Landtagswahl 2018 in Bayern: Kandidaten für Stimmkreis 108 München-Schwabing

Am 14. Oktober wählt Bayern einen neuen Landtag – die AZ stellt die Kandidaten der einzelnen Münchner Stimmkreise vor. Im Stimmkreis München-Schwabing gilt der ehemalige Kultusminister Ludwig Spaenle als angezählt. Seine Gegner spechten deshalb auf sein politisches Erbe.
von  Florian Zick, AZ
Wahl-O-Mat Landtagswahl 2018 Bayern
Wahl-O-Mat Landtagswahl 2018 Bayern

München - Der Stimmkreis Schwabing gehört zum Spannendsten, was die Landtagswahl zu bieten hat. Denn CSU und SPD liefern sich hier traditionell ein enges Rennen. Doch heuer dürfte es so knapp zugehen wie noch nie.

Nachdem CSU-Kandidat Ludwig Spaenle von Ministerpräsident Markus Söder aus dem bayerischen Kabinett verbannt worden ist, gilt dieser nun als angezählt. Der Chef der Münchner CSU geht entsprechend geschwächt in die Wahl.

Schon bei den vergangenen Landtagswahlen hatte Spaenle keinen Riesen-Vorsprung. Es langte zwar jedes Mal für das Direktmandat. Doch 2013 waren es nur 2,4 Prozent Vorsprung auf SPD-Kandidatin Isabell Zacharias, fünf Jahre davor sogar nur 1,3 Prozent.

Die Grünen können Spaenle gefährlich werden

Man möchte deshalb meinen: Jetzt ist die Zeit für den großen Angriff der Genossen. Aber wie man weiß, steht es momentan nicht besonders gut um die alte Tante SPD. Bei Umfragen gerade mal so noch zweistellig. Und so ist es tatsächlich auch nicht Zacharias, die Prognosen zufolge Spaenle gefährlich werden kann, sondern der Grünen-Kandidat Christian Hierneis.

Hierneis ist, was politische Ämter angeht, noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Als Chef vom Münchner Bund Naturschutz hat er aber durchaus eine stadtweite Bekanntheit und in seinem Wohnviertel in Schwabing auch eine beachtliche Lobby. Ihm wird deshalb zugetraut, dass er Spaenle vom Thron stößt.

Stimmkreis wurde neu zugeschnitten

Was Spaenle retten könnte, ist der neue Zuschnitt des Stimmkreises. Für den neuen Wahlbezirk München-Mitte wurden im Süden vom Schwabinger Hoheitsgebiet nämlich ein paar Teile abgezwickt. Dort wohnt vor allem sozialliberales Publikum. Rechnet man das Ergebnis von 2013 deshalb auf die heutigen Zuschnitte um, könnten Spaenle noch ein paar Punkte Vorsprung retten.

Was mit Spaenle passiert, wenn er das Direktmandat nicht verteidigt, ist derzeit offen. Zwar hat er einen guten Platz auf der Oberbayern-Liste. Dort steht er hinter Bauministerin Ilse Aigner und hinter Umweltminister Marcel Huber auf Platz 3. Doch so, wie die CSU derzeit schwächelt, würde das nicht für den Einzug in den Landtag reichen. Wohl deshalb hat sich Spaenle kürzlich selbst als Oberbürgermeister-Kandidat ins Spiel gebracht.

Unangenehm für Spaenle ist, dass auch Wolfgang Heubisch wieder in Schwabing antritt. Der ehemalige FDP-Staatsminister will’s mit seinen 72 Jahren noch einmal wissen. Ein wirklicher Kandidat fürs Direktmandat ist er zwar nicht. Aber prominent genug ist er allemal, um bei konservativen Wählern ein paar Stimmen abzufangen.

Wie’s am Ende ausgeht? Auch keiner der Kandidaten traut sich da eine Vorhersage zu. Auch bei vergangenen Wahlen gab’s für Schwabing schließlich Prognosen – und am Ende kam’s doch anders.

