Laser-Attacke auf Piloten: Eine ernsthafte Gefahr

Bundesweit hat sich die Zahl der Blend-Attacken drastisch erhöht. Jüngst wurde der Pilot eines Lufthansa-Airbus beim Start am Münchner Flughafen geblendet. Das Innenministerium lehnt Verbot von Laserpointern ab
von  Abendzeitung
Illustration
Illustration © dpa

MÜNCHEN - Bundesweit hat sich die Zahl der Blend-Attacken drastisch erhöht. Jüngst wurde der Pilot eines Lufthansa-Airbus beim Start am Münchner Flughafen geblendet. Das Innenministerium lehnt Verbot von Laserpointern ab

Laserpointer-Attacken entwickeln sich zur ernsthaften Gefahr für den Luftverkehr: Erst Ende Oktober wurde der Pilot eines Lufthansa-Airbus beim Start am Münchner Flughafen geblendet. Mindestens 17 solcher Angriffe auf Flugzeuge und sechs weitere auf Hubschrauber hat es laut Landeskriminalamt in den ersten neun Monaten dieses Jahres in Bayern gegeben. Ob die Zahl der Fälle im Land gestiegen ist, ist unklar: Die Polizei führt erst seit einem Jahr Statistik über die Blendangriffe.

Bundesweit hat sich die Zahl der Attacken jedoch drastisch erhöht. Zwischen Januar und August wurden bei der Deutschen Flugsicherung nach eigenen Angaben 230 Angriffe auf Flugzeuge und Hubschrauber gemeldet – im gesamten Vorjahr waren es 118. "Seit vorletztem Jahr gibt es einen extremen Anstieg", sagt der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. "Die Leute wissen oft gar nicht, was sie gerade tun." Dabei stellen die Laserpointerangriffe eine erhebliche Gefahr für die Flugsicherheit und die Gesundheit der Piloten dar.

Innenministerium lehnt Verbot von Laserpointern ab

Bei einem Angriff gebe es "im Cockpit eine schlagartige, extreme Erhellung, die zu einer sekunden- oder minutenlangen Blendung führt", sagt Handwerg. Gerade beim Start oder der Landung, wo von den Piloten höchste Konzentration verlangt wird, könne eine gefährliche Situation entstehen. Mögliche gesundheitliche Folgen können dem Pilotensprecher zufolge Kopfschmerzen, Augenblutungen oder sogar die Fluguntauglichkeit wegen einer Netzhautverletzung sein.

Wegen der enormen Gefahr, die von den kleinen Geräten ausgeht, fordert die Pilotenvereinigung ein Verbot von Laserpointern mit besonders hoher Leistung. Diese müssten als Waffen gesehen und deshalb unter das Waffengesetz gestellt werden, fordert Handwerg. Nicht nur der Gebrauch der leistungsstarken Laserpointer müsse verboten sein, sondern ebenso der Besitz. Im bayerischen Innenministerium ist die Zahl der Angriffe bekannt. Ein grundsätzliches Verbot von Laserpointern lehnt das Ministerium aber ab. "Ein Gesetzesvorhaben gibt es im Moment nicht", sagt ein Sprecher. Denn Laserpointer seien in vielen Bereichen und Industrien im Einsatz, da müsse eine genaue Überlegung stattfinden.

Polizei geht mit speziellem Einsatzkonzept gegen Angreifer vor

Im Bereich des Münchner Flughafens wurden den Angaben der Polizei zufolge seit September 2009 30 Angriffe mit Laserpointern gemeldet. "Es gibt ein spezielles Konzept, wie man nach einem Angriff vorgeht", sagt ein Polizeisprecher. Wie genau die Methode aussieht, mit der die Polizei die Täter in der Umgebung des Flughafens fassen will, verrät sie nicht. So viel gibt der Sprecher aber preis: "Das Entdeckungsrisiko wird hoch."

Weil die kleinen Pointer leicht zu verstecken sind, entkommen die Täter häufig unerkannt. Hin und wieder erwischt die Polizei aber die Angreifer. Das Amtsgericht Hof beispielsweise verurteilte Anfang Oktober eine 26 Jahre alte Frau zu einer dreimonatigen Bewährungsstrafe, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Den Angaben zufolge hat sie einen Laserpointer auf das Cockpit eines landenden Flugzeugs gerichtet. Dabei kam die Frau aber noch glimpflich davon. Die Straftat kann laut Polizei nämlich mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden. "Es ist kein Dummer-Jungen-Streich, sondern es findet ein gefährlicher Eingriff in den Flugverkehr und eine gefährliche Körperverletzung der Person statt", betont Pilotensprecher Handwerg.

dapd

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.