Leben und sterben in Würde

Der Tod von Timo Konietzka († 73) hat viele Menschen erschüttert. Er hat damit erneut Fragen aufgeworfen: Müssen Todkranke ins Ausland?
Matthias Maus |
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Der Tod von Timo Konietzka († 73) hat viele Menschen erschüttert. Der einstige Löwen-Star bedankte sich bei der Schweizer Organisation Exit, die ihm beim Sterben half.

München - Er hat damit erneut Fragen aufgeworfen: Müssen Todkranke ins Ausland? Muss man sich einem privaten Verein anvertrauen, wenn man einen würdevollen Tod will? Fachleute in München widersprechen entschieden. „Ich habe Respekt vor jeder einzelnen Entscheidung“, sagt Thomas Binsack, Leiter der Palliativ-Abteilung im Krankenhaus Barmherzige Brüder: „Hinter jedem Suizid steht eine verzweifelte Lebenssituation.“ Palliativ-Mediziner wie Binsack kümmern sich um Schwerst- und Todkranke.

„Wenn Sie aber Angst vor unerträglichen Schmerzen haben, die kann ich Ihnen fast immer nehmen.“ Und: „Es gibt in München keinen Mangel an Palliativ-Betten.“

Die Wartezeit auf eines der 50 Betten betrage ein bis zwei Tage: „Es gibt fast keine Situation, in der wir das Leben nicht würdevoll und erträglich machen können.“

Darum, um Leben und Sterben in Würde, geht es auch dem Christophorus-Hospizverein: „Wir wollen Leben weder künstlich verlängern noch verkürzen“, sagt Leonhard Wagner, Geschäftsführer des Vereins. 300 Aufnahmen hatten er und sein Team in seinem 16-Bettenhaus am Effnerplatz im vergangenen Jahr. 19 Pflegekräfte betreuen Menschen, die dem Tod geweiht sind – bis zum Ende. Für 500 Menschen gab es keinen Platz.

„Wir gehen aber auch mit Teams nach draußen“, sagt Wagner. Ärzte, Sozialarbeiter, Pflegekräfte kümmern sich um Patienten daheim: „Wir wollen, dass die Menschen zuhause bleiben können.“ Auch die Abteilung von Thomas Binsack hat ambulante Teams.

Das ist der richtige Ansatz, findet Eugen Brysch von der Deutschen Hospizstiftung. Sterbehilfe-Vereine hingegen bringen den Patientenschützer in Rage: „Hier sind Menschen verzweifelt, sie haben Angst vor Würdelosigkeit, sie wollen Unterstützung, wollen ernst genommen werden. Und was tut die Gesellschaft?“ fragt er: „Sie gibt ihnen Mittel zur Selbsttötung an die Hand!“ Auch Binsack ist skeptisch: „Wir wollen alles pauschalieren und limitieren im Leben“, sagt er. „Wenn wir Sterbehilfevereine legalisieren, dann laufen wir Gefahr, das Leben zu limitieren.“

Die Angst ist: Kranke, Alte, die sich ohnehin nur als Kostenfaktor, als Last wahrgenommen sehen, könnten unter Druck geraten. Nach dem Motto: Man darf sich doch jetzt umbringen lassen, mach doch mal! „Die Vorstellung, den Menschen vorzuschreiben, wie sie zu sterben haben: Das ist doch schrecklich“, sagt Eugen Brysch.

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