Einen Überblick über die Kandidaten aller Stimmkreise in München finden Sie hier


Stimmkreis 108: München-Schwabing

Zum Stimmkreis Schwabing gehören die Stadtbezirke Altstadt-Lehel (1), die Maxvorstadt (3) und der namensgebende Stadtbezirk Schwabing-Freimann (12). Dem städtischen Wahlamt zufolge gibt es hier aktuell 92.572 Stimmberechtigte – das sind fast 25.000 weniger als 2013. Der Grund: Der neue Stimmkreis München-Mitte hat einen neuen Zuschnitt nötig gemacht. 2013 holte sich Ludwig Spaenle hier das Direktmandat.


München-Schwabing: Die Kandidaten

CSU: Ludwig Spaenle

  • Alter: 57
  • Beruf: Mitglied des Landtags, Staatsminister a.D.
  • Familienstand: verheiratet, zwei Kinder

Der 57-Jährige hat früher als Journalist für den BR gearbeitet, dürfte den meisten aber eher bekannter sein als ehemaliger Kultusminister. Spaenle wohnt in Schwabing, ist verheiratet und hat zwei Töchter. Sein prominentestes München-Thema ist derzeit der Erhalt des Englischen Gartens. So kämpft Spaenle immer noch vehement gegen den Bau einer Tram-Linie durch den Park – und da inzwischen auch gegen die eigene Partei.


SPD: Isabell Zacharias

  • Alter: 53
  • Beruf: Landtagsabgeordnete
  • Familienstand: ledig

Die 53-Jährige ist von Beruf Ernährungswissenschaftlerin. Sie lebt in Schwabing, ist ledig und hat drei Kinder. Zacharias sitzt seit zehn Jahren für die SPD im Landtag. Sie ist Bildungspolitikerin, vertritt ihre Fraktion bei allen hochschul- und kulturpolitischen Themen und setzt auch im Wahlkampf auf Kultur und Bildung für alle. Über ihr Kernthema hinaus setzt sich Zacharias auch ganz allgemein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. Den sieht sie durch populistische Angriffe von Rechts nämlich als gefährdet an.


Grüne: Christian Hierneis

  • Alter: 54
  • Beruf: Umweltberater
  • Familienstand: verheiratet

Der 54-Jährige ist verheiratet und wohnt in Schwabing. Den meisten Münchnern dürfte er vor allem als Chef des hiesigen Bund Naturschutz ein Begriff sein. Hierneis ist also ein klassischer Pflanzen-und-Tiere-Grüner. Er setzt sich für eine "bessere Stadtentwicklung" ein, wie er sagt. In seinem Fall bedeutet das: Grün statt Beton. Es brauche mehr Bäume, Sträucher und Freiflächen, dann steige auch die Lebensqualität in der Stadt.


FDP: Wolfgang Heubisch

  • Alter: 72
  • Beruf: Stadtrat, Staatsminister a.D.
  • Familienstand: verheiratet, drei Kinder

Der 72-Jährige ist gelernter Zahnarzt, saß als Wissenschaftsminister aber auch fünf Jahre lang im bayerischen Kabinett. Inzwischen ist Heubisch Stadtrat. Er lebt in Haidhausen, ist verheiratet und hat drei Kinder. Heubisch will sich dafür einsetzen, dass München eine lebenswerte Stadt bleibt. Die Bereiche Wohnen, Wirtschaft und Verkehr müssten sinnvoll gesteuert werden, findet er. Und natürlich: Auch das kulturelle Leben in der Stadt müsse für jeden zugänglich bleiben.


