Lautstarke Proteste beim Gelöbnis auf dem Marienplatz

Das Gelöbnis auf dem Münchner Marienplatz: 1300 Polizisten waren im Einsatz. Rund 150 Autonome waren in der Stadt. Die Geschäftsleute rund um den Marienplatz klagten über das schlechte Geschäft.
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Die Rekruten marschieren auf den Marienplatz ein.
dpa Die Rekruten marschieren auf den Marienplatz ein.

MÜNCHEN - Das Gelöbnis auf dem Münchner Marienplatz: 1300 Polizisten waren im Einsatz. Rund 150 Autonome waren in der Stadt. Die Geschäftsleute rund um den Marienplatz klagten über das schlechte Geschäft.

„Ja ist den scho' wieder Sicherheitskonferenz“, witzeln Robert Scholz zu seine Frau Gabi. Eigentlich wollte das Ehepaar aus Miesbach zum Shoppen in die Innenstadt. Doch kaum sind sie am Marienplatz aus der S-Bahn ausgestiegen, stehen sie in einem Heerlager. Um sie rum wuseln Männer in Tarnkleidung, einige Soldaten tragen Absperrgitter umher, andere dekorieren die große Tribüne vor dem Rathaus mit Tarnnetzen. Mitten in der Fußgängerzone steht ein Sperrriegel, der von Bereitschaftspolizisten bewacht wird. Auf der anderen Seite, wo es ins Tal geht, das selbe Bild. Auch rüber zum Rindermarkt, und hinter dem Rathaus am Marienhof sind überall Sperren postiert. Feldjäger und Polizisten patroullieren durch die Straßen. Die Gegend rund um den Marienplatz ist im Belagerungszustand.

Die Geschäftsleute rundum sind alles andere als begeistert. „Die Kundschaft bleibt aus“, beschwert sich eine Verkäuferin in der Metzgerei Wohrmüller. Soldaten kommen auch nicht vorbei, um bei ihr eine Leberkäsesemmel zu kaufen. Die Truppe hat ihre eigene Verpflegung dabei. „Da hätte ich heute auch Zuhause bleiben können“, beklagt sich die Verkäuferin. In den Geschäften und Kaufhäusern rundum läuft der Betrieb dagegen ganz normal. Allerdings sind die Taschen der Kunden nicht ganz so voll wie in den letzten Tagen seit Beginn des Sommerschlussverkaufs. Teils belustigt, teils verwundert verfolgen ein paar japanische Touristen das Spektakel. Hilfe suchend wenden sie sich an einen Polizisten. „Da sollen heute Soldaten vereidigt werden“, erklärt der Beamte geduldig.

Rund 150 Autonome sollen in der Stadt sein

Doch von den 500 Rekruten ist bis 13 Uhr nichts zu sehen. Die Truppe hat sich in den Alten Peter zurückgezogen. Dort findet zum Auftakt des Gelöbnis ein Gottesdienst statt. Demonstranten sind noch keine zu sehen. Rund 150 Autonome sollen sich nach Schätzungen der Polizei in der Stadt aufhalten. Dazu kommen noch einige hundert Sympathisanten, die das Gelöbnis mit Trillerpfeifen und Pressluftfanfaren stören wollen. „Protest ist bis zu einem gewissen Punkt in Ordnung. Wir wollen aber, dass das Gelöbnis ohne Störungen verläuft“, betont Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Ob der Spagat den Sicherheitskräften gelingt, bleibt abzuwarten. „Unser Protest wird laut und vernehmbar sein“, kündigte Claus Schreer vom Bündnis gegen das Gelöbnis an.

Die Gegner haben keine Demo angemeldet. „Da wären wir irgendwohin zum Stachus oder nach Schwabing abgedrängt worden“, betont Schreer – ähnlich wie es vor ein paar Wochen in Berlin bei einem Bundeswehrgelöbnis vor dem Reichstag lief. In München haben sich die Gegner deshalb auf eine Guerilla-Taktik verlegt. Einzeln oder in kleinen Grüppchen wollen sie dem Gelöbnis so nahe als möglich kommen. Doch ob die Taktik aufgeht, wenn um 14 Uhr 500 Rekruten auf dem Marienplatz antreten, bleibt abzuwarten. 1300 Beamte hat die Polizei im Einsatz und die werden jeden potentiellen Störer versuchen abzufangen, noch bevor er den Marienplatz erreicht.

Ralph Hub

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