Leben mit Behinderung: So will die Stadt München helfen

München – Am Klinikum Schwabing macht demnächst eine gynäkologische Ambulanz für mobilitätseingeschränkte Frauen auf. "Eine Lappalie, könnte man meinen", sagt Christine Strobl (SPD). Für die Betroffenen sei das aber keine kleine Sache, so die Bürgermeisterin.
Neben der Frauen-Ambulanz hat die Stadt in den vergangenen fünf Jahren zahlreiche ähnliche Maßnahmen ins Rollen gebracht. Die Friedhöfe sind nun barrierefrei zugänglich, es gibt einen Cityplan für Blinde und Sehbehinderte. Und trotzdem ist München immer noch weit davon entfernt, wirklich behindertengerecht zu sein.
Rollstuhltaxis, Wegeleitsysteme, Gebärdendolmetscher
Der Stadtrat wird kommende Woche deshalb einen zweiten Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verabschieden. Darin enthalten sind 37 weitere Einzelmaßnahmen, die Behinderten das Leben in der Stadt erleichtern sollen.
Unter anderem geht es in dem Aktionsplan um Rollstuhltaxis. Da befindet sich die Stadt derzeit in umfangreichen Gesprächen mit der Taxi-Innung. Ziel ist es, über ein Umrüst-Programm so viele Taxis rollstuhltauglich zu machen, dass man theoretisch auch spätnachts ohne Probleme noch eines rufen kann.
Zum Aktionsplan gehören noch diverse andere Maßnahmen. So soll etwa das Wegeleitsystem in den U-Bahnhöfen verbessert werden. Die Freiflächen an Grundschulen sollen so umgestaltet werden, dass die dortigen Spielgeräte von allen Schülern genutzt werden können, auch von behinderten. Und im KVR soll ein Gebärdendolmetscher für den Fall bereitstehen, dass dort jemand bei Behördengängen Unterstützung braucht.
Inklusion bleibt trotzdem ein täglicher Kampf
Oswald Utz, Grünen-Stadtrat und zugleich Behindertenbeauftragter der Stadt, lobt den Maßnahmenkatalog. "Inklusion bleibt trotzdem ein Kampf, den wir täglich führen müssen", sagt er. Als Rollifahrer kennt Utz die Tücken des Alltags. Bei kulturellen Veranstaltungen zum Beispiel. Da müsse er oft in der ersten Reihe sitzen – neben lauter anderen Rollstuhlfahrern. Seine Kinder aber sitzen woanders. Das trübe das Vergnügen natürlich. "Wir können deshalb nicht sagen: Da habt ihr fünf Rolliplätze – Sache erledigt", so Utz. Denn so funktioniere Inklusion nicht.
Auch Bürgermeisterin Strobl glaubt, dass es bis zu einer wirklich behindertengerechten Stadt noch ein weiter Weg ist. Die Wahllokale zum Beispiel. Da gibt es immer noch welche, die für Rollifahrer nicht zugänglich sind. Oder die Wechselrolltreppen bei den U-Bahnen. Wenn die oben ein fitter Mittzwanziger betritt und unten steht die humpelnde Rentnerin, da sei der Sinn eigentlich verfehlt, so Strobl. "Da müssen wir das Bewusstsein erst noch schärfen", so die Bürgermeisterin.