ihren Wiesnkrug vorgestellt – und vermeidet jede Möglichkeit, in ein Fettnäpfchen à la Champions League-Finale zu treten
Unter dem Himmel der Bayern sitzt es sich schon ganz gemütlich. Und beim Spaziergang über die Theresienwiese, da wirken die Zelte zumindest von außen so, als würden hier gleich morgen die Maßkrüge im Akkord gefüllt. Nicht mehr lang ist es hin, noch 23 Tage bis zum „O’zapft is“.
Einer der Standardtermine, die vom Näherrücken des Festes künden, ist die Vorstellung des Oktoberfest-Sammlerkrugs der Stadt. Dafür stellt traditionell Toni Roiderer sein Hackerzelt zur Verfügung, traditionell treffen sich hier vormittags Wiesnwirte, Brauereichefs und Vertreter der Stadt, traditionell macht ein Kabarettist mehr oder weniger gute Witze (dieses Jahr: Josef Brustmann).
Der Krug ist für niemanden eine große Überraschung. Ihn ziert das Motiv des Plakats, das für die Wiesn 2013 Grafikstudent Akim Sämmer entworfen hat: Ungewöhnlich farbenfroh, fast schon psychedelisch hippiesk, was zur Fröhlichkeit und zum Rausch des Festes passt. Ein „freundlicher Krug“, sagt Brustmann, „in den vergangenen Jahren hat man vor allem sagen können: ,Wenigstens klaut den keiner.’“
Traditionell geben die Wiesnwirte die Brotzeit zur Krugpräsentation aus. Meist stehen üppig gefüllte Brotzeitbrettl auf dem Tisch, hernach gibt’s geschmorte Ochsenbackerl aus der Küche Roiderer. Gestern: Nackerte Tische, es werden Körbe mit trockenen Brezn und Semmeln verteilt. Nach der Präsentation: Die Bedienungen rücken wieder aus, auf den Tellern: Eine Scheibe Leberkas. Kartoffelsalat? Fehlanzeige. Immerhin Senf.
„An der Einladung der Wiesnwirte war nichts zu beanstanden – aber in Anbetracht der Diskussionen, die wir dieses Jahr hatten, hat sich die Stadt entschlossen, die Verpflegung selbst zu zahlen, weil es eine städtische Veranstaltung ist“, sagt Wiesnchef und OB-Kandidat Dieter Reiter (SPD) auf Nachfrage. Die Brotzeit sei ja wahrlich nicht das, was die Veranstaltung ausmache. So meidet die Stadt die Möglichkeit, weitere Diskussionen à la Champions League-Finale aufkeimen zu lassen.
Da haben halt auch Journalisten Pech, die sich Ochsenbackerl schmecken lassen wollten, selbst schuld sozusagen.
Wirtesprecher Toni Roiderer schwärmt derweil vom Wiesnbier: 400000 Euro Sicherheitsvorkehrungen pro Jahr, zwei Millionen fürs Zelt: „Da kann es kein Billig-Bier geben“, sagte Roiderer. „Und wenn du das dann probierst, bekommst du ein Lächeln ins Gesicht und sagst: Schön is!“ 9,40 bis 9,85 Euro, 30 Cent mehr kostet die Maß heuer – da wird der Bedienung ein läppischer Zehner kaum mehr langen.