Die Linke: Martina Ripke

  • Alter: 55
  • Beruf: Personalreferentin
  • Familienstand: geschieden

Die 56-Jährige wohnt in der Maxvorstadt. Als Bewerbungs-Coach versucht sie, ihren Kunden zu neuen Jobs zu verhelfen. Ripke zählt ein paar Münchner Klassiker zu ihren Kernthemen: Sie will sich für bezahlbare Mieten einsetzen, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs voranbringen und dafür sorgen, dass sich auch Menschen mit kleinem Gehalt die Stadt noch leisten können. Außerdem setzt sie sich für gute Arbeitsbedingungen ein – und da geht’s in allererster Linie natürlich um faire Löhne und flexible Bürozeiten.


AfD: Matthias Helmer

  • Alter: 66
  • Beruf: Taxiunternehmer
  • Familienstand: verheiratet

Der in Niedersachsen geborene 66-Jährige ist Taxi-Unternehmer. Er wohnt in Moosach, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Helmers politischer Schwerpunkt ist die Familienpolitik. Er findet: In München gibt es zu wenig Kinder. Er fordert deshalb eine Verdopplung des Kindergelds, kostenlose Kindergärten und günstige Wohnungen. So sollen die Leute zur Familiengründung ermuntert werden.


Freie Wähler: Harald Müller

  • Alter: 50
  • Beruf: Justizobersekretär
  • Familienstand: ledig

Der 51-Jährige arbeitet als Justizsekretär bei der Münchner Staatsanwaltschaft. Er wohnt im Arnulfpark, ist ledig und hat keine Kinder. Müller ist viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Radl unterwegs – ein Auto hat er gar nicht. Er setzt sich deshalb für den Ausbau des ÖPNV und für sichere Radlwege ein. Als Mieter einer GBW-Wohnung will der dem Freistaat bei Immobiliengeschäften zudem auf die Finger schauen.


Bayernpartei: Angela Settele

Eines der Kernthemen der 57-Jährigen ist die Münchner Wohnungsproblematik – dabei bezieht sich Settele laut eigener Aussage auf die bayerische Verfassung (Art. 106: "Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung"). Sie ist der Meinung, dass Spekulationen mit privatem Wohnraum bzw. Bodenerwerb nur zu Spekulationszwecken ein Riegel vorgeschoben werden muss. Als Integrationsfachkraft für Geflüchtete, sieht Settele in der Integration und auch in der gerechten Verteilung von Sozialleistungen eine Hauptaufgabe. Dadurch möchte sie eine Spaltung der Gesellschaft verhindern.


mut: Stephan Lessenich

  • Alter: 52
  • Beruf: Hochschullehrer
  • Familienstand: geschieden, ein Kind

Der 53-Jährige gehört neben der Landtagsabgeordenten Claudia Stamm (früher Grüne) zum Spitzenduo der neu gegründeten Partei Mut. Lessenich ist Soziologie-Professor und hat einen Lehrstuhl an der Ludwig-Maximilians-Universität inne. Er wohnt in Sendling, ist geschieden und hat ein inzwischen erwachsenes Kind. Ganz seinem Fachgebiet entsprechend zählt Lessenich die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit zu seinen Kernthemen. Zudem will er sich dafür einsetzen, dass München immer gut mit Schulen und Krankenhäusern versorgt ist.


So funktioniert der Kandidaten-Check

Oben sehen Sie die Kandidaten des Stimmkreises aufgelistet. Mit dem hier folgenden Kandidaten-Check von abgeordnetenwatch.de können Sie ganz leicht herausfinden, welche Position die Kandidaten zu bestimmten Thesen vertreten. Auch Sie selbst können den einzelnen Thesen entweder zustimmen, sie ablehnen oder sich gegenüber eines gewissen Themengebiets neutral halten. Am Ende des Checks - nach 20 Thesen - sehen Sie dann, mit welchem Kandidaten, bzw. welcher Partei sie die meisten Übereinstimmungen haben.

Wer im Hinblick auf die kommende Landtagswahl (14. Oktober) also noch unschlüssig sein sollte, kann sich mit dem Kandidaten-Check von abgeordnetenwatch.de einen ersten groben Überblick verschaffen. 

 

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