Landtagswahl: Edi schiebt Ude an

Auf dem Weg zum SPD-Hoffnungsträger hat der OB unerwarteten Zuspruch erhalten: Ausgerechnet Stoiber liefert den Denkanstoß zur Landtags-Kandidatur
von  Julia Lenders
Anstoßen beim Trachtenumzug: Ausgerechnet Edmund Stoiber (l., CSU) hat Christian Ude (SPD) Kandidatur bei der Landtagswahl ermuntert.
Anstoßen beim Trachtenumzug: Ausgerechnet Edmund Stoiber (l., CSU) hat Christian Ude (SPD) Kandidatur bei der Landtagswahl ermuntert.

Auf dem Weg zum SPD-Hoffnungsträger hat der OB unerwarteten (und wohl unbeabsichtigten) Zuspruch erhalten: Ausgerechnet Stoiber liefert den Denkanstoß zur Landtags-Kandidatur

MÜNCHEN Innerhalb eines Jahres kann sich die Zukunftsplanung eines Mannes komplett ändern. Siehe: Christian Ude. Der begann das Jahr 2011 als Auslaufmodell im Rathaus. Und beendet es als Hoffnungsträger für den Landtag. Gestern, beim traditionellen Treffen mit den Rathaus-Reportern, erklärte er, wie es dazu kam. Und offenbarte dabei Überraschendes: Ausgerechnet Edmund Stoiber hatte Anteil daran, dass die Entscheidung in ihm reifte. Edi als Ude-Motivator? Die CSU wird’s ihrem Ex-Ministerpräsidenten kaum danken.

Noch im Juni habe er selbst nicht geahnt, dass er Spitzenkandidat der Bayern-SPD werde, sagt Ude. „Bis dahin war die Linie: Vergesst es!“ Doch dann hätten einige Dinge in seinem Hinterkopf gearbeitet. Darunter eben auch die Erinnerung an ein Treffen mit Stoiber und seiner Frau.

Es war am Rande von „Oper für alle“. Da habe der CSU-Ehrenvorsitzende zu ihm gesagt: Er sei sich seiner Mehrheit in Bayern immer sicher gewesen. Nur einmal, da habe er befürchtet, dass Ude antreten wolle. „Nanu!“, dachte Ude. Die hatten da wirklich Sorge? Das brachte ihn ins Grübeln. Das – und die aktuellen Rahmenbedingungen, die er so beschreibt: „Die CSU ist schwach wie nie.“ Von der Atomkraft bis zur Wehrpflicht – es gäbe kein Thema mehr, wo ihre Thesen noch Gültigkeit hätten. „Die CSU verliert an Identität.“ Zugleich sei seine Überzeugung gewachsen, dass die SPD Herausforderungen im Vergleich besser meistere. Und zwei potenzielle Bündnispartner gibt es auch. Das waren genug Gründe für Ude, umzudenken. Maximilianeum statt Mykonos.

Wobei er dementiert, dass die Insel je Dauer-Domizil geworden wäre. „Das war nie auch nur die Idee.“ Ziel sei bloß gewesen, „aus fünf bis sechs Wochen mal zehn bis zwölf zu machen.“

Einem CSU-Mann hat Ude heuer dessen Wahlerfolg übrigens gegönnt. Mehr noch. Er warb für ihn. Die Rede ist vom neuen Sparkassenpräsidenten Georg Fahrenschon. Er habe sich für ihn eingesetzt, weil er ihn als „zuverlässigen, bekennenden Überzeugungstäter“ zugunsten des Sparkassenwesens erlebt habe. Dass Ministerpräsident Seehofer so tat, als sei der Abgang seines Finanzministers eine Überraschung, könne er nicht verstehen: Seit Frühjahr sei es darauf zugelaufen. Wie sich die Zukunftspläne eines Mannes binnen eines Jahres ändern können...

 

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