Landhendl und Austerntrilogie

Im Weinzelt der Wiesn-Wirte-Familie Kuffler gibt es keine Masskrüge: Angeboten werden Weissbier, ausgesuchte Weine, Sekt und Champagner - selbst aus der 15-Liter-Flasche.
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Prost - auf das Oktoberfest 2009! Roland, Doris, Stephan und Sebastian Kuffler (v.l.) mit ihrem berühmten überdimensionalen Römer, der am Samstag beim Wiesn-Start wieder seinen alljährlich Einsatz hat.
Daniel von Loeper Prost - auf das Oktoberfest 2009! Roland, Doris, Stephan und Sebastian Kuffler (v.l.) mit ihrem berühmten überdimensionalen Römer, der am Samstag beim Wiesn-Start wieder seinen alljährlich Einsatz hat.

Im Weinzelt der Wiesn-Wirte-Familie Kuffler gibt es keine Masskrüge: Angeboten werden Weissbier, ausgesuchte Weine, Sekt und Champagner - selbst aus der 15-Liter-Flasche.

Vorsichtig nimmt Wiesn-Wirt Stephan Kuffler eine grosse Schachtel aus seinem Auto und trägt sie langsamen Schrittes ins Festzelt. "Da darf nichts schiefgehen", sagt er lächelnd: "Sonst ist unser Ritual beim Wiesn-Start ernstlich in Gefahr." Fünf Minuten später sitzt er entspannt in einer Boxe seines bereits vollständig dekorierten Zeltes, vor ihm auf dem Tisch steht ein überdimensionales Weinglas - jenes Glas, das kommenden Samstag, Punkt zwölf Uhr, seinen grossen Einsatz hat.

Wird in fünf Tagen in den 13 anderen grossen Festhallen mit mehr oder weniger grossem Zeremoniell das erste Fass Wiesn-Bier angezapft, so gibt's im Weinzelt der Familie Kuffler keinen herkömmlichen Anstich, kein "O'zapft is!". Schliesslich spielt hier ja auch nicht Gersten-, sondern Rebensaft die Hauptrolle. Zum Wien-Start kredenzen im schmucken Weinzelt alljährlich die Winzer ihrer Wirtin das erste Glas Hauswein, Grünen Veltliner - schon traditionell im meterhohen Römer. Für königlichen Glanz im Zelt sorgt stets die amtierende Weinkönigin.

Das erleben Roland, Doris und ihr Sohn Stephan Kuffler dieses Jahr zum inzwischen 25. Mal: Die erfolgreichen Münchner Wirte (zu deren Gastro-Reich unter anderem das Spatenhaus an der Oper, der Haxnbauer, das Mangostin-Asia-Restaurant und das Seehaus im Englischen Garten gehören) sind bereits seit einem Vierteljahrhundert auf der Wiesn. Seit 1984, als die Familie Kuffler das einzige Festzelt übernahm, in dem man keinen Masskrug findet.

Weinausschank hat auf der Wiesn übrigens eine lange Tradition: Seit 1885 gab es eine "Bodega" auf dem Oktoberfest, 1949 folgte die Weinhalle "Bucentaurus" in Gestalt eines Prunkschiffes.

"Ganz ohne Bier geht's aber nicht auf der Wiesn", sagt Stephan Kuffler, und so gibt es im Weinzelt, natürlich in 0,5-Liter-Gläsern und nur bis 21 Uhr, auch Paulaner Hefe-Weissbier vom Fass - neben ausgesuchten Weinen, Schoppen- und Flaschen-Weinen, Nymphenburg-Sekt und Champagner. Wer es richtig krachen lassen will, kann im Kreis der Schönen und Reichen auch eine 15-Liter-Flasche Deutz-Schampus für 3300 Euro bestellen.

Flirten lässt sich's indes auch bei Weinschorle. Der Flirtfaktor im Weinzelt ist hoch, traditionell besonders auf der Galerie beim gläsernen Radio-Gong-Studio. "Wir sind das Zelt mit dem höchs-ten Frauenanteil", sagt Stephan Kuffler, in dessen Festhalle auch jedes Jahr oben auf dem Musikantenpodium mindestens zwei Heiratsanträge gemacht werden. Der Junior-Chef lacht: "Bislang wurden tatsächlich auch alle angenommen."

Gemeinsam spazieren die Festwirte Roland, Doris und Stephan Kuffler durch ihre vor vier Jahren völlig neu gestaltete, aufwändig geschmückte Festhalle mit den gemütlichen Holzboxen mit Eckbänken. Die Vorfreude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. "Die Wiesn-Zeit ist schon etwas ganz Besonderes", sagt Roland Kuffler, und seine Frau Doris nickt: "Wir Freude uns schon riesig auf Samstag." Wenn's endlich wieder losgeht - im Weinzelt, wo nicht nur (täglich mit gleich drei Bands) fröhlich gefeiert und getrunken, sondern auch gespeist wird.

Neben klassischen Wiesn-Schmankerln wie Hendl, das im Weinzelt ein maiskorngefüttertes Landhendl ist, Ente, Haxe, Schweinsbraten oder Schweinswürstln stehen auch allerlei Spezialitäten aus den Kuffler-Restaurants auf der Speisekarte, auch einige recht Wiesn-fremde: "Garganelli mit Steinpilzen" vom Spatenhaus beispielsweise, "Austerntrilogie" vom Seehaus oder gar "Geang Gung Gab Mamuang", ein rotes Thai-Curry vom Mangostin. Im Weinzelt ist eben alles ein bisserl anders als in den übrigen 13 Festzelten.

Alle Infos rund ums Zelt

Größe: Insgesamt 2500 Plätze, davon 550 draußen im Garten (im Stil eines fränkischen Weingartens).

Spezialität: Schoppen und Flaschenweine, Nymphenburg-Sekt, Paulaner Hefe-Weißbier (bis 21 Uhr); Kronenenten aus Freilandhaltung, Landhendl, Bratwürste aus eigener Metzgerei und das beliebte „Weinzelt Jausenbrett“.

Publikum: 80 Prozent Münchner, natürlich fesch in Tracht. „Das Zelt mit dem größten Frauenanteil“, sagt Stephan Kuffler.

Annette Baronikians

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