Landtagswahl 2018: Kandidaten für Stimmkreis 104 München-Milbertshofen
München - Vor fünf Jahren hatte Ruth Waldmann, Sozialwissenschaftlerin und tief in der SPD verwurzelt, im Stimmkreis Milbertshofen eine Sensation geschafft: Sie färbte als einzige Genossin im tiefschwarzen Bayern ihren Landtagsstimmkreis rot – mit 33,8 Prozent der Erststimmen hauchdünn vor der damaligen CSU-Kontrahentin Mechthilde Wittmann (32,2). Auch die junge Grüne Katharina Schulze war damals schon dabei. 13,6 Prozent holte sie und zog dennoch - über die Landesliste - ins Maximilianeum ein.
Dieses Jahr könnte es eine neue Sensation geben. Die grüne "Katha" (33), wie ihre Fans sie nennen, inzwischen quirlige Spitzenkandidatin ihrer Partei (im Duo mit Ludwig Hartmann), streitbar und zornig für Klimaschutz und gegen Rechts, und sicher mitverantwortlich für den Grünen-Hype im Freistaat, ist auf dem besten Weg, den Stimmkreis für sich zu erobern. Es wäre der dritte in München, den die Grünen (neben Mitte und Schwabing) für sich gewinnen könnten. (Hier gibt's das große AZ-Interview mit Schulze und Hartmann)
Ruth Waldmann kämpft für Pflege
Ruth Waldmann (47) indes, Fraktionssprecherin im Landtag und zuletzt auch im Untersuchungsausschuss zum Verkauf der GBW-Wohnungen, kämpft unverdrossen weiter – für ihr seit Jahren großes Thema Pflege. Ihr Markenzeichen, einen roten Bürger-Koffer, hat sie immer dabei. Jeder Münchner darf seine Anregungen hineinwerfen. "München", sagt Ruth Waldmann, "bleibt dann ein friedlicher Ort, wenn wir Benachteiligte nicht allein lassen."
Die Dritte in der Damenrunde ist ein junges, neues Gesicht der CSU: Tina Pickert (33), Mitglied im Bezirksausschuss Milbertshofen und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU. Sie kam überraschend zum Zug, denn Vorgängerin Mechthilde Wittmann tritt diesmal im Nachbarstimmkreis Moosach an, und die eigentlich vorgesehene Stadträtin Evelyne Menges hatte vorab zurückgezogen.
Zum Termin kommen die Damen umweltschonend
Zum Fototermin mit der Abendzeitung kommt Tina Pickert mit dem Radl, Ruth Waldmann mit dem E-Bike und Katharina Schulze mit ihrem Wahlkampf-Elektroauto samt Fahrerin. Die drei Frauen treffen sich am Mittleren Ring, auf der kleinen Fußgängerbrücke über der vollgestauten und stinkigen Landshuter Allee, die an dieser Stelle - vielleicht - mal ein Tunnel sein wird.
Tina Pickert unterstützt, ganz auf CSU-Linie, den Tunnel unbedingt, SPD-Frau Ruth Waldmann zeigt viel Verständnis dafür, dass die Anwohner hier links und rechts sich Ruhe und saubere Luft wünschen. "Es macht schon Sinn, so ein Tunnel hier", sagt sie.
Katharina Schulze freilich schüttelt da energisch den Kopf. "Ein Tunnel nutzt hier nichts, weil der die Lage für die Anwohner an den Ausfahrten noch verschlechtert." Sie will Diesel umrüsten, die blaue Plakette, Lkw raus aus der Stadt, mehr Radwege, Lärmschutzwände und Tempo 30 dort, wo Menschen wohnen. Die "große Lösung" halt.
Der Stimmkreis München-Milbertshofen im Überblick
Zum Stimmkreis München-Milbertshofen (104) gehören die Stadtbezirke Milbertshofen-Am Hart (11) und Schwabing-West (4) und Teile von Neuhausen-Nymphenburg (9). Im Stimmkreis Milbertshofen wohnen 109.489 Stimmberechtigte (das sind wegen des neuen Zuschnitts 18.400 weniger als bei der letzten Landtagswahl 2013). 2013 hatte SPD-Kandidatin Ruth Waldmann das Direktmandat geholt, es wurde der einzige rote Stimmkreis Bayerns.
Einen Überblick über die Kandidaten aller Stimmkreise in München finden Sie hier
München-Milbertshofen: Die Kandidaten
CSU: Tina Pickert

- Alter: 33
- Beruf: Wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Familienstand: ledig
Tina Pickert (33) kandidiert zum ersten Mal. Sie ist Geschäftsführerin der JU München, hat Psychologie und Politik studiert, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU in einem Projekt zur Digitalisierung der Bildung und wohnt im Olympiadorf. Im Landtag will sie sich um Digitalisierung und mehr Ärzte und Pfleger für den Münchner Norden kümmern. Sie fährt privat gern Rad, unterstützt aber Tunnellösungen für den Autoverkehr.
SPD: Ruth Waldmann
- Alter: 47
- Beruf: Sozialwissenschaftlerin, Mitglied des Landtags
- Familienstand: liiert
In der SPD ist Ruth Waldmann (47) eine kleine Berühmtheit, seit sie 2013 ihren Landtagsstimmkreis gewonnen hat. Sie ist seit 1990 in der SPD, jahrelang bei der Awo, im Landtag Sprecherin für Gesundheit und Pflege, wohnt in Schwabing-West. Sie steckt viel Zeit und Geld in ihr Bürgerbüro, wo Bürger Rat und Hilfe finden. Ihre Themen: Pflege, günstige Wohnungen, mehr Arztpraxen.
