Landtagswahl in Bayern: SPD in den von Brunnen gefallen

Die Sozialdemokraten fahren ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein. Ein Rücktritt des Parteichefs Florian von Brunn bleibt aus.
von  Maximilian Neumair
Florian von Brunn (Zweiter v.l.), Chef der SPD Bayern, spricht bei der Wahlparty zu seinen enttäuschten Genossen. Foto: Daniel Karmann/dpa
Florian von Brunn (Zweiter v.l.), Chef der SPD Bayern, spricht bei der Wahlparty zu seinen enttäuschten Genossen. Foto: Daniel Karmann/dpa © picture alliance/dpa

München — Ein fast schon kraftloses Stöhnen geht durch den kleinen in rot getauchten Raum der SPD-Wahlparty, als die erste Hochrechnung für die Wahl eintrudelt. 8,5 Prozent lautet die erste Prognose. Das historisch schlechteste Ergebnis der Partei. Damit haben die Sozialdemokraten ihren eigenen Negativrekord von der letzten Wahl noch einmal unterboten.

Wirklich erschüttert wirkt aber zunächst niemand. Mit einer Enttäuschung haben bei den vorausgegangenen Wahlprognosen wohl die meisten gerechnet. Auch wenn das keiner bis zur ersten Hochrechnung so recht zugeben mag, verraten die Gesichter der Anwesenden etwas anderes.

SPD nach Wahlschlappe: Enttäuschung macht sich breit

Florian von Brunn, der Partei- und Fraktionschef der SPD Bayern, spricht es bei seiner Ankunft dann auch klar aus: "Das Ergebnis ist mit Sicherheit eine Enttäuschung." Dieses müsse die Partei jetzt mit Demut annehmen und aufarbeiten. Als er auf die Bühne kommt, hellt sich zumindest die verhaltene Stimmung seit Verkündigung der ersten Hochrechnung zum ersten Mal etwas auf: Für ihn und seine Genossinnen Ruth Müller und Ronja Endres gibt es großen Applaus und Jubelrufe. Ganz unironisch. Von Brunn ist sich der Unterstützung seiner Partei sicher, wie er später sagt. Und so klingt es zumindest auch. Trotz der großen Wahlschlappe.

Auf die Frage nach seinem Rücktritt angesichts des historisch schlechten Ergebnisses bleibt von Brunn ganz entspannt: "Wir werden das im Landesvorstand und in den Gremien alles in Ruhe und Gelassenheit diskutieren. Wir haben ja noch nicht das endgültige Ergebnis."

Das Ziel der SPD — oder wohl eher die Hoffnung — war ein zweistelliges Ergebnis. Stattdessen ist der Stimmenanteil von 9,7 auf 7,9 Prozent abgestürzt.

SPD sucht Gründe für den Absturz

Von Brunn erklärt sich das folgendermaßen: "Der Hauptpunkt ist, dass wir unsere Themen unter der Überschrift 'Bezahlbares Wohnen' nicht auf die Straße gebracht haben, weil wir über die schwierige Lage in Deutschland insgesamt diskutiert haben."

Die bundespolitischen Themen hätten die landespolitischen verdrängt, sagt der SPD-Bayern-Chef weiter. Die Themenwahl seiner Partei — bezahlbares Wohnen, kostenlose Kitas, gute Pflege — sieht er hingegen nicht als Problem: "Grundsätzlich glaube ich tatsächlich, dass wir kein strukturelles Problem haben."

Von Brunn kann dem Wahlkampf auch ganz klar etwas Positives abgewinnen: "Wir haben gezeigt, dass die SPD in Bayern noch kämpfen kann!"

SPD besorgt über gutes Abschneiden der AfD

Große Sorgen bereiten von Brunn hingegen die Ergebnisse der AfD. Für ihn ein Erfolg von Populismus und Rechtsextremismus. "Wir müssen uns alle als Parteien der demokratischen Mitte überlegen, was wir dagegen tun können, weil das, was dort geboten wird, sind keine Lösungen für die großen Herausforderungen und Lösungen unserer Zeit", sagt von Brunn energisch.

Dafür erntet er großen Applaus. Wenngleich die Sozialdemokraten an diesem Abend nicht viel zu beklatschen haben.

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