Landshuter Allee: Protest gegen geplante Lärmschutzwand

München - An diesem Freitagvormittag steht Margot Günther auf dem Dom-Pedro-Platz und hält ein Foto aus dem Jahr 1936 in den Händen: Es zeigt ihre Schwester und ihre Mutter auf der Landshuter Allee, im Hintergrund keine Autos, nur Bäume und die Kirche St. Theresia.
Landshuter Allee: Mauer statt Tunnel
Heute - fast 90 Jahre später - zählt die Landshuter Allee zu den dreckigsten Straßen Deutschlands, um die 150 000 Autos fahren dort am Tag. "Fast alle im Altersheim haben Lungenkrankheiten", sagt Margot Günther, 84 Jahre alt.

Rathaus-Koalition: Tunnel zu teuer
Eigentlich gab es den Plan, den Verkehr auf der Landshuter Allee unter die Erde zu legen. Doch weil die Tunnel-Baustelle komplex und teuer ist, verwarf Grün-Rot im Rathaus die Idee. Allerdings beauftragte die Koalition die Verwaltung zu prüfen, wie ansonsten der Lärmschutz verbessert werden kann. Ein Vorschlag: eine mehr als sieben Meter hohe Einhausung. Der Deckel soll begrünt werden und begehbar sein.
Günther: "Verbrechen an den Bürgern"
Margot Günther, die im Seniorenbeirat sitzt und früher für die CSU im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg saß, hält davon gar nichts: "Ein Verbrechen an den Münchner Bürgern ist das." Eine Mauer zu bauen, sei fast noch schlimmer, als die Straße so zu lassen, wie sie ist. Während Günther erzählt, fährt hinter ihr eine Hebebühne 7,50 Meter in die Höhe. Aufgebaut haben diese die CSU und die FDP. Sie wollen demonstrieren, wie klein man neben einer solchen Wand erscheint, die fast zwei Stockwerke der Wohnhäuser nebenan überragt.
"Die Wand würde einen brutalen Einschnitt ins Viertel bedeuten", sagt CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. Er fordert deshalb ebenso wie die FDP, dass die Stadt doch einen Tunnel baut. "Die Pläne liegen fast fertig in der Schublade", sagt er. Für einen Tunnel gebe es Zuschüsse von Bund und Land, sagt Pretzl. Noch dazu könne man mit einem Tunnel mehr Aufenthaltsqualität schaffen - so wie am Petuelpark.
CSU, FDP und Anwohner protestieren
Ein paar CSUler, FDPler und Anwohner kamen am Freitag zur Demo. Auch der Kirchenpfleger von St. Theresia, Frank Multerer, schaute vorbei. "Ich bin wenig begeistert über die Einhausung", sagt er. "Wahrscheinlich würden wir das Ganze sogar baurechtlich prüfen lassen." Ihn stört, dass die Wand die zwei Viertel noch mehr trennen würde. Doch wie konkret ist die Idee des Riesen-Lärmschutz-Walls überhaupt? Einen Beschluss, ihn tatsächlich zu bauen, gibt es noch nicht. Momentan prüft das Baureferat bloß. "Mir ist wichtig, alle Details zu kennen", sagt der SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl. In New York sei die High Line, eine nicht mehr genutzte 7,5 Meter hohe Güterzugtrasse, schließlich eine Attraktion.