Leben lassen am Gärtnerplatz

Die AZ-Lokalredakteurin Laura Kaufmann über Anwohnerbeschwerden im Gärtnerplatzviertel.
von  Laura Kaufmann
Reges Treiben herrscht am Gärtnerplatz seit Jahren - nicht nur am Tag.
Reges Treiben herrscht am Gärtnerplatz seit Jahren - nicht nur am Tag. © AZ

München - Von „urbaner Lebensqualität“ schwärmen Immobilienexposes, wenn es um das Gärtnerplatzviertel geht, von „trendigen Cafés, Restaurants und kleinen Läden“. Wer mittendrin statt nur dabei sein will und obendrein den Preis für eine frisch sanierte Altbauwohnung zahlen kann – der hat hier das große Los gezogen.

Aber wer in das quirligste Viertel der Stadt zieht, dem muss auch klar sein, dass ein Mehr an Leben mit einem Mehr an Lärm einhergeht. Sich empören, dass vor der kleinen Kneipe nebenan nachts Leute stehen? Ist in etwa so, wie erstaunt festzustellen, dass der niedliche Welpe, den man den Kindern gekauft hat, größer wird, gelegentlich stinkt und auch bei Regen ausgeführt werden muss.

Wer dazu nicht bereit ist, sollte sich keinen anschaffen. Und wer ab 21 Uhr keinen Mucks mehr von der Straße hören möchte, ist in der Vorstadt besser aufgehoben.

Wir geben uns gern als nördlichste Stadt Italiens und schwärmen von dem Leben auf der Straße dort. Warum also darf es vor unserer eigenen Haustür nicht stattfinden? Einer Stadt, die sich der Weltoffenheit und Vielfalt rühmt, würde das gut zu Gesicht stehen.

Leben und leben lassen – so geht die bayerische Lebensart. Wir waren alle mal Kinder, die im Kindergarten geplärrt haben. Und viele von uns Azubis und Studenten, die lange Abende in gemütlichen Kneipen verbracht haben.

Zum leben lassen gehört es aber auch, Rücksicht auf andere zu nehmen: Kein Gast muss plärrend wie ein Kindergartenkind das Lokal verlassen.

 

 

 

 

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