Lebensretter auf vier Pfoten
Die Rettungshundestaffel sucht oft nach Vermissten: nach älteren, kranken oder dementen Menschen. Die AZ hat ein Gelände-Training der Gruppe begleitet. Mittendrin gibt es einen Alarm.
München – Mit gespitzten Ohren steht Aruba vor dem Trümmerhaus. Die kleine braune Australian Kelpie Hündin kennt ihre Aufgabe ganz genau: nach verschütteten oder bewusstlosen Personen suchen. Hundeführerin Christina Lex zeigt ihrer Aruba die Richtung, dann gibt sie das Kommando: „Such!“ Und schon verschwindet die unerschrockene Hündin in dem dunklen Haus.
Christina Lex ist Leiterin der Rettungshundestaffel der Freiwilligen Feuerwehr Aschheim, die in Garching trainiert. Die ehrenamtliche Hundestaffel in der FFW Aschheim gibt es seit 2008; sie bildet Rettungshunde für die Flächen- und Trümmersuche sowie zur Wasserortung aus. Haupteinsatzgebiet ist aber die Flächensuche: „Wir suchen nach vermissten Personen. Oft sind es ältere, kranke oder demente Menschen, aber auch Kinder oder suizidgefährdete Menschen“, erklärt Ausbilderin Sabine Heirich.
Dabei gibt es aber einen wesentlichen Unterschied zu Mantrailern, Gebrauchshunden, die ebenfalls zur Personensuche eingesetzt werden: „Mantrailer werden auf den individuellen Geruch der vermissten Person angesetzt, unsere Hunde suchen nach allen Personen, die sich im Suchgebiet befinden“, stellt Sabine Heirich klar. Die tierischen Helfer haben gelernt, nach hockenden, am Boden liegenden oder verschütteten Menschen zu suchen.Mantrailer können aber oft einen Anhaltspunkt für das Suchgebiet der Flächenhunde liefern, deshalb kooperiert die Hundestaffel aus Aschheim mit den Mantrailern des Malteser Hilfsdienstes Dachau.
Zurzeit gibt es 21 aktive Mitglieder mit ihren 24 Hunden bei der Hundestaffel aus Aschheim. Zehn Hunde sind aktuell für den Einsatz geprüft, die anderen 14 befinden sich in Ausbildung. Zweimal pro Woche wird zusammen trainiert, auch die Hundeführer müssen eine umfassende Ausbildung absolvieren: die Grundausbildung zum Feuerwehrmann/-frau, eine Ausbildung in Erster Hilfe und eine Begleithundeprüfung.
Mitten im Training klingeln reihum plötzlich alle Handys: Einsatz für die Rettungshundestaffel! Kurz darauf geht es schon los, in Richtung Schondorf am Ammersee. Dort wird ein älterer dementer Mann vermisst. Nach ihm haben Mantrailer bereits in der Nacht gesucht. „In der Regel geht der Alarm von der Polizei aus, wir werden dann von der Feuerwehreinsatzzentrale verständigt und rücken aus. Dabei arbeiten wir mit den Hundestaffeln von Arbeiter-Samariter-Bund, DLRG, dem Bayerischen Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr Hochbrück im Staffelverbund zusammen. Jede Woche stellt eine andere Staffel den LRH, den ,Leiter Rettungshunde’. Er ist der Ansprechpartner für die Polizei“, erklärt Michael Meister, Fachberater der Rettungshundestaffel in der FFW Aschheim.
Bald sind die beiden Einsatzfahrzeuge der Rettungshundestaffel der FFW Aschheim am Einsatzort: das Einsatzleitfahrzeug mit GPS und Kartenmaterial und der bayernweit einzige Gerätewagen mit suchhundespezifischer Ausrüstung wie Hundeboxen, Wasser oder Abseilgeschirr. Das Suchgebiet wird auf die verschiedenen Staffeln verteilt. Das dauert eine Zeit, ist aber wichtig, um effizient arbeiten zu können. „Es ist besser, stückchenweise zu suchen. Ein Hund sucht dabei rund 30 000 Quadratmeter ab“, sagt Sabine Heirich.
Im Suchgebiet trägt der Hundeführer die Verantwortung. „Die Hundeführer haben einen Einsatzhelfer dabei, der sich um die Kommunikation und die Orientierung kümmert, sie arbeiten als Team. Der Hundeführer muss seinen Hund ,lesen‘ und einschätzen können“, so Sabine Heirich weiter. Wenn das Teilgebiet abgesucht ist, muss der Hundeführer entscheiden, ob er das Gebiet freigibt und sein Hund alles abgesucht hat. Diesmal kann die vermisste Person nicht gefunden werden.
Die fleißigen Vierbeiner haben sich ihre Belohnung trotzdem verdient. Am Abend kommt dann die gute Nachricht von der Polizei: Vermisster wohlauf von aufmerksamen Spaziergängern in Dießen am Ammersee gefunden.