LBBW in der Krise: Auch in München alles auf dem Prüfstand
Von der „Hofstatt“ bis „Residenzpost“: Mit mehr als einer Milliarde Euro ist sie einer der größten und bedeutendsten Investoren in München. Jetzt rechnet die LBBW-Immobilien alle Projekte nach. Was der Bank in München alles gehört.
MÜNCHEN/STUTTGART Die Krise um die Landesbank Baden–Württemberg schlägt bis München durch. Deren Immobilientochter LBBW-Immobilien ist mit mehr als einer Milliarde Euro in München bei Prestige-Projekten engagiert: vom alten SZ-Gelände bis zur Residenzpost. „Jetzt stehen alle Projekte auf dem Prüfstand“, erfuhr die AZ aus dem weiteren Umfeld der Bank: Alles wird neu bewertet.
Bei der Landesbank in Stuttgart ist alles aus den Fugen geraten: Der Chef Siegfried Jaschinski muss gehen und wird vom Chef der Berliner Landesbank, Hans-Jörg Vetter, abgelöst. Bei der Tochter LBBW-Immobilien muss der Chef Hans Strudel gehen und wird von Markus Pflitsch (38) beerbt. Die Mutter-Bank macht Milliardenverluste. Doch obwohl die Immobilientochter 2008 das „bislang beste Jahresergebnis“ machte, reißt die Mutter sie mit in den Krisensog.
„Das geht hier erst richtig los“, so ein Insider in Stuttgart. Wie es losgeht, merkt man in München: Die Grundsteinlegungen für die Residenzpost (Ende Juni) und für die Hofstatt (1. Juli) auf dem alten SZ-Gelände wurden verschoben! Grund: Alle Projekte der LBBW-Immobilen stehen auf dem Prüfstand, ob und wie es mit ihnen weitergeht.
München ist für die Stuttgarer Gold wert
Und da ist München stark betroffen: Das derzeitige Projektvolumen der LBBW-Immobilien beträgt rund 2,9 Milliarden Euro. Schwerpunkt: München. „In München zählt die LBBW-Immobilien mit einem Investitionsvolumen von über einer Milliarde Euro mittlerweile zu den größten Investoren“, heißt es im jüngsten Geschäftsbericht.
Wird München von den Schwaben bei den schweren Turbulenzen im Konzern geopfert? „Stand heute - nein“, so ein Beobachter in Stuttgart: „Das Engagement in München ist sehr werthaltig, das wird man wohl nicht aufgeben.“ Es werde nur „verzögert“, weil alle Engagements kritisch durchgesehen werden. Manche in der Bank hätten das große Engagement in München „leicht kritisch“ gesehen: „Aber letztlich haben immer alle zugestimmt“. Denn: „In München sind die schönsten Vorzeigeprojekte, die für die LBBW-Immobilien einen großen Stellenwert besitzen.“
Der Motor des München-Engagements ist Geschäftsführer Ralf P. Nisar. Der hat die Krise bislang überstanden. Das wird in Stuttgart als „positives Signal für München“ gewertet. Nisar macht, was OB Ude gebetsmühlenartig allen geldigen Anlegern predigt: Kauft Immobilien in München, die sind wertbeständig!
Weiter unklar bleibt, ob auch die Krise um die US-Bank Morgan Stanley auf München durchschlägt. Es heißt, die Bank wolle 2011 doch nicht die „Hofstatt“ kaufen. Bausumme: Rund 320 Millionen Euro.
Die Arbeiten gehen unbeschadet der Erschütterungen auf den Baustellen weiter. Pläne bleiben vorerst liegen. So wartet auch die Residenzpost auf den Baubeginn, der für Ende Juni geplant war. Die LBBW-Immobilen engagiert sich in München bei: Hofstatt altes SZ-Gelände, neues SZ-Hochhaus, Residenzpost, Umbau Heizkraftwerk Müllerstraße (mit Münchens teuerster Wohnung), Umbau Stachus-Untergeschoss, Isarpalais, Altstadtpalais und Luxus-immobilien in Nymphenburg und Haidhausen.
Willi Bock
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