Lebendige Geschichte: Kennen Sie Münchens Dorfkerne?

München - Ein Kranz von Dörfern hat München umgeben, die deutlich älter als das Zentrum sind. Bis ins 19. Jahrhundert war das so. Insgesamt 60 Dörfer wurden in die Stadt eingemeindet. Dazu zählen das frühere Dorf Schwabing oder die ehemalige Gemeinde Bogenhausen.
Überblick über die letzten erhaltenen Dorfkerne in München
Hoftore, alte Fenster, Scheunen, Heiligenfiguren, Kirchen und Wirtshäuser erzählen in der Stadt noch die Geschichten aus einer früheren Zeit. Eine neue Broschüre des Planungsreferats gibt einen Überblick über die letzten erhaltenen Dorfkerne in München. 18 Haus-Ansammlungen mit Kirche, Bauernanwesen, mit denkmalgeschützter Friedhofsmauer, Marienstatuen und Kriegsdenkmälern stehen aktuell in München unter Ensembleschutz: Darunter in Allach, Großhadern, Moosach, Perlach, Solln und Untersendling.
Aus Denkmalsicht bedeutet das für Haus-Eigentümer im historischen Dorfkern: Moderne Photovoltaikanlagen auf den Dächern sind im Ensemble nicht erlaubt. Und Neubauten müssen sich einpassen. Die Dorfkerne sind "ein Schatz mit einer identitätsstiftenden und emotionalen Bedeutung für die Münchner", heißt es in der Broschüre. Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) schreibt im Vorwort: "Wer die Dorfkerne nicht kennt, kennt München nicht".

Dorfzentren als wirtschaftlicher Mittelpunkt des Viertels
Meist sind die alten Dorfzentren heute noch wirtschaftlicher Mittelpunkt des Viertels. Ihre Attraktion: Traditionelle bayerische Wirtshäuser mit Biergärten. In ehemaligen Bauernhäusern sind Bäckereien, Schuster oder Textilreinigungen eingezogen, Freiberufler nutzen sie als Büros. In der Ubostraße in Aubing gibt es Hofverkäufe von Bio-Eiern, Kartoffeln und Rindfleisch. Die Anwohner schätzen die kurzen Wege: "Das menschliche Bedüfnis nach Überschaubarkeit, Nähe und Tradition stehen als Werte im Vordergrund", informiert das 44-Seiten-Heft.

Aubings Dorfkern hat etwa 15 Einzeldenkmäler
Der stadtweit besterhaltene historische Dorfkern liegt in Alt-Perlach: am Pflanzeltplatz entlang des Hachinger Bachs. Daglfing und Englschalking gelten als die kleinsten bäuerlichen Ensembles in München, dafür sind sie äußerst charmant. Den größten bäuerlichen Dorfkern hat Aubing mit zirka 15 Einzeldenkmälern. Vereine, wie "1.000 Jahre Urkunde Aubing" haben sich jahrelang dafür eingesetzt, dass an der Ubo- und Altostraße sowie in der Rassogasse der Ensembleschutz bestehen bleibt, obwohl viele Gehöfte schon abgerissen und stark umgebaut worden sind. 1942 war das Dorf Aubing im Westen nach München eingemeindet worden.

Für ein geschütztes Dorfkern-Ensemble gibt es übrigens keinen Baustopp. Die Altostraße in Aubing hat einen ensemblegerechten Neubau: ein Wohnhaus mit Satteldach und naturroten Ziegeln. Mit der Geometrie seiner Fenster — und einem Vorgarten mit einheimischen Bäumen und Blumen — fügt es sich in die früher landwirtschaftlich geprägte Dorflandschaft von Aubing ein. Die Broschüre steht im Internet zum Download bereit.