Grüne: Katharina Schulze

- Alter: 33
- Beruf: Politikwissenschaftlerin, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag
- Familienstand: ledig
Die Spitzenkandidatin der bayerischen Grünen und Politikwissenschaftlerin (33) ist in Herrsching am Ammersee aufgewachsen und lebt in Neuhausen.
Sie kommt aus der Grünen Jugend, ist 2014 zum ersten Mal in den Landtag gezogen und dort bald Fraktionschefin geworden. Katharina Schulze hat als Sprecherin von "München gegen die dritte Startbahn" mit dafür gesorgt, dass der Bürgerentscheid gewonnen wurde. Für eine Flughafenerweiterung, findet sie, gibt es keinen Bedarf, noch mehr Lärm und Abgase widersprechen aus ihrer Sicht außerdem dem Klimaschutz.
FDP: Andreas Keck
- Alter: 55
- Beruf: Kaufmann, Kommunikationswirt
- Familienstand: verheiratet
Andreas Keck (55, seit 1998 in der FDP) ist Kaufmann und Kommunikationswirt, Chef des "German Mittelstand"- Netzwerks, verheiratet und wohnt in Oberföhring. Die Themen Wohnen und Verkehr will er "pragmatisch und nicht ideologisch" angehen – etwa durch weniger Bauvorschriften. Land und Kommunen sollen ihre Grundstücke gemeinwohlorientiert zur Verfügung stellen.
Die Linke: Ates Gürpinar
- Alter: 33
- Beruf: Medienwissenschaftler
- Familienstand: ledig
Sein Vater ist Türke, die anderen Großeltern stammen aus Pommern. Er selbst ist in Darmstadt geboren und lebt im Glockenbachviertel. Der Medienwissenschaftler Ates Gürpinar (33) bildet mit Eva Bulling-Schröter das Spitzenduo der Linken im Landtagswahlkampf. Ihm geht es um "Mehr für die Mehrheit", also die Umverteilung von Geld für bessere Pflege, Bildung und höhere Renten. Finanzieren ließe sich das, wenn man in Bayern "endlich mal mehr Steuerprüfer" einsetze. Falls er es in den Landtag schafft, will er "in Lederhosen" einziehen.
AfD: Thomas Hastreiter
- Alter: 50
- Beruf: Angestellter
- Familienstand: verheiratet
Thomas Hastreiter (50, verheiratet), ist in Ostbayern aufgewachsen, lebt in Schwabing-West und ist 2014 in die AfD eingetreten. Er war früher Berufssoldat, heute ist er leitender Angestellter. Seit 2015 fungiert er als Vize-Kreisvorsitzender für München-Nord, ebenso ist er Mitglied im Verein "Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten in der AfD".
Freie Wähler: Felix Stahl
- Alter: 40
- Beruf: Dipl. Verwaltungswirt
- Familienstand: ledig
Kreuze in Amtsstuben lehnt er ab, einer Grundrente für alle, die 35 Jahre gearbeitet haben, stimmt er zu. Der 40-Jährige, der aus Irschenberg kommt, ist Diplom-Verwaltungswirt, arbeitet als Sachbearbeiter im Jobcenter und wohnt in Schwabing. Für München wünscht er sich kostenfreie Kitas, eine bessere Bezahlung des Betreuungspersonals und dass Lehrer nicht mehr befristet, sondern grundsätzlich durchgehend beschäftigt werden. Dass viele bayerische Lehrer in den Sommerferien ausgestellt werden, sagt er, sei "skandalös".
Bayernpartei: Hubert Dorn
- Alter: 61
- Beruf: Fachlehrer, Generalsekretär
- Familienstand: verheiratet
Der Fachlehrer (61), der in München geboren ist und Altphilologie und Geschichte studiert hat, war von 1989 bis 1999 Vorsitzender der Bayernpartei. Seit 2004 fungiert er als Generalsekretär. Hubert Dorn will den Münchner Dialekt und die "typische Münchner Kultur" fördern. Er plädiert für Sprachförderung ab dem Kindergarten und bayerische Inhalte in den Lehrplänen der Schulen. Dorn ist verheiratet und wohnt in Moosach. Er hat das Buch "Die Schlacht von Sendling 1705 – Chronologie einer bayerischen Tragödie" geschrieben.
mut: Axel Schweiger
- Alter: 61
- Beruf: ehrenamtl. Personalleiter der Münchner Tafel
- Familienstand: geschieden
Wer tritt an? Die Kandidaten in Milbertshofen
Unten sehen Sie die Kandidaten des Stimmkreises aufgelistet. Mit dem hier folgenden Kandidaten-Check von abgeordnetenwatch.de können Sie ganz leicht herausfinden, welche Position die Kandidaten zu bestimmten Thesen vertreten. Auch Sie selbst können den einzelnen Thesen entweder zustimmen, sie ablehnen oder sich gegenüber eines gewissen Themengebiets neutral halten. Am Ende des Checks - nach 20 Thesen - sehen Sie dann, mit welchem Kandidaten, bzw. welcher Partei sie die meisten Übereinstimmungen haben.
Wer im Hinblick auf die kommende Landtagswahl (14. Oktober) also noch unschlüssig sein sollte, kann sich mit dem Kandidaten-Check von abgeordnetenwatch.de einen ersten groben Überblick verschaffen.
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