Lebensretter von Riemerling: "Endlich konnte auch ich helfen"

MÜNCHEN - "Es ist ein wahres Wunder, dass ich noch lebe", sagt Franz F. (56) dankbar. Zwei Männer, die zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort, haben ihn davor bewahrt, buchstäblich begraben zu werden. Die AZ sprach mit den Rettern Peter H. und Bernd G.
Maschinenbediener Peter H. (50) arbeitete in der Nähe des Unglücksortes in der Rudolf-Diesel-Strasse in Riemerling. Er beschriftete draussen Material. "Plötzlich hörte ich ein Wimmern: ,Hilfe, Hilfe!' Erst dachte ich, da macht einer einen Spass. Aber dann rutschte ein Schweissapparat in die Baugrube. Ich dachte, vielleicht liegt da einer drin." So war es.
Bauarbeiter Franz F. hatte in zwei Metern Tiefe Rohre geschweisst, doch die Grube war nicht gesichert, Kies und Erde verschütteten den Arbeiter (AZ berichtete). "Da sah nur noch ein Bein raus und eine Hand", sagt Peter H. "Ich bin in die Grube runter gehüpft." Mit blossen Händen fing der 50-Jährige an zu graben. "Ich hab' geschaut, dass ich sein Gesicht frei bekomm', dass er wieder schnaufen kann." Oben kamen mehrere Männer vorbei. Peter H. schrie: "Ihr müsst mir helfen!"
Auch der Lebensretter verdankt sein Leben einem Soforthelfer
Die Männer kamen aus einer Sixt-Filiale, sie wollten für die Arwe Service GmbH Leihwagen überführen. Bernd G. (21): "Ich bin sofort runter. Da gab's nichts zu Überlegen." Seine Kollegen alarmierten die Rettungsleitstelle.
Es war ein Kampf um Leben und Tod. "Der Fuss von dem Verschütteten zitterte. Für mich deutete das auf einen Panikschock. Er bekam keine Luft mehr", erzählt Bernd G. Er buddelte den Oberkörper frei, wo die Erde auf die Lunge von Franz F. drückte. Der andere Retter grub einen Tunnel zum Gesicht des Verschütteten. Peter H.: "Seine Nase war voll Dreck. Ich hab' bloss gehofft, dass er nicht erstickt." Ständig rutschte Kies nach, Bernd G. hielt sie mit aller Kraft zurück.
Auch als die Profis der Feuerwehr mit Rettungsgerät eintrafen, blieben die Ersthelfer vor Ort und riskierten, selbst verschüttet zu werden. Erst nach zwei Stunden konnten die Feuerwehrmänner Franz F. aus der Grube ziehen: stark unterkühlt, aber ohne gravierende Verletzungen.
Franz F. will seine Retter unbedingt treffen, "einfach danke sagen". "Eine Selbstverständlichkeit", erwidern beide. Für Peter H. bedeutet der Einsatz sogar so etwas wie Glück: Es war vor 27 Jahren, als er bei einem Autounfall fast gestorben wäre. Er hatte einen offenen Schädelbasisbruch. "Es stand auf Messers Schneide." Eine Frau leistete ihm damals auf der Strasse Erste Hilfe. Peter H.: "Da ist mir geholfen worden. Jetzt konnte ich das einem anderen Menschen zurückgeben. Ich konnte etwas wieder gut machen."
N. Job, R. Keck