Langzeit-EKG als Sprengsatz

MÜNCHEN - Ein Scherz unter Freunden löste einen Bombenalarm aus: Günter D. (49) gab vor, sein Langzeit-EKG sei ein Sprengsatz. Für den folgenden Polizeieinsatz stand der Staplerfahrer nun vor dem Münchner Amtsgericht. Der Vorwurf: Störung des öffentlichen Friedens.
Es passierte am 12. Februar 2008: Günter D. war gegen acht Uhr morgens bei seinem Hausarzt. „Der hat mir ein Langzeit-EKG angelegt. 24 Stunden später sollte ich es wieder abgeben“, sagte der Angeklagte. Nach dem Arztbesuch ging Günter D. erst einmal zum Frühschoppen zu seinen Spezln am Pasinger Bahnhofskiosk. Irgendwann erzählte der arbeitslose Dieter M. (54): „Mensch, der Peter ist tot. Einfach so. Der hat einen Blutsturz gehabt.“
Inzwischen hatte sich Günter D. 1,8 Promille, dies ergab eine später durchgeführte Alkoholkontrolle, angetrunken und fand das Leben angeblich auch nur noch „scheiße“. Dabei soll er seinen Pulli hochgezogen und die EKG-Kabel gezeigt haben: „Ich mag auch nicht mehr leben. Mir haben sie in der Früh eine Bombe um den Hals gehängt.“
Dieter M., der auch nicht mehr nüchtern war, verließ die Runde und alarmierte die Polizei. Gegen 15 Uhr wurde Günter D. von zwei Polizeibeamten im Pasinger Bahnhof vorübergehend festgenommen. Ausweiskontrolle, abtasten, Wohnungdurchsuchung. „Die haben alles auf den Kopf gestellte“, so Günther D. Ein par Wochen später kam dann der Strafbefehl über 800 Euro. Dagegen legte er mit seinem Verteidiger Helmut Wiendl Einspruch ein: „Das war doch nur ein Jux.“ Günter D. ist auf Dieter M. nicht mehr gut zu sprechen: „Der verzählt nur Schmarrn. Den angeblich toten Peter habe ich drei Tage später putzmunter auf dem Radl gesehen.“
Amtsrichterin Claudia Papst: „Haben Sie nicht gemerkt, dass er es in den falschen Hals kriegt?“ Günter D.: „Eigentlich nicht. Die anderen sind auch nicht zur Polizei.“ Die Richterin stellte daraufhin das Verfahren ein. Die Kosten trägt die Staatskasse. th